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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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alles, was mir dazu einfiel, klang dürftig und ließ sich auch anders interpretieren: zum Beispiel so, dass er für eine Beziehung noch nicht bereit sei (was er selbst gesagt hatte) und ich auch nicht (was er ebenfalls gesagt hatte). Und dass er eine beschissene Zeit mit seiner Verlobten hinter sich hatte. Mit anderen Worten: Er fühlte sich in meiner Gesellschaft wohl und genoss es, Zeit mit mir zu verbringen, solange keiner von uns eine Beziehung wollte. Damit war er auf der sicheren Seite und musste nicht befürchten, dass ich gleich über ihn herfiel. Und genau das hatte er gesagt, bevor ich trotzdem über ihn hergefal len war!
    Scheiße.
    Gegen drei Uhr morgens war ich aufgestanden, hatte die Heizung angestellt und mich zitternd im Bademantel zehn Minuten mit einer Tasse Tee hingesetzt. Als sich die Wärme langsam in mir ausbreitete, beschloss ich, meine Atemübungen zu machen. Warum auch nicht? Ich hatte ja sonst nichts zu tun.
    Diesmal bemühte ich mich sehr, nicht an Stuart zu denken, denn das würde alles nur noch schlimmer machen. Aber je mehr ich mich bemühte, nicht an ihn zu denken, desto unmöglicher wurde es. Ich sah zur Decke empor, lauschte auf die tosende Stille in meinen Ohren und fragte mich, ob auch er nicht schlafen konnte. Falls ja, lag er bestimmt da und fragte sich, was er bei unserer nächsten Begegnung bloß zu mir sagen sollte. »Äh, hallo, ja, ich weiß, dass ich dich auch geküsst habe, aber lieber würde ich mir die Augenbrauen abrasieren, als dich noch einmal zu küssen. Würdest du dich bitte von mir fernhalten? Vielen Dank auch.«
    Ich versuchte sogar, ein ernstes Wörtchen mit mir zu reden. »Ich werde nicht zulassen, dass mich das zurückwirft. Ich erhole mich langsam von meiner Zwangsstörung. Es geht mir jeden Tag ein wenig besser. Ich erhole mich, weil ich es schaffen kann. Er hat mich nur darauf hingewiesen, aber er kann mir nicht helfen. Ich sorge selbst dafür, dass es mir besser geht.«
    Danach wiederholte ich meine Atemübungen, und diesmal gelangen sie mir. Nur drei Minuten. Als der Wecker klingelte, war ich erleichtert. Danach war ich ruhiger, krabbelte ins Bett zurück und schlief erst ein, als es draußen bereits hell wurde.
    Als ich heute Morgen aufwachte, konnte ich mich einen Augenblick lang nur an das Gefühl erinnern, geküsst worden zu sein. Daran, wie herrlich er geschmeckt und wie stark, warm und beschützend er sich angefühlt hatte. Dann fiel mir der ganze Rest wieder ein, und mir wurde schlecht. Nach meinem Acht-Uhr-Tee beschloss ich, tapfer zu sein und joggen zu gehen. Ich schlüpfte in meine Trainingshose und meine Turnschuhe, warf einen Blick aus dem Fenster auf die Wolken und nahm mir vor, es trotzdem zu riskieren, obwohl es nach Regen aussah. Das wird mich müde machen, dachte ich, aber ich hatte es auch nicht anders verdient; eine halbe Stunde durch den Regen oder, besser gesagt, Schneeregen zu laufen würde mir gerade recht geschehen.
    Ich kontrollierte meine Wohnung drei Mal, was nicht schlecht, aber auch nicht gerade toll für ein Wochenende war. Ich nahm eine große Sicherheitsnadel und befestigte meinen Hausschlüssel damit im Innenfutter meiner Jackentasche. Ich vergewisserte mich, dass er nicht rausfallen konnte und lief los.
    Es war windiger als gedacht, was bedeutete, dass ich auf meinem Weg in den Park heftigem Wind ausgesetzt war. Als ich zum Eingang des Parks kam, spürte ich mein Gesicht kaum noch. Im Park sprintete ich so heftig keuchend auf den Hügel, dass meine Brust schmerzte. Oben kam ich wieder zu Atem und genoss die Aussicht auf den Fluss, auf Canary Wharf und den Dome. Die Wolken jagten über den Himmel und wurden von Minute zu Minute dunkler.
    Ich rannte den Hügel wieder hinunter, drehte eine Runde durch den Park und erreichte genau in dem Moment das Tor, als dicke, eisige Tropfen vom Himmel fielen. Zuerst wollte ich unter dem Vordach eines Cafés Schutz suchen, doch ich wollte mich nicht länger als unbedingt notwendig im Park aufhalten. Zumal es ziemlich düster war und man nicht erkennen konnte, wer sich näherte. Also lief ich weiter.
    Natürlich hörte es zu regnen auf und nieselte nur noch ein wenig, als ich die Talbot Street erreichte. Ich war völlig durchnässt, meine Haare standen patschnass in alle Richtungen, und meine Wangen schmerzten vor Kälte.
    In dem Moment, als ich das Haus erreichte, ging die Eingangstür auf, und Stuart kam heraus. Er war so damit beschäftigt, sich zu vergewissern, ob er die Tür auch ja

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