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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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nahm es, wobei meine Hand so heftig zitterte, dass das Bild vor meinen Augen verschwamm, obwohl ich genau erkennen konnte, was darauf zu sehen war: Es zeigte mich nackt auf diesem Bett, mit gespreizten Beinen, gerötetem Gesicht, wirrem Haar und einem Blick, der voller Begierde und nacktem Verlangen verführerisch in die Kamera gerichtet war.
    Er hatte das Bild an einem unserer ersten Wochenenden gemacht; an dem Wochenende, an dem wir am Strand von Morecambe gegen den Wind angekämpft hatten und er mir zum ersten Mal gesagt hatte, dass er mich liebte. Wir hatten mit dem Fotoapparat herumgespielt und uns gegenseitig fotografiert. Wir hatten uns darüber amüsiert, doch er ließ mich die Speicherkarte löschen. Offenbar hatte er vorher heimlich eine Kopie davon gemacht.
    Für einen Augenblick sah ich mir selbst in die Augen und überlegte, was für ein Mensch ich damals gewesen war, ein Mensch, der genau das gewollt hatte. Ich sah auf dem Foto so glücklich aus, so als wäre ich im Begriff, mich zu verlieben.
    Doch egal, was für ein Mensch ich damals gewesen war, heute war ich ein anderer. Ich zerriss das Bild in lauter kleine Fetzen, warf sie in die Toilette und spülte sie herunter. Die Fetzen kamen ungerührt wieder hoch und wirbelten herum wie Konfetti im Wind.

    Mittwoch, 9. Januar 2008
    Nach einem langen Urlaub mit ihren Kindern kam Caroline heute endlich wieder zur Arbeit. Sie stand in der Tür zu meinem Büro. Ich telefonierte gerade, als sie mir mit ihrer gebräunten Hand zuwinkte.
    »Du siehst gut aus«, sagte ich und ging auf sie zu. »War es schön?«
    »Es war großartig!«, sagte sie. Sie war von Kopf bis Fuß in Herbstfarben getaucht, angefangen bei ihren rotbraunen Haaren über ihr gebräuntes Gesicht bis hin zu ihrem dunkelgrünen Rock und einer Jacke in leuchtenden Herbstlaubfarben. »Es war jeden Tag heiß, die Kinder hatten Spaß, und ich habe am Pool die Füße hochgelegt und vier Bücher gelesen. Und ich habe einen gewissen Paolo kennengelernt.«
    »Was, echt?«
    »Jau, auch er war großartig.«
    Sie hatte zwar kaum ihren Mantel ausgezogen, trotzdem gingen wir hinunter in die Kantine. »Ich darf gar nicht daran denken, wie viele Mails auf mich warten«, sagte sie. »War es schlimm?«
    »Gar nicht mal so sehr. Wahrscheinlich geht es erst nächste Woche so richtig los, wenn die Firmenbosse kommen und über das neue Warenlager reden.«
    Caroline stöhnte. »Ich brauche Schokolade.«
    Wir setzten uns mit unserem Tee ans Fenster und sahen auf die großen Grünflächen und ein paar bunte Büsche hinaus.
    »Und wie war Weihnachten?«, fragte sie und brach ein Stück von ihrem Schokomuffin ab.
    »Schön, danke.«
    »Hast du es mit Stuart verbracht?«
    »Ich habe bei ihm zu Mittag gegessen – mit seinem Freund Alistair«, fügte ich noch hinzu, bevor sie in Begeisterungsstürme ausbrechen konnte.
    »Nur Mittagessen?«
    »Nur Mittagessen.«
    Sie sah mich an.
    »Die Sache ist etwas schiefgelaufen«, sagte ich.
    »Wie schief?«
    »Ich habe mitbekommen, was sein Freund über mich gesagt hat. Das hat mich einfach ein wenig erschreckt. Ich bin ziemlich überstürzt gegangen, und da war er vermutlich beleidigt. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
    Seitdem waren zwei Wochen vergangen. Er war zwar zu Hause und ging jeden Tag zur Arbeit, doch gesehen hatte ich ihn nicht. Er hatte auch nicht mehr an meine Tür geklopft oder mir eine Nachricht geschickt. Das überraschte mich nicht, schließlich war ich an Weinachten einfach davongelaufen – genau genommen hätte es mich nicht überrascht, wenn er auf Wohnungssuche wäre. Wer wollte schon mit einer Verrückten unter sich wohnen?
    »Und ich dachte, du hättest dir mal ’nen netten Kerl geangelt!«, sagte sie fröhlich.
    »Nein, aber das ist schon in Ordnung«, erwiderte ich. »Ich möchte nichts überstürzen.«
    Caroline tätschelte meine Hand und hinterließ Muffinkrümel. »Das hat bestimmt nichts zu sagen«, meinte sie. »Du weißt doch, wie Männer sind. Manchmal sind sie einfach lächerlich überempfindlich.«
    Ich schwieg eine Weile und trank meinen Tee. »Du hast mir noch gar nichts von Paolo erzählt«, sagte ich. »War er jung und wahnsinnig gut aussehend?«
    »Oh, mein Gott, im Grunde dürfte ich dir das gar nicht erzählen! Er war Kellner im Hotel und echt schmierig, aber er kam mir gelegen, denn ich musste die Kinder höchstens eine Stunde bei meiner Mutter lassen. Sie dachte, ich sei mit Miranda unterwegs, einem Mädchen, das wir

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