Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
Vom Netzwerk:
Wenn er nicht da war, wenn ich unterwegs oder in der Arbeit war oder auch nur mit dem Auto von zu Hause zur Arbeit fuhr, hatte ich stets das Gefühl, beobachtet zu werden. War ich allein zu Hause, hatte ich das Gefühl, es sei noch jemand da.
    Auch nicht gerade hilfreich war, dass immer mehr Dinge unauffindbar waren. Ohne den Einbruch hätte ich vermutlich gedacht, dass ich sie nur verlegt hätte, doch es waren auch Sachen dabei, die ich nur selten benutzte und von denen ich wusste, wo ich sie aufbewahrte. Mein Pass zum Beispiel: Ich hatte ihn in einer alten Umhängetasche zusammen mit einem Geldbeutel mit Euros, die ebenfalls fehlten, hinten im Kleiderschrank verstaut. Ein altes Tagebuch war auch weg. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wieso das verschwunden war, aber so war es. Und mein altes Handy, das nicht mal mehr funktionierte – es hatte auf dem Bücherbord im Wohnzimmer gelegen.
    Jedes Mal hatte ich das Gefühl, dass erneut eingebrochen worden war.
    Lee sagte dazu nur, das sei nach Einbrüchen durchaus üblich. Die Wohnung sei einmal auf gut Glück durchsucht worden. Oft hätten die Leute zunächst keine Ahnung, was ihnen fehlte. Er sagte auch, dass es in meiner Gegend in den letzten Monaten einige Einbrüche gegeben habe, wobei manche Leute sogar mehrfach betroffen gewesen seien.
    Wenn er nicht arbeitete, blieb er über Nacht bei mir, manchmal tauchte er ganz unerwartet auf, kam einfach herein und erschreckte mich fast zu Tode. Eines Abends kam er völlig verdreckt und stinkend, so als habe er im Freien übernachtet, bei mir an. Er zog sich im Wohnzimmer aus, warf die Klamotten auf einen Haufen, ging schnurstracks nach oben und duschte.
    Als er wieder herunterkam, roch er um einiges besser und sah auch viel besser aus. Ich machte ihm etwas zum Abendessen, danach schlief er liebevoll und zärtlich unten im Wohnzimmer mit mir. Er hörte mir zu, während ich ihm belanglose Dinge von meiner Arbeit erzählte, strich mir das Haar von meinen geröteten Wangen, küsste meine verschwitzte Stirn und sagte, ich sei das Schönste, was ihm diese Woche begegnet sei. Dann schlüpfte er in seine schmutzigen Klamotten und verschwand wieder in die Nacht hinaus.
    Daraufhin verbrachte ich zwei Tage alleine, ohne ein Lebenszeichen oder eine Nachricht von ihm zu erhalten, keinen Anruf, nichts. Am Dienstag kam ich dann früh von der Arbeit nach Hause. Und wieder hatte ich das Gefühl, es sei jemand in der Wohnung gewesen. Keine Ahnung, wieso, die Tür war verriegelt, die Fenster waren alle geschlossen, und doch herrschte eine ganz andere Atmosphäre in der Wohnung. Bevor ich meinen Mantel auszog, überprüfte ich alles und kontrollierte, ob irgendwas nicht an seinem Platz war. Nichts, keine Spur. Vielleicht hatte ich mir das alles nur eingebildet, trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, Lee sei hier gewesen. Vielleicht war das Wunschdenken.
    Ich machte das Abendessen und rief dann Sam an, um ein wenig mit ihr zu quatschen. Ich schaute mir irgendeine hirnverbrannte Sendung im Fernsehen an, wusch das Geschirr und räumte die Küche auf, dabei summte ich die Melodien im Radio mit.
    Um Viertel vor zwölf machte ich den Fernseher aus und überlegte, ins Bett zu gehen. Plötzlich herrschte eine quälende Stille in der Wohnung. Schon vor einer Stunde war die Zentralheizung ausgegangen, es war kalt.
    Ich kontrollierte die Wohnungstür und die Hintertür und machte auf meinem Rundgang alle Lichter aus. Ich schob die Vorhänge im Wohnzimmer ein wenig zur Seite und meinte dabei draußen etwas gesehen zu haben: eine Gestalt, einen Schatten auf der anderen Straßenseite – neben dem Haus, das seit Monaten zum Verkauf stand. Eine kräftige Gestalt, die eines Mannes, der in der Lücke zwischen Haus und Garage stand.
    Ich wartete darauf, dass er sich bewegte und meine Augen sich an das Licht gewöhnten.
    Nichts bewegte sich, und je mehr ich die Augen zusammenkniff und hinsah, desto sicherer war ich mir, dass dort ein Busch, ein Baum oder so was Ähnliches stand. In der Dunkelheit sah es jedenfalls seltsam aus.
    Ich schloss die Wohnzimmertür, machte das Licht im Flur an und eilte erschöpft nach oben. Ich zog mich aus und meinen Pyjama an und putzte mir die Zähne. Ich machte meine Nachtischlampe an und schlug die Bettdecke zurück.
    Da lag es.
    Unter der Bettdecke hob sich ein Farbfoto grell vom weißen Laken ab.
    Ich starrte es einen Augenblick mit klopfendem Herzen an.
    Es war ein ausgedrucktes Digitalfoto von mir. Ich

Weitere Kostenlose Bücher