Wohin du auch fliehst - Thriller
Wohnung gewesen war, eingebrochen und meine Sachen durchsucht hatte. Er konnte auch jetzt noch dort sein.
Kurz bevor Lee eintraf, kam ein Streifenwagen. Ich versuchte halbwegs zu erklären, was passiert war, doch sobald Lee eingetroffen war, gab er dem Beamten die Hand, ging mit ihm hinein und ließ mich draußen im Wagen sitzen. Eine halbe Stunde später tauchte ein weißer Transporter der Spurensicherung auf, eine Beamtin nannte mir ihren Namen, den ich aber kurz darauf wieder vergaß. Ich ging mit ihr in die Wohnung, zeigte ihr das Schloss und den Esstisch, auf dem mein Laptop gestanden hatte.
Kurz darauf kam Lee mit dem uniformierten Beamten die Treppe herunter. Sie gaben sich die Hand und lachten, dann ging der Beamte wieder.
Ich machte der Frau von der Spurensicherung einen Tee, während sie nach Fingerabdrücken suchte. Mir kam das alles ziemlich willkürlich vor.
Als sie gegangen war, begann ich erneut zu weinen.
»Es tut mir leid«, sagte ich, als Lee mich in den Arm nahm und drückte.
»Ist schon in Ordnung«, sagte er. »Du bist in Sicherheit. Ich bin ja da.«
»Ich ertrage den Gedanken nicht, dass jemand hier war«, schluchzte ich.
»Ich habe einen Schlosser bestellt«, sagte er. »Er kommt gleich. Mach dir keine Sorgen. Soll ich heute Nacht hierbleiben?«
»Du musst doch arbeiten, oder?«
»Ich kann mir freinehmen, müsste allerdings mein Handy anlassen, falls irgendetwas ist, einverstanden?«
Ich nickte.
Als die Hintertür Stunden später wieder repariert war, schlief Lee mit mir in meinem Bett, aber diesmal war er zärtlich und ließ es langsam angehen. Ständig musste ich daran denken, wer wohl bei mir eingebrochen hatte, und fragte mich, ob derjenige auch in unserem Schlafzimmer gewesen war. Ich fragte mich, was er noch angefasst hatte.
Er war so zärtlich zu mir, so liebevoll, dass es ihm schließlich gelang, mich abzulenken, und ich mich seinen Fingern und seinem Mund hingab.
Als ich die Augen endlich wieder öffnete, sah er mir ins Gesicht und lächelte. »Das solltest du öfter tun«, murmelte er.
»Was denn?«
»Dich fallen lassen.«
»Lee, bitte geh nirgendwohin, ja?«
»Ich bleibe hier. Du kannst schlafen, wenn du möchtest.« Er fuhr mit seinen Fingern über meine Schläfe und dann über meine Wange. »Hast du über meine Frage nachgedacht?«
Ich überlegte, ob es einen Sinn machte, so zu tun, als wüsste ich nicht, wovon er sprach. »Ich habe darüber nachgedacht«, sagte ich.
»Und?«
Ich öffnete die Augen und sah ihn schläfrig an. »Hör nicht auf, mich das zu fragen«, sagte ich. »Eines Tages werde ich dich mit einem Ja überraschen.«
Er lächelte, streichelte meine Wange – eine lange, sanfte Be rührung, die bei meinem Gesicht begann und bei meinem Oberschenkel endete. Er flüsterte mir kaum hörbar ins Ohr, dass er mich liebte. Ich liebte ihn, wenn er so war, so freundlich, sanft und glücklich.
Freitag, 28. Dezember 2007
Ich wachte morgens auf, und mir war schlecht. Ich schaffte es gerade noch ins Badezimmer. Ein paar Minuten verbrachte ich neben der Toilette und fragte mich, ob ich irgendwas gegessen hatte, das mir nicht bekommen war, oder ob es vielleicht die verzögerte Reaktion auf den vielen Alkohol am Weihnachtstag war.
Während ich noch zitternd auf dem Kachelboden saß, fiel es mir wieder ein: Heute wurde er aus der Haft entlassen.
Es war kurz nach fünf, draußen war es noch dunkel. Als ich endlich wieder aufstehen konnte, putzte ich mir die Zähne und versuchte, wieder ins Bett zu gehen, doch es gelang mir nicht. Meine Füße nahmen eine andere Richtung und trugen mich direkt zur Wohnungstür.
Ich wusste, dass sie verschlossen war, trotzdem musste ich sie überprüfen. Während ich sie kontrollierte, sechs Mal, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sagte ich mir immer wieder, dass sie verschlossen war. Ich hatte sie vergangene Nacht zugesperrt. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, dass ich sie zugesperrt hatte. Ich erinnerte mich, dass ich sie viele, viele Stunden lang kontrolliert hatte. Trotzdem hatte ich sie vielleicht doch nicht richtig geschlossen und einen Fehler gemacht. Was, wenn ich sie aus Versehen, ohne es zu bemerken, wieder geöffnet hatte? Was, wenn irgendwas bei der Kontrolle schiefgelaufen war und ich nicht richtig aufgepasst hatte?
Und noch einmal! Fang noch einmal von vorne an.
Heute spüre ich ihn stark. Ich kann ihn förmlich riechen, ihn spüren. Ich wusste noch genau, wie es gewesen war, auf ihn zu warten und zu
Weitere Kostenlose Bücher