Wohnraum auf Raedern
Wassiljewitsch alle Dokumente gestohlen worden waren, als er zu uns fuhr, ebenso das Geld, im Zug, gerade vor Krassnosemsk, und von dort kam er mit einem Textilfuhrwerk hierher. Kurios sei vor allem, sagt er, daß ihm der Koffer mit der Wäsche gestohlen worden sei. Alle versammelten sich und waren entzückt, helfen zu können. Und hier die Liste unserer Karrieristen:
1 .Der Sekretär gab lachend 80 Rubel.
2 .Der Kassier – 30 Rubel.
3 .Der Personalchef – 20 Rubel, Seife, ein Handtuch, ein Leintuch und eine Rasierklinge (nicht zurückg e geben).
4 .Der Buchhalter – 42 Rubel und drei Schachteln Papirossy »Diplomat«.
5 .Außerdem bekam Lunatscharskijs Bruder 50 Rubel Vorschuß auf sein Gehalt.
Danach wurden die Ämter inspiziert und übernommen.
Er zeigte sich ungewöhnlich gut erzogen, nahm G e suche entgegen und schrieb auf jedes: »Bewilligt«.
Der Sekretär war wie verwandelt und scharwenzelte leichtfüßig herum. Er schlug sofort vor, wegen der D o kumente nach Moskau zu telegraphieren, aber der Gast aus der Hauptstadt wußte etwas Besseres: »Ich werde sowieso«, meinte er, »gleich anschließend den Bezirk inspizieren, da fahre ich bis Krassnosemsk und erledige von dort alles persönlich über einen direkten Kanal.«
Alle wunderten sich über die entsetzliche Schnelli g keit seiner Energie. Wie Sie wissen, haben wir in Bla-godatsk ein einziges Auto, und damit reiste Dmitrij Wassiljewitsch zum direkten Kanal ab (mit dabei: eine Decke vom Sekretär, zwei Pfund Wurst, Weißbrot und als Überraschung hatte er eine Flasche englischen Branntwein dazugelegt).
Nach Krassnosemsk sind es drei Stunden mit dem Auto. Nun, sagen wir, eine Stunde für den direkten Kanal, drei Stunden zurück. Das Auto kam um 11 Uhr nachts, der Chauffeur war betrunken und sagte, Dmi t rij Wassiljewitsch sei beim dortigen Vorsitzenden über Nacht geblieben und habe angeordnet, das Auto mo r gen, um drei Uhr nachmittags, zu schicken. Am näch s ten Tag schickten sie das Auto – kein Dmitrij Wassi l jewitsch war da. Niemand weiß, was los ist. Sofort springt der Sekretär selbst ins Auto und ab nach Kras s nosemsk. Er kommt am nächsten Morgen zurück, in übelster Laune und schaut niemand in die Augen. Wir verstehen gar nichts mehr. Dem Buchhalter schwante etwas wegen der zweiundvierzig Rubel, und er fragte mit zitternder Stimme: »Und wo ist Dmitrij Wassilj e witsch? Er wird doch nicht krank sein?«
Der biß sich plötzlich auf die Lippen und schrie: »Lassen Sie mich in Ruhe, Genosse Prokundin!« – knallte die Tür zu und ging.
Wir fragten den Chauffeur. Der grinste. Alles scheint wie verhext. Beim Vorsitzenden in Krassnosemsk hat gar kein Dmitrij Wassiljewitsch übernachtet. Als der Sekretär fragte, ob ein Lunatscharskij über die direkte Leitung mit Moskau gesprochen habe, dachten sie, er habe den Verstand verloren. Der Sekretär raste sogar zum Bahnhof und fragte, ob man nicht einen jungen Mann mit einer Decke gesehen habe. Ja, sagten sie, mit dem Schnellzug. Nur mit einer anderen Krawatte.
Wir erschraken direkt. Wie ein Phantom. Als ob ein Geist in unserer Stadt gewesen sei. Als plötzlich der Kassier den Chauffeur fragte: »War die Krawatte nicht grün?«
»Ja, grün war sie.«
Da sagte der Kassier: »Ich geb’s zu, ich Esel hab ihm außer den drei Zehnern noch eine seidene Krawatte geschenkt.«
Da stöhnten wir auf und durchschauten den Betrüger.
Um 222 Rubel hat er unsere Speichellecker geprellt. Abgesehen von den Geschenken und dem Essen. Da hast du dein »kürzer«.
Ihr Korrespondent Kaporzew
Dritter Bericht: Wanjkin der Dummkopf
Wunderlich ist der Dnjepr an stillen Tagen, aber noch viel wunderlicher ist unser berühmter Facharbeiter des 20 . Jahrhunderts, Isidor Wanjkin, welcher sich an uns e ren Arbeiterklub gehängt hat wie eine Klette.
Keine Nebensächlichkeit in unserem Leben, bei der Wanjkin nicht dabei wäre.
Zugegeben, wir hofften, man werde Wanjkin in die Kreisstadt abberufen, aber natürlich wäre Wanjkin in der Kreisstadt unmöglich.
Und da geschah folgendes. Eines schönen Tages g e baren gleichzeitig zwei Arbeiterinnen in unserer Fabrik, Marja und Darja, und beide Mädchen, nur war das von Marja rothaarig, das von Darja hingegen normal. Unser Komiteeleiter ist ein energischer Mensch, und deshalb wurde beschlossen, sowohl die eine als auch die andere zu feiern.
Ganz klar, daß nichts ohne Wanjkin gehen kann. Er erschien sogleich und schlug den glücklichen
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