Wolf Diaries - Erlegen: Wolf Diaries 3 (German Edition)
ruhiger. Die Familie stand vom Tisch auf, Ban und Alek halfen ihrer Großmutter zurück ins Haus. Reena und Kisa gingen davon, um sich mit Natalia zu unterhalten, während Boris sich ein Stück entfernte, um seine Mailbox abzuhören.
Womit sie im Grunde mit Nik allein war.
Er packte ihren Stuhl und drehte ihn samt ihr selbst zu sich herum. Er zog ihn dicht an sich, sodass seine muskulösen Beine schließlich ihre einklemmten.
Sie erwartete, dass er etwas sagte, aber er tat es nicht. Er sah ihr nur ins Gesicht. Nach zwei Minuten wurde ihr das ganz schön unangenehm.
»Was ist?«
»Nichts.«
»Dann hör auf, mich anzustarren. Du machst mir Angst.«
»Dir macht alles Angst.«
»Stimmt nicht. Ich habe eine sehr hohe Toleranz für Eigenartigkeiten. Schließlich habe ich auch eine hohe Toleranz für dich, oder?«
»Und für meine Familie.«
»Sie sind nett.« Sie hatte sich immer gefragt, wie es wohl war, aus einer großen Familie zu kommen. Angelina wusste es nicht. Ihre Eltern hatten ihren wenigen Geschwistern und anderen Verwandten nie nahegestanden. Und als sie sie in Texas abgesetzt hatten, war es, als existiere sie für den Rest ihrer Familie nicht mehr.
Nik strich ihr mit beiden Händen über die Beine und hielt an einer ziemlich langen Narbe inne, die quer über ihr rechtes Knie verlief.
»Woher hast du die?«
Sie schaute hin. »Eine Messerstecherei.«
»Eine Messerstecherei?«
»Yup … na ja … Ich hatte kein Messer. Ich bin nicht so gut mit Messern.«
»Verstehe.«
»Ich hatte einen Baseballschläger.«
Sie blickte den Pfad entlang, der zum Haus führte. Scheinwerfer kamen in dem trüben Licht, das der völligen Dunkelheit vorausging, auf sie zu.
»Ich nehme an, den zu benutzen hast du von dem Baseballspieler gelernt.«
»Nö. Er hat mir das Werfen beigebracht. Der Anführer des Motorradclubs, mit dem ich mit sechzehn zusammen war, bis Marrec es herausfand – der hat mir beigebracht, wie man mit einem Baseballschläger umgeht. Ich glaube allerdings nicht, dass er erwartete, dass ich ihn für ihn selbst verwende.«
Sie warf einen Blick auf Nik. »Hey, schau mich nicht so an! Er kann wieder feste Nahrung zu sich nehmen.«
»Willst du mir erzählen, was passiert ist?«
»Was gibt es da zu erzählen? Er war gemein zu meinen Freundinnen. Mehr musste ich nicht wissen.«
Nik knurrte und schien aus einem unerfindlichen Grund zufrieden mit dieser Antwort. Vielleicht lag es daran, dass er ein Gestaltwandler war. Sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört, ihren Dates diese Geschichte zu erzählen. Sie waren immer nach dem Essen aufs Klo gegangen und nie wieder aufgetaucht.
»Da kommt jemand.«
Nik nickte, wirkte aber eher interessiert an ihren Beinen. »Ich weiß.« Seine großen Hände legten sich um ihre Knie, und sie staunte über ihre Größe. »Hast du einen Freund, Angelina?«
Warum mussten die Männer dieser Familie sie das eigentlich immer fragen?
Angie dachte an den Rodeo-Clown zurück. Er hatte ihr Freund sein wollen. Zumindest am Anfang. Wie all die anderen hatte er jedoch schnell gemerkt, dass ihr ihre Freundinnen das Wichtigste im Leben waren und dass sie eigentlich nicht wollte, dass jemand sie anfasste, solange es nicht ums Vögeln ging. Letzteres schien das größte Problem für den Cowboy zu sein. Sie hatte keine Ahnung, warum. Er hätte ja trotzdem mit ihr ins Bett gehen können. Stattdessen klammerte er sich ständig an sie und wurde besitzergreifend. Sie hasste das.
»Nein. Ich habe keinen Freund.«
»Gut.« Er drückte ihre Knie.
Plötzlich waren seine Hände in Bewegung, glitten ihre Beine hinauf, seine Daumen verschwanden zwischen ihren Schenkeln. Angie zuckte zusammen, sprang praktisch vom Stuhl, und ein kleines Wimmern entschlüpfte ihr. Sie packte seine Handgelenke, und er hielt inne. Aber sie wusste, er hätte weitermachen können, wenn er gewollt hätte. Seine Arme waren wie dicke Stahlseile.
»Ich habe dich heute Morgen unter mir gespürt, Angie. Ich glaube nicht, dass sich irgendetwas je so gut angefühlt hat.«
Angie sah sich um. Niemand schien auf sie zu achten. Aber sie wusste nicht, wie lange sie noch ruhig bleiben konnte. Allein mit Worten machte der Mann sie vollkommen wild.
»Wie du dich bewegt hast, deine Reaktionen … Süße, das spüre ich am ganzen Körper.« Er strich über die Innenseite ihrer Schenkel, bewegte sich aber nicht näher zu ihrem Schritt, und sie war dankbar dafür. Sie glaubte nicht, dass sie in der Lage gewesen wäre, ihn
Weitere Kostenlose Bücher