Wolf inside (German Edition)
Kopf, es wäre Verschwendung gewesen, in meinem Zustand noch so einen Tropfen zu trinken. Ich trank meinen Whiskey aus und reichte Sully einen Schein über den Tresen. „Wer ist der Typ dort? Kennst du ihn?“
Sully schaute über meine Schulter. „Den da? Nein, noch nie gesehen. Warum?“
„ Nur so. Irgendetwas an ihm ist mir nicht geheuer. Es ist nur ein Gefühl.“ Ich rieb meinen schmerzenden Kopf. „Ist auch egal, ich muss los, Rosie wird mich schon vermissen. Bis bald.“
Ich stand auf, warf dem Jungen noch einen Blick zu und ging. Draußen war es inzwischen dämmerig geworden, und es regnete leicht.
Auf den nassen Straßen spiegelte sich das Licht der Stadt wieder. Straßenlaternen und Schaufenster warfen ihren hellen Schein in die Pfützen, er vermischte sich mit dem Neon der Reklametafeln zu einem bunten Kaleidoskop von Farben, um mich herum toste der Feierabendverkehr, mir war kalt und schwindelig.
Ich klappte den Kragen der Lederjacke hoch, um mich wenigstens etwas vor dem Nieselregen zu schützen und machte, dass ich ins Büro zurückkam.
Rosie, meine Sekretärin und unbezahlbare Perle, erwartete mich schon. Mit einem Glas Wasser und einem Medizinröhrchen in der Hand.
„ Hier, so wie ich Sie kenne, waren Sie mit Sicherheit nicht in der Apotheke. Sie werden jetzt dieses Medikament nehmen und dann nach Hause fahren! Sofort!“
Ich versuchte erst gar nicht zu protestieren. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, Rosie auf keinen Fall zu widersprechen. Mannhaft schluckte ich also meine Medizin und spülte mit einem großen Schluck Wasser nach. Dann tat ich das, was ich schon längst hätte tun sollen, ich fuhr nach Hause.
2
Stöhnend kam ich zu mir. Mein Schädel dröhnte, die Augen bekam ich gar nicht auf, und das Schrillen in meinem Kopf brachte mich fast um. Es dauerte einen Moment, bis ich das nervige Geräusch mit dem Telefon in Verbindung brachte. Ich setzte mich auf, das heißt, ich versuchte es, doch ein heftiger Schwindel ließ mich schnell wieder in die Kissen sinken. Das Schrillen hörte nicht auf, also angelte ich den Hörer im Liegen vom Nachtschränkchen.
„’ llo?“, krächzte ich, meine Stimme gehorchte nicht.
Schweigen.
Ich räusperte mich, verdammt, ich hatte das Gefühl, ein Reibeisen verschluckt zu haben.
„ Wer zur Hölle ist da?“
„ McBride? Sind Sie der Privatdetektiv?“ Die Stimme flüsterte, ich konnte nicht erkennen, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelte. Ich warf einen Blick auf den Radiowecker. Viertel vor drei.
„ Was wollen Sie?“
„ Ich brauche Ihre Hilfe, ich …“ Der Anrufer klang panisch, dann schwieg die Stimme, ich hörte nur leises Atmen, es klang unterdrückt, so als sollte es keiner hören.
Mein Adrenalinspiegel stieg. Ich knipste die kleine Lampe an, heftiger Schmerz durchfuhr mich.
„ Sind Sie in Gefahr? Wo sind Sie?“, tapfer ignorierte ich die Zwergenhorde in meinem Schädel.
Ich schwang mich schon aus dem Bett, als die Stimme wieder flüsterte. „Bitte, Sie müssen mir helfen, ich bin in dem kleinen Coffeeshop in der Walnutstreet.“ Dann hörte ich nur noch das Klicken, als der Hörer eingehängt wurde.
Walnutstreet. Die kannte ich. Während ich noch überlegte, fuhr ich in ein Paar Jeans und einen warmen Pulli. Und überlegte. Kleiner Coffeeshop. Hm, das konnte nur der an der Ecke sein, Jane’s Coffee-Bar hieß er. Er hatte die ganze Nacht geöffnet, in der Nähe gab es einige Discos und Theater. Bei Nachtschwärmern recht beliebt.
Mit der rechten Hand griff ich meine Grippetabletten, schmiss mir schnell eine ein, mit der anderen angelte ich meine Boots. Ich überlegte kurz, Waffe ja oder nein? Ich entschied mich für ja, ein Griff in meinen Nachtschrank, dann schnallte ich den Holster um und verstaute meinen 357-er Smith & Wesson. Es gab modernere Waffen als diese, aber wenn ich schon eine tragen musste, dann eine, der ich immer vertrauen konnte. Doch ich betete jedes Mal, dass ich sie nicht benutzen musste. Dieser Revolver hatte schon meinem Vater gehört und ihn beschützt. Mein Dad war früher auch ein Cop gewesen, sogar Captain, aber jetzt im Ruhestand.
Die Lederjacke geschnappt, ich beeilte mich, der Anrufer hatte Angst gehabt. Es war nicht ungewöhnlich, Klienten auf diesem Weg zu erhalten. Sie steckten in irgendwelchen Klemmen, aus denen sie allein nicht wieder herauskamen, die Cops hatten meist einen guten Grund, sie verhaften zu wollen, also blieb meist nur ein Privatdetektiv oder Anwalt. Und da
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