Wolf inside (German Edition)
Sofort.“
Er zuckte zusammen, dann schaute er mir direkt ins Gesicht. Unsere Augen trafen sich und diesmal war ich es, der zusammenzuckte. Grasgrüne Augen schauten mich an, sie wirkten so unschuldig wie die eines Neugeborenen.
„ Ich habe nichts getan.“
„ Wer hat Sie so zugerichtet?“
„ Zwei … Typen … Einer nannte den anderen Mr. Miller, oder so ähnlich. Ich kenne die beiden nicht, aber ich glaube, Miller war der Boss.“
Mr. Miller? Mr. Smith und Mr. Miller. Fiel denn niemandem etwas Besseres ein?
„ Was wollten die von Ihnen?“
„ Das weiß ich nicht. Die tauchten bei … mir auf und verlangten, dass ich mitkäme. Als ich das ablehnte, wurden sie sehr ungehalten, und ich bezog Prügel. Es gelang mir … zu entkommen.“
„ Auf wen warteten Sie in der kleinen Bar?“
„ In der Bar? Auf … niemanden.“
Ich verdrehte nur die Augen. „Kommen Sie. Sie waren so nervös wie eine Maus zwischen ein paar schlafenden Katzen. Also?“
Grünauge schwieg. Er malte kleine Kreise auf die Tischplatte und drehte seinen Kaffeebecher hin und her.
Plötzlich ging die Eingangstür auf, und ein Schwung Nachtschwärmer trudelte ein. Sie verteilten sich unter Geplapper und Gekicher auf die Tischchen. Der Junge erschrak, ich warf einen Blick auf die Uhr, zwanzig nach drei, und gähnte.
„ Warum haben Sie mich angerufen?“
„ Ich will, dass Sie mich vor Mr. Miller beschützen. Er drohte, wiederzukommen, und er hat mir sehr drastisch erklärt, was er mit mir macht, wenn w… ich weiter nach …“ Er brach ab.
„ Wenn Sie weiter nach … was oder nach wem? Fragen? Suchen?“
Wieder erhielt ich keine Antwort. Ich beugte mich über das Tischchen hinüber und begann, auf ihn einzureden.
„ Hören Sie, so läuft das nicht! Wenn ich für Sie arbeiten soll, müssen Sie mir meine Frage schon beantworten. Und zwar alle. Wenn nicht, gute Nacht! Also, los.“
Jerry schaute sich vorsichtig um, doch niemand nahm Notiz von uns. „Na schön, die Wahrheit. Ich suche meine Mutter, sie ist seit … einiger Zeit verschwunden. Ein … Freund behauptet zu wissen, wo sie ist, und wir verabredeten uns in der Bar. Doch er kam nicht.“
Hm, stattdessen kam wohl ‚Mr. Miller’.
„ Na bitte, es geht doch! Woher haben Sie meine Nummer?“
„ Die Nummer habe ich aus dem Telefonbuch.“
Ich wusste, er log. Meine Nummer stand nicht im Telefonbuch. Merkwürdig für einen Privatdetektiv, aber ich hatte meine Gründe dafür. Erst einmal ließ ich Jerry diese Lüge durchgehen.
„ Nach Hause sollten Sie erst einmal nicht gehen, wo können Sie sonst unterkommen?“
„ Nirgends. Ich bin noch nicht lange in der Stadt, ich kenne hier kaum jemanden.“
Ich überlegte. Ich wusste, irgendwann würde ich es bereuen, doch im Moment schien es mir der einzig richtige Weg.
„ Okay, dann kommen Sie mit zu mir, wenigstens für diese Nacht. Oder das, was davon noch übrig ist. Morgen sehen wir weiter.“
„ Hat Ihre Frau denn nichts dagegen, wenn Sie mitten in der Nacht jemand Fremdes mitbringen?“
„ Meine Frau?“
Jerry deutete auf meine linke Hand. „Das ist doch ein Ehering, oder?“
Oh, der Ehering. Ich schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht verheiratet. Dieser Ring hält mir die Frauen vom Hals.“
Jerry war verwirrt, das konnte ich sehen. „Es ist sehr lästig, wenn man dauernd von irgendwelchen Frauen angesprochen wird.“ Ich war nicht eitel, aber es stimmte. Frauen fühlten sich von mir angezogen, wie Motten vom Licht. Leider … konnte ich mit ihnen rein gar nichts anfangen. Während die Damen mich mit ihren Blicken verschlangen und überlegten, wie sie mich am unauffälligsten in ihre Falle locken konnten, wäre ich manches Mal lieber mit dem einen oder anderen ihrer attraktiven Begleiter verschwunden.
Jerry zog die Schultern hoch und begann, herumzudrucksen. „Ich, also da ist …“
„ Was? Ist noch was?“
„ Ja, also, ich habe draußen jemanden warten. Meinen Begleiter, sozusagen, er muss auch mit.“
„ Ein Begleiter?“
Jerry nickte. „Ohne ihn kann ich nicht gehen. Er passt auf mich auf.“ Er rieb sich den Magen. „Meistens, jedenfalls.“
Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück. Zwei Fremde in meiner Wohnung? Lebensmüde war ich eigentlich nicht. Mit dem Kleinen hier konnte ich zur Not fertig werden, aber ein Leibwächter?
„ Bevor ich Sie beide mitnehme, will ich den anderen sehen.“
„ Okay, aber ich kann Ihnen versichern, er ist harmlos.“
„ Das zu beurteilen, überlassen Sie
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