Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
Vom Netzwerk:
Detektive in der Regel billiger waren, entschieden sich die meisten für einen von ihnen.

Inzwischen hatte ich die Tiefgarage erreicht, schwang mich in meinen alten Dodge Charger und warf den Motor an. Mit der altmodischen Hebelschaltung legte ich den Gang ein, ließ den V-8 Motor dröhnen und tuckerte langsam an die Oberfläche. Dann gab ich ordentlich Gas und brauste durch die Nacht.
    Dieses Auto war der ultimative Wahnsinn. Mein Dad kaufte ihn sich 1972, nachdem er wirklich hart dafür geschuftet hatte. Er fuhr Doppelschichten als Motorrad-Cop, und als er das Geld dafür zusammenhatte, betrat er den gläsernen Palast des Autohändlers und legte stolz einen kleinen Koffer voll Bargeld auf den Tisch. Er nahm den Wagen gleich mit.
    Ich erinnerte mich noch an fast jede Fahrt, die Dad mit mir unternommen hatte. Und an jeden Samstag, dann wurde das gute Stück herausgeholt und gewaschen. Von Hand natürlich. Ich durfte ihm dabei helfen, sobald ich alt genug war, einen Schwamm zu halten. Danach wurde der verchromte Kühlergrill poliert, dass man sich darin spiegeln konnte. Der Höhepunkt war, dass wir mit Mom eine Spritztour unternahmen und in einem Drugstore einen Schokomilchshake tranken.
    Während ich noch so in Erinnerungen schwelgte, erreichte ich die Walnutstreet. Es war fünf nach drei. Ich parkte den Wagen direkt vor dem Coffeeshop, stieg aus und warf schnell einige prüfende Blicke in die Gegend. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine hastige Bewegung wahr, als ich mich umdrehte, verschwand eine dunkle Gestalt in der kleinen Gasse. Ich sah ihr noch einen Moment nach, dann betrat ich den Coffeeshop.

Der Shop war ein langer Schlauch, der sich weit nach hinten zu ziehen schien. Um den Tresen zu erreichen, musste man erst etliche Meter zurücklegen. Die Einrichtung war pseudomodern, in den Farben zurückhaltend, es gab braun in allen Nuancen und ein grün, welches mich an Erbsenpüree erinnerte. Ich schaute mich um. Der Laden war leer, nur der Barista stand einsam bei seinen ultramodernen Kaffeemaschinen. Als er mich sah, kam etwas Leben in ihn.
    „ Guten Abend, Sir. Was darf ich Ihnen zubereiten? Wie wäre es mit einem fettfreien Cappuccino? Oder eine koffeinfreie Latte macchiato ?“
    Ich musste mich schütteln. „Ich will einen richtigen Kaffee. Mit richtiger fettiger Sahne und Zucker. Dieses Modezeug steck dir an den Hut!“

Noch immer konnte ich niemanden sehen, der aussah, als stecke er in Schwierigkeiten. Mit dem Rücken zur Wand setzte ich mich an eines der kleinen Tischchen. Weit genug von der Tür entfernt, aber auch vom Tresen.
    Der Kaffee kam, er roch wirklich gut. Ich hielt den Mann auf, als er sich schon wieder entfernen wollte. „Hören Sie, ich hatte mich hier mit jemandem verabredet. Haben Sie …“
    Eine schmale Gestalt schob sich auf den Stuhl vor mich. „Ich bin hier.“
    Ich schaute ziemlich überrascht. Den kannte ich doch. Das war doch … Klar, das war das Kerlchen aus Sullys Bar. Nur sah er jetzt noch etwas übler aus. Am Kinn schillerte ein hässlicher blauer Fleck, eine blutverkrustete Schramme zog sich vom Auge über die Wange, und in seinen Augen lag ein gehetzter Ausdruck. Er senkte den Blick.
    „ Auch ’n Kaffee?“ Ich wartete die Antwort gar nicht ab und machte dem Typ hinter dem Tresen ein Zeichen.
    „ Noch einen bitte.“ Dann wandte ich mich meinem Gast zu. Außer den sichtbaren Spuren schien ihm noch mehr wehzutun. Er bewegte sich vorsichtig, rieb sich den Magen und verzog das Gesicht. Ich gab die Sahne und einen Löffel Zucker in meinen Becher, rührte um und sagte erst einmal gar nichts, bis auch der Junge seinen Kaffee vor sich stehen hatte.
    „ So, nun erzählen Sie mal. Wer sind Sie, was wollen Sie und wer hat Sie so zugerichtet?“
    Das Kerlchen zog die schmalen Schultern hoch und schaute nur auf die Tischplatte vor sich. Ich trank einen Schluck, mein Grippemittel schien zu wirken, ich konnte tatsächlich etwas Köstliches schmecken. Das war ein Kaffee!
    „ Sie sollten mir schon etwas erzählen, ich bin nicht mitten in der Nacht hier, um nur einen Kaffee zu trinken, okay?“
    „ Mein Name ist Al… Sie können Jerry zu mir sagen.“ Er weigerte sich, mir in die Augen zu sehen.
    „ Jerry und weiter?“
    „ Jerry … Smith.“
    Ich schnaubte nur. Aber was soll’s. Wenn ein Klient seinen Namen nicht nennen wollte, konnte es eigentlich egal sein, es sei denn …
    „ Ich hoffe für Sie, dass Sie niemanden umgelegt haben. Mr. Jerry Smith, denn dann gehe ich.

Weitere Kostenlose Bücher