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Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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Whiskey die Bazillen aufscheuchen. Und ausrotten.
    Ich warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, der hinter dem Tresen an der Wand hing. Anscheinend sah ich genau so aus, wie ich mich fühlte. Mies.
    Das hinderte eine dralle Blondine in einem schicken grünen Seidenfummel allerdings nicht, mich begehrlich anzulächeln. Ich ignorierte es und hob kurz meine linke Hand, an der ich einen schmalen Goldreif trug. Sorry, verheiratet, signalisierte ich ihr, und schaute wieder in meinen Whiskey.
    Ich schob das Glas zur Seite. Dass mir der Whiskey nicht schmeckte, hatte es bloß ein einziges Mal gegeben. Damals, als ich meine Mutter beerdigt hatte. Er schmeckte mir nicht, aber ich trank ihn trotzdem.
    Auch diesen hier trank ich. Dabei sah ich mich um. Es war noch nicht sehr voll. Da war Blondie, sie hatte ein neues Opfer gefunden, er trug einen teuren Anzug, einen teuren Haarschnitt, und sein ganzes Gebaren war das eines erfolgreichen Geschäftsmannes. Sie kicherte dümmlich und himmelte ihn an. Ich gönnte es ihm.
    Hinten am Tresen saß ein alter Mann, ihn kannte ich. Wann immer ich diese Bar betrat, saß er genau dort und trank zwei Gläser Bier, nicht mehr. Kein Schnaps, kein Cocktail. Sein Name war Abe, er war ungefähr siebzig. Seine Gesichtszüge waren zerknittert, die leuchtend blauen Augen schauten freundlich.
    Er hob sein Glas, als er mich sah, und prostete mir zu. Ich erhob meinen Drink und grüßte zurück. Mein Blick fiel auf die kleinen Tischchen, die an der Wand entlang standen. Dort saß eine einzelne Person mit dem Rücken zum Tresen. Im Dämmerlicht der Bar konnte ich nicht viel erkennen. Es konnte ein Mann oder ein Mädchen sein, dunkles Haar fiel lockig bis in den Nacken herab, die Gestalt trug einen dunklen Rollkragenpulli.
    Mir fielen die schmalen Schultern auf. Er oder sie schien nervös zu sein, unruhig spielten die Hände mit einem Gegenstand. Ich konnte das Klackern hören, wenn er die Tischplatte berührte. Irgendetwas an dieser Person erregte meine Aufmerksamkeit und ich machte mir so meine Gedanken, während ich an meinem Whiskey nippte. Wartete sie auf ihren Freund? Oder war er mit jemandem verabredet?
    Wie auch immer, dieses Geschöpf dort schien mir aber noch längst nicht alt genug, um sich hier in einer Bar herumtreiben zu dürfen.
    Die Blondine rief nach Sully, sie bestellte unter heftigem Gekicher eine Flasche Champagner. „Für meinen neuen Freund und mich, wir haben was zu feiern!“, rief sie laut durch die Bar.
    Ich sah kurz hinüber, Sully holte das Gewünschte aus dem Eisschrank, der Korken flog mit einem Knall aus der Flasche, und Blondie lachte noch alberner.
    Die Gestalt am Tisch zuckte bei dem unerwarteten Geräusch heftig zusammen, der Gegenstand flog ihr aus der Hand und rutschte zu Boden. Die Hände erstarrten kurz, dann beugte sich die Gestalt herunter und hob ihn wieder auf. Jetzt erhob sie sich und trat an den Tresen heran.
    Ich schaute neugierig zu, wie sie in den Lichtkreis der Lampen trat. Nun konnte ich die Person von der Seite betrachten. Aber erkennen konnte ich immer noch nicht viel mehr, die lackschwarzen lockigen Haare hingen weit ins Gesicht hinein, verdeckten den größten Teil. Ich ließ meinen Blick weiter herab wandern. Die Brust war schmal, ebenso die Taille, und auch die langen Beine gaben keinen Aufschluss auf das Geschlecht.
    Es konnte ein sehr zierliches junges Mädchen oder ein sehr schmächtiger junger Mann sein. Ich tippte aber auf einen Mann, als ich die Hände sah, die jetzt auf dem Tresen lagen.
    „ Bitte haben Sie ein Telefonbuch für mich?“ Die Stimme klang weich, aber jünger, als ich getippt hätte.
    Sully, der wieder seine Gläser polierte, unterbrach, kramte unter der Bar und förderte ein altes zerfleddertes Telefonbuch zutage. „Hier, reicht das?“
    Das Wesen nickte, drehte den Kopf kurz in meine Richtung und verschwand mit dem Buch wieder an den Tisch. Ich verfolgte es mit meinen Blicken. Meine Neugier war geweckt. Nicht nur, dass es recht kräftige Hände hatte, zu kräftig für ein Mädchen, die Knöchelchen der rechten Hand waren abgeschürft und blutig. Solche Verletzungen hatten Mädchen eher selten. Also ein Junge.
    Wer war dieses Kerlchen? Er hatte sich erschrocken, als der Korken knallte, dachte er etwa, einen Schuss gehört zu haben? Seine Hand war verletzt, hatte er sich geschlagen? Mit wem? Warum? Meine detektivische Fantasie schlug Purzelbäume.
    Sully kam zu mir. „Was ist, möchtest du noch einen?“
    Ich schüttelte den

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