Wolf inside (German Edition)
besser mir.“ Wenn mir die Nase dieses Kerls nicht gefiel, würde ich beide in einem Hotel unterbringen. Ich trank den Kaffee aus, klemmte einen Schein unter den Becher und stand auf. Jerry folgte. Draußen in der kühlen Nachtluft erschauerte ich kurz und drehte mich dann zu meinem neuen Klienten um.
„ Wo ist denn Ihr Begleiter?“
Der Junge drehte sich zur Gasse um und pfiff leise. Zuerst geschah gar nichts, er pfiff noch einmal. Dann hörte ich ein leises Geräusch, ein Knurren, ein kurzes Bellen, und der Begleiter kam ans Licht.
Ich erstarrte und glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Das war der Begleiter? Ernsthaft, da stand ein riesiger Hund vor uns. Und wenn ich sagte, riesig , dann meinte ich, er ging mir fast bis zur Hüfte. Bei meiner Größe von fast einsneunzig ist fast hüfthoch ganz schön hoch.
Bernsteinfarbene Augen blickten mich an, unterzogen mich einer genauen Musterung, die feuchte Nase schnüffelte, dann setzte die Bestie sich vor seinen Herrn. Jerry legte seine Hand auf den riesigen Kopf und streichelte ihn.
„ Das ist Vulto. Haben Sie Angst?“, fragte er herausfordernd.
„ Angst nicht direkt. Eher Respekt. Was ist das für eine Rasse?“ Wie ein normaler Hund sah er nicht aus. Eher wie ein ...
Ich zuckte zusammen. „Das ist gar kein Hund, richtig? Das ist ein Wolf!“, entfuhr es mir. Das hatte gerade noch gefehlt. Ein wildes Tier mitten in einer Großstadt. Ich sah die Schlagzeilen in der Zeitung schon vor mir.
Wilder Monster-Wolf fällt unschuldige Passanten an!
Privatdetektiv unter den ersten Opfern!
Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, dieses Monster in meiner Nähe zu wissen.
„ Ich hoffe, Sie haben Ihr Schoßtierchen unter Kontrolle.“
„ Keine Angst, er gehorcht mir aufs Wort.“
„ Wenn nicht, werde ich nicht zögern, ihn zu erschießen, klar?“
Täuschte ich mich, oder schaute der Wolf bei diesen Worten etwas verkniffen? Ich schüttelte mein Unbehagen ab, trat zum Wagen und öffnete die Tür.
„ Der Kleine sitzt hinten. Wehe, er zerkratzt mir die Polster.“ Da verstand ich keinen Spaß. Mein Wagen war mir heilig. Ich schaute dem Wolf direkt in die Augen. „Ein Kratzer, und du endest als Bettvorleger!“
Wieder hatte ich das Gefühl, das Tier zog unwillig seine Lefzen hoch. Verstand er mich? Ich schüttelte leicht den Kopf. Verdammte Grippe.
Während wir durch die Nacht fuhren, sah ich hin und wieder zu meinem neuen Klienten hinüber. Er schaute die meiste Zeit aus dem Fenster, doch viel zu sehen gab es nicht, die ersten waren auf dem Weg zur Arbeit, hasteten verschlafen zur U-Bahn, die letzten bummelten endlich nach Hause. Er schien müde und erschöpft zu sein, sein Kopf lehnte an der Scheibe. Was war seine Geschichte? Er war noch viel zu jung, um alleine in der Welt herum zulaufen, den Wolf zählte ich mal nicht mit. Doch so wie es aussah, würde ich seine Story heute nicht mehr zu hören bekommen. Der Kleine schlief ja schon fast.
*
Ich öffnete die Tür zu meinem kleinen Gästezimmer. Es kam nicht oft vor, dass jemand hier pennte. Mein Dad ganz selten, Klienten ab und zu. Andere Kerle nie. Wolf – das war eine Premiere.
„ Hier. Da könnt ihr beide erst einmal bleiben. Morgen früh erwarte ich einen ausführlichen Bericht, klar?“ Aus dem Schrank zog ich Bettzeug heraus und warf es auf die schmale Liege. „Der Kleine schläft auf der Erde. Muss er noch mal Gassi?“
Jerry konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. „Nein. Ich denke, Vulto hat alles, was er braucht.“
Ich nickte zufrieden. „Dann gute Nacht.“ Mir fiel noch etwas ein. „Noch was, Jungs. Ich schlafe mit meiner Waffe. Und mein Schlaf ist sehr leicht. Es sollte also niemand auf dumme Gedanken kommen, verstanden?“
Damit verschwand ich und überließ meine Gäste sich selber. Ein schneller Blick auf die Uhr, ein paar Stunden konnte ich wohl noch schlafen.
3
Alessandro ließ sich auf das schmale Bett sinken. Wieder betastete er sein Gesicht und stöhnte. „Da haben wir aber noch einmal Glück gehabt. Ich dachte wirklich, dieser Bastard bringt mich um. Wenn du nicht gewesen wärst, oh Mann!“
Vulto schmiegte sich dichter an ihn und sah zu ihm auf. So etwas wie ein schlechtes Gewissen leuchtete aus den bernsteinfarbenen Augen.
Es tut mir leid, dass ich es nicht verhindern konnte. Ich kam zu spät, das hätte mir nicht passieren dürfen.
„ Ich weiß, du würdest mich niemals im Stich lassen. Was erzähle ich dem Typ denn nun? Er will morgen früh eine Geschichte
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