Wolf inside (German Edition)
ihm Probleme bereiten kann.“
„ Wenn du das sagst. Dann kann er erstmal bleiben. Denk ich.“
Cruiz nickte, ohne die Miene zu verziehen. Was er dachte, war beim besten Willen nicht zu erkennen. Schlüpfte bloß in seine Stiefel, die Schnürsenkel waren ausgerissen. Sein glatter Oberkörper glänzte noch vor Schweiß. Im Schein der Lampe konnte ich diese Muskeln spielen sehen. Aus der Kommode zog ich ein Shirt und warf es ihm zu.
„ Ich muss wieder los, ich werde nicht hier bleiben. Wir reden, morgen.“ Er war schon an der Tür, als er sich noch einmal umwandte. „Nimm den Wolf mit zurück, er wird dir gegen die Dämonen helfen. Der Kleine braucht ihn hier nicht.“ Und dann verschwand er. Genauso lautlos, wie er gekommen war.
*
Am Morgen, in der Küche, sah Dad mich einmal so komisch an. Ich zupfte etwas verlegen an meinem Rolli herum, den ich heute Morgen trug. Er saß verflixt eng, doch ein Blick in den Spiegel riet mir dringend dazu, denn mein Hals sah aus, als hätte ich Besuch von einem Blutsauger gehabt. Blau, rot, ein richtig schöner kompletter Zahnabdruck. Und einer auf der Schulter und an meinem Oberarm sprangen mir entgegen.
Doch so sehr ich auch darauf wartete, es kam kein Kommentar, keine Bemerkung. Entweder er hatte tatsächlich nichts von meinem nächtlichen Besuch mitbekommen, oder er wartete auf eine passende Gelegenheit.
Ich lenkte das Gespräch schnell in eine unverfängliche Richtung und schlug vor, dass der Junge bei ihm bleiben sollte. „Ich habe keine Zeit, mich um ihn zu kümmern, hast du nicht Lust, dich mit ihm zu beschäftigen? Ihr könntet jagen gehen oder angeln.“
Dad war nicht abgeneigt, das Problem war vom Tisch.
Sandro haute ordentlich rein. Auf seinem Teller häufte sich der gebratene Speck, ich konnte gerade noch zwei Streifen ergattern, bevor er sich alles auf den Teller gekippt hatte. Der Bengel fraß wie ein Scheunendrescher!
Dad, der mit einem rotkarierten Geschirrtuch um den Bauch für Nachschub sorgte, schlug gerade ein Dutzend Eier in die Pfanne. Es brutzelte und zischte, und der Geruch nach frischem Kaffee und Speck hing wie eine dicke Wolke in der Luft. Es war fast so wie früher.
„ Hast du genügend Vorräte? Wenn Sandro weiter so reinhaut, dann hat er dich spätestens morgen kahl gefressen.“
Der lachte und zerbiss krachend einen weiteren Streifen Speck. „Ich bin noch im Wachstum!“ Und im gleichen Atemzug hielt er seinen Teller hoch. „Ich möchte bitte vier Eier. Gebacken. Danke.“
Er bekam sie, und auch ich hielt jetzt meinen Teller hoch.
„ Wir werden vorsichtshalber gleich noch einkaufen fahren. Was ist mit dir? Bist du noch da, wenn wir wieder kommen?“ Auf meinem Teller landeten ein paar glänzende, gelbhügelige Spiegeleier, so wie ich sie am liebsten mochte. Ich tunkte das Brötchen ins Eigelb, lecker!
„ Leider nicht. Ich muss bald wieder los.“ Was ich sehr bedauerte, denn Dad hatte was von Chili erzählt, das er zubereiten wollte. Für sein Chili war er berühmt, ein des Mordes verdächtigter Mexikaner hatte ihm vor Urzeiten das Rezept seiner Granny verraten. Es kam nur klein geschnittenes Rindfleisch hinein, das dann mit Tomaten Ewigkeiten köcheln musste, rote Bohnen und Jalapeños. Und eine halbe Habaneroschote. Ohne die ging gar nichts. Es brannte wie die Hölle, man geriet ordentlich ins Schwitzen, doch hinterher fühlte man sich munterer als nach jedem Energydrink.
Ich zog noch ein paar Dollars aus meiner Hosentasche und reichte sie meinem Vater über den Tisch. „Besorg dem Jungen noch ein paar Klamotten, das, was er mithat, wird nicht lange reichen. Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal kommen kann. Und ich brauch dafür eine Quittung. Spesenabrechnung.“ Der nächste Einkaufsladen war in der kleinen Stadt, circa fünfzehn Meilen entfernt. Dort bekam man alles, was man brauchte. Es gab sogar eine Schule, eine Tankstelle mit Werkstatt, einen Diner, der gar nicht so übel war, wenn man Hausmannskost mochte, und es gab noch einen uralten Doc. Er war leider schon fast taub, bis er verstanden hatte, was einem fehlte, wussten es auch alle Einwohner.
Sandro war jetzt anscheinend satt, auf keinem der Teller lag auch nur noch ein Krümelchen. Also schoben die beiden ab, machten sich zum Aufbruch bereit. Sandro hielt seine Jacke schon im Arm, da tauchte er noch einmal neben mir auf. Seine Miene war besorgt. „Cruiz … rief mich heute Morgen an, er meinte, der Wolf sollte wieder mit dir zurückfahren.“ Er legte
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