Wolf inside (German Edition)
seine Hand auf meinen Arm. „Bitte, pass gut auf ihn auf.“
Das versprach ich ihm, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass Fiffi besser auf sich aufpassen konnte, als ich auf ihn.
Vom Tresen, der den Küchenbereich vom Wohnraum trennte, holte ich mir einen Kaffee und schmierte mir noch ein Brötchen. Vier Eier machten mich nicht wirklich satt. Damit verschwand ich nach oben ins Arbeitszimmer an den Schreibtisch.
Heute Morgen hatte ich schon ein wenig herumtelefoniert, aber leider kein Glück gehabt. Zwar war es mir gelungen, diese Betty, Victorias ehemaliges Dienstmädchen, aufzutreiben, allerdings war sie vor zwei Jahren bei einem Autounfall verstorben. Die Kopie des Totenscheines war schon per Fax hier angekommen. Ich strich sie von meiner Liste. Auch Mr. Miller und diesen Morrok konnte ich streichen, wusste ja jetzt, was das für Typen waren. Auch wenn ich nicht wusste, wie die aussahen. Wie sahen Dämonen eigentlich hinter ihrer Fassade aus?
Thomas hatte mir gestern außer der Akte von Raimondo auch noch eine zweite Akte da gelassen. Eine über Cruiz. Sie lag auch hier, neben meinem Teller. Sie war nicht ganz so dick, wie die andere, doch das sollte nichts heißen. Richtig Brisantes hatte auch auf einem kleinen Schnipsel Platz.
Hineingesehen hatte ich noch nicht. Ich war nicht ganz sicher, ob ich schon bereit war, herauszufinden, was es mit ihm auf sich hatte. Dass etwas mit ihm nicht stimmte, war so klar, wie mein Charger schwarz war. Schon allein, dass er über die Dämonen Bescheid wusste, sagte doch alles. Dazu kam das Rätsel um sein Alter, rein rechnerisch war er sicherlich näher an Dad dran, der war fünfundfünfzig. Aber von seinem unverschämt jugendlichen Aussehen her lag er nur zwei, drei Jahre über meinem. Höchstens.
Und hätte ich mich nicht von ihm wie ein Anfänger auf den Rücken legen lassen, dann wäre mir auch aufgefallen, dass ich immer noch keine vernünftige Story hatte. Und dass er kaum eine meiner Fragen beantwortete.
Ich schob den Rest meines Brötchens in den Mund und spülte mit Kaffee nach. Meine Hand schwebte über der Akte. Sollte ich jetzt nachsehen?
Nein.
Der Stichtag, Sandros Geburtstag, kam immer näher, und alles, was ich bislang herausgefunden hatte, war, dass Raimondo nicht menschlich war. Das war nicht sehr viel, deswegen zog ich die zweite Akte hervor.
In ihr war eine Liste, auf der Raimondos leitende Mitarbeiter verzeichnet waren. Zum größten Teil handelte es sich auch um Dämonen, allerdings behauptete Thomas, dass sie im Rang untergeordnet und somit auch ihre Fähigkeiten niedriger einzuschätzen waren. Anscheinend funktionierte seine Organisation perfekt. Niemand tanzte aus der Reihe, Versagen wurde sofort unerbittlich bestraft, das hielt die Truppe bei Laune. Und anders als bei der Mafia oder den Kolumbianern konnte man hier keine Undercoveragenten einschleusen.
Die niederen Ränge, das Fußvolk, bestand nur aus Menschen. Sie mussten die Drecksarbeit erledigen, funktionierten sie nicht, wurden sie vernichtet. Sein Team hatte sich dann mit den übel zugerichteten Überresten herumzuschlagen. Thomas berichtete, dass in Raimondos Umfeld eine hohe Fluktuation an Mitarbeitern bestand. Allein im letzten viertel Jahr hatten sie acht Leichen gefunden, die alle im direkten Zusammenhang mit Raimondos Imperium stehen sollten. Doch sie konnten es ihm nicht nachweisen, und da es keine Zeugen gab …
Ich schloss die Akte wieder.
Thomas’ Abteilung hatte Unglaubliches geleistet, hatte alles in mühsamer Kleinarbeit zusammengetragen. Ich wusste, wie viel Arbeit dahinter steckte. Und wie frustrierend es sein musste, nichts tun zu können. Jedes Mal, wenn sie meinten, Raimondo etwas nachweisen zu können, kam einer seiner schmierigen Dämonenanwälte und zerpflückte die Anklage wie ein Papiertaschentuch in der Luft. Jetzt erhofften sie sich von mir Hilfe. Sehr schmeichelhaft.
Ich kritzelte auf meinem Notizblock, das half beim Konzentrieren. Etwas spukte noch in meinem Hirn herum. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich kam nicht drauf. Also versuchte ich es mit guter, altmodischer Polizeiarbeit. Hinter mir an der Wand hing eine dieser großen Tafeln, die man bemalen konnte.
In der Schreibtischschublade suchte ich mir ein paar Stifte, es konnte losgehen. Als Erstes malte ich Raimondo.
Schwarzes großes Strichmännchen mit Hörnern, ich stellte ihn mir wie eine Art Teufel vor. Darunter schrieb ich, was ich von ihm wusste.
Er war ein Dämon. Mit einer Menge
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