Wolf inside (German Edition)
hättest es mir gleich sagen müssen!“, schnauzte ich unterdrückt. Mein Zimmer lag zwar unter dem Dach, ziemlich weit entfernt von dem meines Vaters, doch wollte ich ihn auf keinen Fall wecken. Das hätte mir noch gefehlt. Von Dad mit einem Kerl in meinem Zimmer erwischt zu werden. Gruselige Vorstellung.
Ich schnappte mir das Laken und kroch aus dem Bett. Auf keinen Fall konnte ich noch länger so dicht bei ihm sitzen, nicht, wenn die Luft anfing zu knistern. Konnte auch so schon nicht klar denken. Ich lehnte mich an die Kommode und machte eine auffordernde Handbewegung. „Nun los, raus mit der Sprache, gibt es noch was, das du mir erzählen musst?“
Er sah mich mit einem merkwürdigen Ausdruck an und schüttelte langsam den Kopf. Und ich wusste hundertprozentig, dass er mich anlog. Doch ich wusste auch, dass ich die Wahrheit niemals aus ihm herausbekommen würde.
„ Hättest du es mir geglaubt?“
„ Natürlich nicht! Wer glaubt denn schon an Dämonen!“
„ Da hast du es. Deswegen habe ich es dir nicht gesagt. Ich wollte, dass du Sandro wie einen ganz normalen Teenager behandelst.“
Mir fiel die Sache von gestern Mittag ein, dieser mysteriöse Überfall an Cruiz’ Loft. „Gestern hat uns jemand vor deinem überaus schicken Loft aufgelauert, der Wolf hat sich mit jemandem einen Kampf geliefert. Ich habe niemanden sehen können, war das etwa auch ein … Dämon?“
Cruiz rieb sich den Arm und nickte nur. „Ja. Sandro hat mir schon davon berichtet. Der eine, Morrok, hat dich an der Schulter berührt, vermutet er. Man kann sie nicht immer sehen, sie … können in so einer Art … Paralleluniversum existieren.“
Mmhm, Paralleluniversum. Schon klar! Was ich von diesem Schwachsinn hielt, zeigte mein Finger an der Stirn.
Er rollte nur verdrießlich mit den Augen. „Glaub, was du willst. Diese Dämonen sind in der Lage, zwischen den Dimensionen hin und her zu wandern. Sie wollten dich und wahrscheinlich auch den Kleinen entführen, rüberziehen auf die andere Seite.“ Ein wenig ehrliches Bedauern lag nun auf seinem Gesicht. „Es … tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe.“
„ Das sollte es auch.“ Ich baute mich vor ihm auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Und noch was! Du …“, mein Finger schoss auf ihn zu, stach ihm fast das Auge aus, „… bist wie ein Dilettant rumgezogen und hast mit deiner dämlichen Fragerei alle aufgeschreckt. Was immer Raimondo auch mit dem Jungen vorhat, wahrscheinlich hast du ihn erst auf seine Spur gebracht. Wenn du keine Ahnung von Ermittlungen hast, dann lass die Finger davon!“
Der Bastard besaß doch tatsächlich die Dreistigkeit, spöttisch zu lachen!
Für einen Augenblick wünschte ich, ich könnte ihm dieses unverschämte Lachen zurück in seinen Hals stopfen, meine Fäuste ballten sich schon. Doch stattdessen funkelte ich ihn aus schmalen Augen an, schlug ihm meinen grimmigsten Policeofficer-Blick um die Ohren. „So Freundchen. Und nun will ich die ganze Geschichte noch mal von vorne hören. Aber flott!“
Und normalerweise packten Kriminelle, die wussten, was gut für sie war, an dieser Stelle ganz schnell aus.
Nicht so Cruiz, er schwieg.
„ Los rede!“, verlangte ich noch einmal. „Diesmal aber mit Begriffen wie Dämonen, Paralleluniversum oder was auch immer, verstanden? Sonst kündige ich den verdammten Vertrag! Das ist mein vollster Ernst, ich scheiß auf die fünfzigtausend Dollar, dann muss sich der Kleine eben mit deiner Erbkrankheit auseinandersetzen. Es ist mir egal!“
Es war mir natürlich nicht egal, aber ich war auf hundertachtzig. Lange genug hatte er mich jetzt verarscht. Es reichte. Leider macht so eine Standpauke so gar keinen Eindruck, wenn einem nur ein Bettlaken als Lendenschurz dient, das sich permanent vom Acker machen wollte. Wieder zog ich alles zurecht.
Cruiz hockte auf meinem Bett, fuhr sich langsam durch die Haare und seufzte. Als er sah, wie ich mit meinem Laken kämpfte, hatte er doch die Frechheit, noch einmal zu lachen. Diesmal aber lachte er mich eindeutig aus.
Dabei strahlte er so viel Sex-Appeal aus, es kam ihm regelrecht aus allen Poren gequollen. Ich spürte förmlich, wie es mich einhüllte. Bevor ich es verhindern konnte, bewegten sich meine Füße schon vorwärts. Betont finster sah ich auf ihn herab, versuchte so zu tun, als bemerkte ich die schwelenden sexuellen Signale nicht, die die Luft rings um uns knistern ließ. Ich zupfte an meinem flüchtigen Schurz herum, unter dem
Weitere Kostenlose Bücher