Wolf inside (German Edition)
klingelte.
„ Shane. Komm … ins Büro. Billy R …“
Die Stimme am Telefon klang komisch, so als unterdrückte jemand ein Weinen. Als sie abbrach, konnte ich leises Stöhnen hören. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Billy? War das Rosies Enkel?
„ Rosie, sind Sie das? Was ist los?“
„… Shane. Bitte …“ Wieder hörte ich nur leises Stöhnen und dann ... Schweigen. Es polterte, so als fiele etwas auf den Boden. „Rosie? Rosie! Was ist los?“, rief ich in den Hörer, doch sie antwortete nicht. Hastig drückte ich den Notruf, landete in einer Warteschleife, Shit.
Gewohnheitsmäßig warf ich einen Blick auf die Uhr, zwölf Uhr achtundzwanzig. Noch Mittagszeit.
Ich schnappte mir den Autoschlüssel und raste zum Aufzug. Als sich die Türen endlich öffneten, stand ich Cruiz gegenüber. Ich sprang in den Lift. „Wenn du was von mir willst, musst du mitkommen. Irgendetwas ist in meinem Büro los. Ich hatte eben einen merkwürdigen Anruf.“
Wir flitzten durch die Tiefgarage, zum Charger, ich hieb den Gang rein, dann brauste ich so schnell es ging durch den Mittagsverkehr. Die meiste Zeit schlug ich nervös auf meinem Lenker herum, verfluchte alle lahmarschigen Autofahrer, es dauerte einfach viel zu lange. In solchen Situationen wünschte ich mir mein Blaulicht zurück.
Cruiz sagte nicht viel, klammerte sich nur am Armaturenbrett fest, wenn ich eine der Kurven etwas rasanter nahm. Oder Haken schlagend wie ein Hase auf der Flucht um vorausfahrende Autos herum zog. Gerne auch mal rechts vorbei, natürlich ohne einen anderen dabei zu touchieren, dem Fahrtraining der Akademie sei Dank. Cruiz rutschte auf der durchgezogenen Sitzbank hin und her und warf mir finstere Blicke zu. Unsere Schultern berührten sich das eine oder andere Mal, doch im Moment hatte ich keinen Nerv für solche Spielchen.
Vor dem Haus, in dem sich mein Büro befand, standen mehrere Streifenwagen, ihre Lichter blinkten, die Cops hatten die Schaulustigen zur Seite gedrängt, alles war weiträumig abgesperrt. Ich konnte den Transporter der Spurensicherung erkennen. Und den des Coroners.
Langsam breitete sich mehr als ein mulmiges Gefühl in meinem Magen aus. Das gelb-schwarze Absperrband flatterte im Wind. Wieso Tatortabsperrung? Was zur Hölle war hier los?
Bei dem Rettungswagen, der mitten auf dem Gehweg stand, fielen gerade die Türen zu, er schmiss Blaulicht und Sirene an und düste dann im Affenzahn über die Kreuzung.
„ He, Officer!“, rief ich dem Polizisten zu, der gerade aus Mr. Wangs Laden kam. „Officer, was geht hier vor sich?“
Mr. Wang lugte hinter seinem Rücken hervor und schnatterte aufgeregt mit seiner Frau, dabei gestikulierte er wild, deutete auf mich, deutete nach oben. Ich verstand kein Wort.
„ Sir, das hier ist ein Tatort. Sie können hier nicht rein!“, antwortete er nur und machte sich im Eingang breit. Ich zog meine Marke, die mich als Detektiv auswies, aus der Hosentasche und zeigte sie vor.
„ Da oben ist mein Büro. Ich habe einen sehr merkwürdigen Anruf erhalten. Und jetzt will ich wissen, was hier los ist!“
Der hochgewachsene Cop sprach in sein Funkgerät, nickte, dann winkte er mich durch. Sein Bauchladen klapperte, als er die Hand an seine Waffe legte.
Mit Cruiz im Schlepptau stürmte ich rauf in mein Büro. Die Tür stand sperrangelweit offen. Dort empfing mich ein vierschrötiger Mann in einem schlecht sitzenden grauen Anzug, sein breites Gesicht Marke Bullenbeißer glänzte rötlich. Er kramte gerade auf Rosies Schreibtisch herum. Als er mich sah, ließ er die Akte sinken, in der er herumschnüffeln wollte. Ihn kannte ich nicht. Seine Partnerin schon.
Neben ihm stand Allie Hamilton. Sie hatte sich nicht wirklich verändert. Trug ihr braunes Haar immer noch raspelkurz, und ihre Figur war offensichtlich immer noch so heiß wie damals, als sie zweimal hintereinander zu Miss City Police gewählt wurde. Übrigens auch von mir.
Für kurze Zeit war sie meine Partnerin gewesen. Damals, nach Mikks Tod, bevor ich den Dienst quittierte. Sie hatte keine guten Erinnerungen an mich. Rosie sah ich nicht.
„ Hallo, Allison. Lange nicht gesehen. Wer ist der Typ da, und was zur Hölle machen Sie an Rosies Schreibtisch?“, begrüßte ich die beiden.
Allie nickte mir nur kühl zu, dann fiel ihr Blick auf Cruiz, der neben der Tür stehen geblieben war. Ihr mürrischer Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Für ihn hatte sie ein überaus freundliches Lächeln übrig, Allie stand auf
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