Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
Beach Boys. „Ginger Harris? Wieso hast du dich mit ihr getroffen? Was ist passiert?“
„Ich habe mich nicht mit ihr getroffen, sie ist mir zufällig im Zusammenhang mit einem Fall begegnet. Weißt du, was mit ihrer Familie ist? Wo sind sie hingezogen?“
„Das gefällt mir ganz und gar nicht! Ich dachte, du hättest das alles hinter dir gelassen.“
„Habe ich auch.“ Abgesehen von den Albträumen, aber die waren nur noch selten. „Ich muss das für meine Untersuchung wissen, Mutter.“
„Ich erinnere mich nicht, wohin sie gezogen sind. Aber … ich könnte Doris Beaton vielleicht danach fragen.“ Das Angebot kam etwas zögernd. „Ich glaube, sie hat noch Kontakt zu ihnen.“
„Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das tun würdest.“ Lily ging zum Aufzug und drückte auf den Knopf.
„Ich verstehe nicht, warum du unbedingt etwas über sie in Erfahrung bringen willst.“
„Das kann ich dir jetzt auch noch nicht so genau sagen. Die Polizeiarbeit wäre sehr viel einfacher, wenn wir im Voraus wüssten, welche Hinweise wichtig sind.“ War es eine Vorahnung, die ihr einen Schauder über den Rücken jagte, oder die Vergangenheit? Lily schüttelte sich und versuchte, das Gefühl loszuwerden. „Aber danke, dass du Mrs. Beaton fragen willst. Ich weiß, wie sehr dir dieses Thema zu schaffen macht.“
„Es geht nicht um mich. Ich mache mir Sorgen um dich! “
„Ich weiß. Mir geht es gut.“ Lily hatte jedoch immer das Gefühl gehabt, es sei ebenso sehr um ihre Mutter gegangen wie um sie. Aus diesem einen Vorfall hatten sich so viele Fäden entsponnen … und sosehr sie auch an ihnen zog, herumschnippelte oder sie zu entwirren versuchte, die Knoten blieben. „Der Aufzug ist da. Ich muss Schluss machen.“
Julia erinnerte sie noch einmal daran, in ihren Kalender zu schauen, und verabschiedete sich. Lily steckte ihr Handy in den Rucksack und betrat den kleinen Stahlkasten.
Es war eine Erleichterung für sie, sich wieder auf den Fall konzentrieren zu können, auf die Fakten und Möglichkeiten. Fäden – genau das hatte sie in der Hand: ein wirres Knäuel aus Fäden und nur wenige harte Fakten, die ihr zeigten, wo sie ziehen musste. Sie hatte zahlreiche Aussagen, aber außer wahren Anteilen enthielten diese garantiert auch Lügen und alle möglichen Ausflüchte, Auslassungen und natürlich ganz banale Fehler.
Der genaue Zeitpunkt des Todes war in diesem Fall wahrscheinlich ein entscheidender Faktor. Vielleicht bekam sie schon bald erste Ergebnisse aus dem Labor. Viel konnten die Kollegen vermutlich nicht sagen, aber sie müssten zumindest bestätigen können, dass der Mörder ein Andersblütiger war.
In der Wissenschaft konnte man sich darauf verlassen, dass die Dinge ganz sicher immer nach einem bestimmten Muster verliefen. Wasser kochte stets bei 100 °C, ganz egal, wer es aufsetzte. Wenn man Kaliumnitrat, Schwefel und Holzkohle im richtigen Verhältnis mischte, erhielt man immer Schwarzpulver und nicht etwa Goldstaub oder Backpulver.
Aber Magie war unberechenbar. Eigen und kapriziös. Die Zellen und Körperflüssigkeiten der Andersblütigen – die von Natur aus magische Wesen waren – lieferten nicht bei jedem Test dieselben Resultate. Daher war es zwar möglich, die Spuren zu identifizieren, die die Magie hinterließ, aber auf die Laborergebnisse war kein Verlass.
Der Aufzug blieb quietschend im ersten Stock stehen, und zwei Personen stiegen ein. Lily schaute auf ihre Uhr. Vielleicht hätte sie doch lieber die Treppe nehmen sollen.
Wenn die Tiefgarage das Gedärm des Monsters war, dann waren die Aufzüge der Blutkreislauf. Was bedeutete, dass das Gebäude sich häufig aufgrund von Kreislaufversagen im Schockzustand befand, denn die Aufzüge waren notorisch langsam und klapprig. Nach einer halben Ewigkeit kam Lily endlich im dritten Stock an. Sie warf abermals einen Blick auf die Uhr, als sie die Tür zum Morddezernat öffnete. Wenn sie sich beeilte, konnte sie noch schnell einen Schluck Kaffee trinken.
„Hallo Lauren!“, begrüßte sie die stämmige Blondine am ersten Schreibtisch. Drei der fünf Arbeitsplätze im Büro waren besetzt. Mechs nicht. „Ist Mech da?“
„Sehe ich wie eine Empfangsdame aus?“ Lauren schaute auf ihren Computermonitor und tippte unbeirrt weiter. „Warum hält mich hier jeder für eine gottverdammte Sekretärin?“
„Das liegt an deiner charmanten Art. Da fühlt sich gleich jeder willkommen und gut aufgehoben.“ Mech war bestimmt schon da. Er musste doch
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