Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
meiner Großmutter bin.“
„Cool! Mein Freund Manny, der bringt mir Spanisch bei. Seine Eltern sprechen nämlich die ganze Zeit Spanisch, und ich verstehe nie, was sie sagen. Aber jetzt kann ich schon ein bisschen, zum Beispiel bis zwanzig zählen. ¿Como está usted? “
„ Muy bien, gracias “, entgegnete Lily. „ ¿Yusted? “
„Du sprichst ja auch Spanisch! Hast du gehört, Dad!?“ Er tätschelte seinem Vater aufgeregt die Wange. „Sie spricht Spanisch! Vielleicht kann sie mit mir lernen, damit ich nicht alles vergesse, weil ich doch eine ganze Weile hierbleiben muss. Nettie hat gesagt, du bist verrückt, weil du mich quer durch das ganze Land geschleift hast“, sprudelte es aus ihm heraus. „Sie meinte, du sollst dich zusammenreißen. Aber das hätte ich wohl nicht hören sollen.“
„Vermutlich nicht“, entgegnete Rule. „Aber ich reiße mich auf jeden Fall zusammen.“
„Sie meint das nicht böse. Sie sagt das ganz oft. Wenn ich meine Hausaufgaben vergesse, sagt sie auch, ich soll mich zusammenreißen.“
Eine große Frau mit grauem krausem Haar, das ihr fast bis zur Taille reichte, trat aus dem Haus. „Toby, du musst deinen Lunch aufessen, sonst denkt Henry, du brütest irgendeine Krankheit aus!“
„Ich bin nicht krank!“
„Du weißt das, und ich weiß das auch, aber wird Henry uns glauben?“ Die Frau trug eine kurze Hose und einen Sport- BH . Ihre Haut war kupferbraun und ihr Muskeltonus ausgezeichnet, weshalb ihr Alter schwer zu schätzen war. „Hallo Rule! Toby erkennt deinen Wagen schon am Geräusch. Er ist wie elektrisiert vom Tisch aufgesprungen.“
„Es gibt nur Sandwiches“, erklärte Toby seinem Vater. „Aber mit Henrys Brot – das ist lecker.“ An Lily gerichtet fügte er hinzu: „Er backt es selbst. Gammy kauft ihr Brot immer, aber Henrys ist selbst gemacht! Manchmal darf ich ihm dabei helfen.“ Er sah seinen Vater an. „Esst ihr mit mir?“
„Ms. Yu vielleicht, wenn sie mit deinem Großvater gesprochen hat“, entgegnete Rule. „Aber ich kann leider nicht.“
Toby machte ein langes Gesicht. „Ach ja, habe ich vergessen. Du darfst nicht ins Haus. Aber nach dem Ritual …?“
„Ich hole dich nachher ab“, versprach Rule. „Du übst brav das Dividieren, und dann fahren wir zusammen an den Fluss.“ Er nahm den Jungen von seiner Schulter, küsste ihn auf die Stirn, stellte ihn vor sich hin und gab ihm einen Klaps auf den Po. „Und jetzt wird gegessen!“
Toby rührte sich nicht. Sein störrischer Gesichtsausdruck erinnerte Lily an Rule. „Ich würde aber gern mitkommen!“
„Ja, ich weiß. Aber Kinder sind da nicht erlaubt, wie du sehr gut weißt. Und jetzt gehst du deinen Pflichten nach und ich meinen.“
Der Junge stieß einen tiefen Seufzer aus. „Hat mich gefreut, Ms. Yu. Vielleicht können wir später noch ein bisschen Spanisch sprechen.“
„Ja, vielleicht“, entgegnete Lily. Sie war völlig entzückt von dem Kleinen. Und sie hatte Gewissensbisse. Diese Vater-Sohn-Beziehung hatte sie sich ganz anders vorgestellt. „Aber so viel kann ich gar nicht.“
„Umso besser. Ich auch nicht. Bis später!“ Und schon flitzte Toby wie ein geölter Blitz ins Haus.
Lily warf einen Blick auf den Wächter. Die anderen taten so, als sei er gar nicht da, aber sie fand es schwierig, einen Mann mit einem Schwert zu ignorieren. Mit einer Machete, korrigierte sie sich. Die Klinge war doch weniger als einen halben Meter lang. „Ihr Sohn ist ein richtiger Sonnenschein“, sagte sie zu Rule.
„Das finde ich auch.“ Er schaute noch einen Moment zu der Tür, durch die Toby verschwunden war, dann wandte er sich ihr zu. „Ich kann leider nicht mit Ihnen reingehen.“
„Wieso denn das?“
Er schüttelte nur den Kopf und wies auf die große Frau, die auf sie zu warten schien. „Das ist Nettie Two Horses. Ich denke, sie wird Sie zum Rho bringen. Nettie, das ist Detective Lily Yu. Begleitest du sie?“
„Das tue ich.“ Sie streckte die Hand aus, und als Lily sie ergriff, spürte sie außer einem festen, energischen Händedruck das Kribbeln, das auf Magie hindeutete. Auf Naturmagie. So etwas war ihr früher schon einmal begegnet.
„Rule hat etwas vergessen, als er mich vorgestellt hat“, erklärte die Frau. „Ich bin Dr. Two Horses, aber so müssen Sie mich nicht anreden. Das macht hier keiner.“ Sie schenkte Lily ein breites Lächeln. „Dass ich Ärztin bin, sieht man mir vermutlich nicht an.“
„Die meisten Ärzte tragen zu Hause keine weißen
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