Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
häufig Probleme mit mir.“ Er ging durch den Raum, berührte die Blätter einer Topfpflanze, dann die Vorhänge und sah sich das einzige Bild an der Wand an, ein Schwarz-Weiß-Foto vom Meer. Das Wohnzimmer war klein, peinlich sauber und ordentlich und beinahe leer, bis auf … „Sie geben Pflanzen den Vorzug vor Möbeln?“
„Ich gärtnere gern. Und da ich keinen Garten habe, nehme ich eben mit Blumentöpfen vorlieb.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber Sie sind hoffentlich nicht hergekommen, um meine Wohnung zu inspizieren.“
Sie hatte so hübsche Arme – rund und fest, die Haut zart und glatt –, dass er sie am liebsten von oben bis unten abgeküsst hätte. Damit seine Hände etwas zu tun hatten, fuhr er sich durch das feuchte Haar. „Nein, aber neugierig war ich schon. Es riecht so gut hier.“
„Äh … danke. Hören Sie, ich bin froh, dass Sie aus dem Gefängnis sind, aber ich lege im Moment keinen Wert auf Gesellschaft. Wenn Sie gekommen sind, um sich bei mir zu bedanken, dann betrachten wir das doch hiermit als erledigt.“
„Ich bin Ihnen mehr als dankbar. Was Sie für mich getan haben, kann ich Ihnen doch nie vergelten! Warum hat man Ihnen die Marke weggenommen?“
Sie zuckte zusammen. „Das ist nur vorübergehend. Und woher wissen Sie das überhaupt?“
„Von den beiden FBI -Agenten, mit denen Sie gesprochen haben. Sie haben mich aus der Stahlbox befreit, in die man mich gesperrt hatte.“
„Dann haben sie wohl mit dem Captain gesprochen.“ Sie zuckte schroff mit den Schultern. „Aber das geht Sie nichts an.“
„Nein?“ Ohne nachzudenken machte er einen Schritt auf sie zu, dann zwang er sich, stehen zu bleiben. Er war ihr schon zu nah, und sein Herz schlug viel zu schnell. Die Wohnung war wirklich entsetzlich klein. „Wurden Sie suspendiert, weil Sie sich ans FBI gewendet haben?“
„Nein, deshalb nicht. Man kann einen Cop nicht dafür bestrafen, dass er sich an die Regeln hält. Allerdings habe ich auch welche gebrochen … Die, die nicht auf dem Papier stehen.“
„Aber warum dann?“
Sie lächelte bitter. „Weil ich eine Affäre mit Ihnen habe.“
Rule blieb die Luft weg. „Ist Ihr Captain etwa hellseherisch veranlagt?“
„Ganz schön selbstbewusst, wie? Nein, er ist sauer.“ Sie begann, auf und ab zu gehen, aber in dem kleinen Zimmer war nicht viel Platz dafür. Sie ging das kurze Stück bis zur Wand, machte kehrt und kam wieder zurück. „Ich wurde angewiesen, es unter den Tisch zu kehren, verstehen Sie? Aber das ist falsch. Ich habe zwar noch keine Beweise, aber ich weiß, dass sie durch Zauberei getötet wurde. Der Captain wollte mir nicht glauben, und Sie kamen ihm als Tatverdächtiger gerade recht. So musste er in seiner Abteilung nicht nach einem korrupten Cop suchen. Aber ich habe ihn schließlich dazu gezwungen.“
Als sie bei ihrem Gang durch das Zimmer an ihm vorbeikam, war sie plötzlich zum Greifen nah. Doch er griff nicht zu. Stattdessen setzte er sich rasch auf den Boden, um sich davon abzuhalten, sie in die Arme zu schließen. „Wie?“
„Ich bin zur Abteilung für innere Angelegenheiten gegangen.“ Sie hatte die gegenüberliegende Wand erreicht und machte wieder kehrt. „Sie werden nicht verstehen, was das bedeutet.“
„Das sind die Cops, von denen die anderen Cops beaufsichtigt werden.“
„So ungefähr. Aber da geht man nicht hin. Man schwärzt seinen Vorgesetzten und die Kollegen nicht an, denn dann vertraut einem keiner mehr. Ich kann das nicht erklären. Es ist einfach so.“
„Ich glaube, ich verstehe das. Die von der Dienstaufsicht sind zwar auch Cops, aber sie gehören nicht zu Ihrem Clan.“
„Was?“ Sie blieb stehen, lachte nervös und setzte ihren Gang durch das Zimmer fort. „Das hat mit Ihren Lupus-Clans gar nichts zu tun!“
„Es scheint mir durchaus vergleichbar. Der Captain ist Ihr Rho. Sie wussten, dass er sich irrt, aber die Regeln erlauben es Ihnen nicht, ihn direkt herauszufordern. Sie mussten sich außerhalb Ihres Clans Unterstützung holen – was die Regeln erlauben, ja sogar ausdrücklich gutheißen –, aber ein solcher Schritt sorgt natürlich für Unruhe in Ihrem Clan.“ Er schüttelte den Kopf. „Ein merkwürdiges System.“
„Ich glaube, ich verliere den Verstand“, murmelte Lily. „Das klingt tatsächlich einleuchtend.“
„In einem echten Clan würde man durch die Herausforderung an sich bestraft. Ihre Regeln lassen den Eindruck entstehen, Sie könnten jemanden von außen
Weitere Kostenlose Bücher