Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
erhöhte sich schlagartig. Vielleicht war dem Drachen das Wachefliegen zu öde geworden, und nun wollte er sich die Zeit vertreiben, indem er sie ein bisschen erschreckte. Aber wenn nicht …
Sie mussten sich irgendwo unterstellen, und zwar schnell. Sie sprang von dem Felsen. Rule folgte ihr auf den Fersen.
Zur Höhle würden sie es nie und nimmer rechtzeitig schaffen. Daher rannte sie zum Kliff, mit Rule neben sich und gefolgt von einer schnaufenden Gan. So dicht an die Steinwand geschmiegt, würden die Drachen sie nicht von oben packen können. Mit klopfendem Herzen, trockenem Mund und vor Angst fast ohnmächtig, drückte sie sich mit dem Rücken flach gegen die Wand. Sie wagte nicht hinzusehen.
Dummkopf, schimpfte sie, meinst du, wenn du die Augen schließt, geht der böse Drache einfach wieder weg? Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, hob den Blick und sah etwas Scharlachrotes am Kopf des Verfolgers aufblitzen. Es gab nur einen unter ihren Wachen, der einen Kragen in dieser Farbe hatte. Demselben dunklen Rot wie das von Sam.
Er war kleiner als der, dem er hinterherjagte, stellte sie fest. War er auch jünger?
Dann prallten die beiden aufeinander.
Ihr stockte der Atem. Dies war kein Spiel, sondern Kampf – echt und blutig. Sie rangen in der Luft miteinander – ein Wirbel aus schlagenden Flügeln, sich windenden Hälsen und peitschenden Schwänzen. Alles ging so schnell, dass sie nicht erkennen konnte, wer die Oberhand hatte. Dann löste sich einer – der Verfolger, erkannte sie, als sie den roten Kragen sah. Verzweifelt ruderte er mit den Flügeln, um wieder an Höhe zu gewinnen, doch offenbar war eine seiner Schwingen verletzt. Und auf einmal wurde der Jäger zum Gejagten.
Der Kleinere versuchte ein Ausweichmanöver, aber sein Angreifer holte auf, bekam eine der gewaltigen Schwingen zu fassen und zerfetzte sie wütend. Der verletzte Drache riss sich los, aber er bewegte sich nur noch langsam und schwerfällig durch die Lüfte. Erneut näherte sich drohend sein Angreifer.
Erst langsam, dann immer schneller, verlor der verletzte Drache an Höhe. Der lange Körper stürzte und verfing sich in den Flügeln, die ihn nicht mehr tragen konnten, und sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf den scharlachroten Kragen. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Weiter oben, am Strand, in der Nähe ihrer Höhle, schlug er auf dem Boden auf, und sie spürte die Erschütterung.
Der Sieger zog einen Kreis und stieß dann erneut hinunter. Direkt auf sie zu.
„Oh, Mist“, flüsterte sie. Vielleicht würde sie doch noch dazu kommen, einen Drachen mit ihrem großen Knochen zu pieksen.
„Da ist noch einer!“, kreischte Gan. „Er steigt hinter den Bergen auf!“
Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Der Himmel war jetzt so dunkel, dass die Silhouetten der Drachen nur schwer zu erkennen waren, aber … „Das ist Sam!“
Da legte die dunkle Gestalt ihre Flügel an und setzte zum Sturzflug an wie ein riesiger Falke nach seiner Beute. Er schoss wie ein Pfeil auf den Drachen zu, der gerade getötet hatte.
Dieser musste ihn bereits gesehen oder sein Kommen gespürt haben, denn er wirbelte herum, wild mit den Flügeln schlagend – aber zu spät. Schon Sekunden später hatte Sam zugeschlagen.
Nicht alle Drachen starben still. Dieser schrie, als sein Rücken brach, ein dumpfes Heulen, das von einem Blutschwall erstickt wurde, als Sam ihm noch im Fallen die Kehle aufschlitzte.
Der Körper fiel nicht tief. Während Sams Schwingen kräftig schlugen, um wieder hochzusteigen, schlug sein Opfer ungefähr sechs Meter von der Küste entfernt mit einer riesigen Fontäne aufs Wasser auf.
Geh, sagte die kühle Gedankenstimme, als Sam wieder in die Höhe stieg. Versäum dich nicht. Geh in die Höhlen, die dein Lupus so entschlossen erkundet hat.
„Was geschieht denn hier?“, rief Lily.
Die anderen werden bald hier sein, wenn ihr Werkzeug versagt. Und das ist bereits geschehen. Befriedigung war aus diesem Gedanken herauszuhören. Ich dulde keinen Verrat.
Rule zerrte an Lily. Sie stolperte ein paar Schritte, um dann sofort wieder stehen zu bleiben. „Welche anderen? Und warum kommen sie hierher?“
Sam stieg weiter, aber langsamer jetzt und in Kreisen. Die Sänger. Die Dummköpfe wollen dich mir streitig machen. Sie kommen, um dich zu töten.
„Nein!“, schrie Gan. „Sie dürfen sie nicht töten! Das wäre dumm! Sie brauchen sie!“
Sie haben endlich verstanden, dass es Wahnsinn wäre, Xitil in den Besitz
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