Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
Hosen, die er in schwere Stiefel gestopft hatte.
Er war der Sheriff. Sozusagen. Eines aus der Schar der Kinder, die sie am Eingang des Dorfes empfangen hatte, hatte gesagt: „Michael holt den Sheriff, damit er Euch willkommen heißen kann.“ Wenigstens glaubte Cynna, dass der Junge das gesagt hatte, aber der Talisman mischte seine Worte mit denen der anderen Kinder, die ihn zum Schweigen bringen wollten und dann darauf bestanden, dass Derreck kein echter Sheriff war. So nannten sie ihn nur manchmal.
Zuerst waren ihnen die Kinder gefolgt, dann aber von ihren Müttern und Vätern ins Haus gerufen worden. Um diese Zeit waren die Straßen nicht sehr belebt. Es war ungefähr der achte Glockenschlag, was hieß, dass die meisten Leute zu Abend gegessen hatten und es sich zu Hause gemütlich machten. Jeder der Einwohner, die sie bisher gesehen hatten, hatte menschlich ausgesehen.
„Ich dachte, dass Menschen nur in der Stadt wohnen“, sagte Cynna zu Cullen, der neben ihr ritt. „Riechen sie nach Menschen für dich?“
„Oh ja. Mit meinem anderen Blick sehen sie ebenfalls wie Menschen aus.“ Er riss die Augen in gespieltem Schrecken auf. „Du denkst doch nicht, dass Bilbo uns getäuscht hat, oder?“
Sie schnaubte. „Glaubst du? Ich wüsste nur nicht, warum. Er muss doch gewusst haben, dass wir es irgendwann herausfinden, warum also sich die Mühe machen? Aus reiner Gewohnheit?“
Die hinter ihnen reitende Wache – einer der beiden Menschen – sagte leise etwas. Cynnas Talisman flüsterte ihr die Worte ins Ohr. „Menschen wird geraten, sich nicht außerhalb der Stadt niederzulassen, aber sie tun es trotzdem. Sie mögen es nicht, wenn wir ganz auf uns gestellt leben, weil wir dann zu glauben beginnen, dass wir auch die Verantwortung für uns selbst übernehmen können.“
„Harry“, sagte die weibliche Wache, die hinter ihm ritt, warnend. Sie war kein Mensch. Ein Halb und Halb vielleicht, mit ihren spitzen Ohren und dem kurzen rötlichen Fell einer Katze nicht unähnlich.
„Was?“ Böse sah er seine Freundin an. Cynna wusste, dass sie Freunde waren, weil sie gesehen hatte, wie er eines Nachts auf Deck mit ihr geschlafen hatte. Sie hatte dabei geschnurrt. „Jede andere Spezies in Edge hat ein Gebiet, über das sie das Sagen hat, so, wie sie es für richtig hält. Nur die Menschen nicht.“
„Halb und Halb auch nicht“, sagte sie wie jemand, der dieses Argument schon sehr oft angeführt hatte.
„Ja, aber beinahe alle von euch haben menschliches Blut. Deswegen sieht man auch auf euch herab.“
Cullen warf einen Blick über die Schulter. „Anscheinend ist das hier ein Dorf, in dem ausschließlich Menschen wohnen, aber das Gebiet selbst gehört den …“ Er brach ab und überließ es ihnen, den Satz zu vollenden.
„Hoko“, sagte der Wachmann mit Namen Harry. „Er ist ein Sidhe. Manchmal mit Rohen verbündet. Manchmal nicht. Hoko verlangt Pacht von den Bauern in dieser Gegend, wenn ihm danach ist, aber ansonsten lässt er die Leute in Ruhe. Deswegen sind viele Menschen in dieses Gebiet gezogen.“
Cynna fragte: „Warum ist dieser Derreck kein echter Sheriff?“
„Das würde bedeuten, dass sie sich selbst regieren, nicht wahr? Das Dorf ist ein Lehen von Hoko, der sicher keinen Sheriff ernannt hat, deswegen haben die Dorfbewohner einen gewählt. Was den Menschen nicht erlaubt ist.“
„Warum?“, fragte Cynna. „Warum ist man denn dagegen, dass Menschen sich selbst regieren?“
„Weil wir so verdammt kriegerisch sind“, schnaubte Harry. „Als wenn die Ahk anders wären.“
„Kinder“, sagte die Frau plötzlich. „Das ist der wahre Grund. Menschen sind einfach zu fruchtbar – und sie können sich auch mit fast allen anderen Spezies vermehren. Wenn man euch die Unabhängigkeit zugesteht, wird eure Reproduktion nicht so reguliert, wie es jetzt geschieht. In ein paar Generationen wären die Menschen in Edge in der Überzahl.“
„Die Fortpflanzung wird reguliert?“, fragte Cullen scharf.
„Unter Menschen, ja.“ Harry klang bitter. „Überall in Edge. Ashwa ist einer der wenigen Punkte, in dem sich alle einig sind.“
„ Ashwa ?“
„Die Praktik …“
„Harry“, sagte die weibliche Wache, „du solltest jetzt wirklich lieber den Mund halten.“
Er warf ihr einen mürrischen Blick zu. „Du hast das Thema doch angeschnitten.“
Sie starrte nach vorn, die Miene erstarrt. „Pst.“
Tash ritt auf sie zu. Sobald Harry sie sah, verstummte er.
Tash hatte ihnen eine Herberge
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