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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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anderen Räte in der Stadt über zwei oder drei Ekiba hinweg. Die beiden Reiter sahen recht lustig aus – der kleine Gnom auf seinem Minipony neben dem großen, kahlen, fast nackten Ekiba auf seinem hohen Pferd.
    „Ich sehe mal nach“, sagte Steve zu Cullen und trieb sein Pferd mutig mit den Fersen an. Das Tier fiel in einen schnellen Trab.
    Auch Cynnas Pferd war schon ein paarmal getrabt. Sie mochte es nicht besonders. „Nachsehen? Was?“, fragte sie Cullen.
    „Tashs Scout ist zurück, und Steve ist unruhig. Er wird mal eben schauen, ob wir das Dorf bald erreicht haben.“
    „Bitte, lieber Gott“, sagte sie inständig. „Ich glaube, der Nieselregen wird bald ein richtiger Regen.“
    „In Irland nennt man das ‚lindes Wetter‘.“
    „Warst du schon einmal in Irland?“
    „Sogar schon mehrfach. Meine Mutter hatte einen Cousin, der ein irisches Mädchen geheiratet hatte. Es ist wirklich, wie man sagt, die grüne Insel.“
    „Und dass es dort Kobolde gibt, sagt man auch.“
    „Ah, nein, das ist eine andere Geschichte.“ Und er erzählte sie ihr. Sie war wahrscheinlich zu neunzig Prozent pure Erfindung, aber sehr unterhaltend.
    Cullen sah nicht aus wie ein Mann, den Albträume oder ein verstecktes Trauma quälten, und er verhielt sich auch nicht so. Aber gestern Nacht …
    Vielleicht bildete sie es sich nur ein. Cullen war ein Meister der Verstellung. Vielleicht wollte er sie, indem er sie abwies, so heißmachen, dass sie zustimmte, ihn zu heiraten, damit er das Sorgerecht für sein Kind bekam. Möglicherweise hatte sie sich die Ausdruckslosigkeit in seiner Stimme nur eingebildet. Und selbst wenn nicht, hatte sie sie sicher nur falsch interpretiert, nämlich, dass er aufgewühlt gewesen war und Zeit brauchte, um sich wieder zu fangen.
    Aber seine Haut hatte sich feucht und kalt angefühlt, wie nach einem Schock. Das hatte sie sich sicher nicht eingebildet. Konnte ein Albtraum das bewirkt haben? Konnte ein Traum so lebendig sein, dass der Körper reagierte, als sei er schwer verletzt worden?
    Auch das Zittern war wirklich gewesen, wenn das das richtige Wort dafür war. Bevor sie ihn geweckt hatte, hatte er vibriert wie eine Stimmgabel. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie von diesem Zittern geweckt worden war. Doch da er selbst nicht davon wach geworden war, hatte sie beschlossen, ihn zu wecken.
    Vielleicht lag sie aber auch mit ihren Vermutungen ganz daneben. Das hatten Vermutungen manchmal so an sich. Aber dieses Mal glaubte sie, recht zu haben. Sie wusste, dass man manchmal mit aller Kraft so tun musste, als ob alles in Ordnung wäre, um sich zu beruhigen. Letzte Nacht hatte er es gebraucht, dass sie mit ihm zusammen so getan hatte. Er hatte es mehr als Sex gebraucht.
    Aber tief in ihrem Inneren sehnte sie sich beinahe schmerzhaft danach, dass er sich ihr anvertraut hätte. Dass er seinen Schmerz mit ihr geteilt hätte.
    Das Dorf, das gefährlich nahe an den Bergen der Ahk lag, hieß Shuva. Laut Tash konnte Shuva nur deshalb existieren, weil dort der Markt stattfand. Die Ahk waren keine Bauern, deshalb kauften sie ihre Waren auf dem Markt, hier und in anderen grenznahen Dörfern.
    Shuva war ein kleines Dorf mit winzigen Häuschen. Viele der Dächer glänzten schwarz in der feuchten Luft – Schieferplatten, dachte Cynna. Andere, mit Stroh gedeckt, waren dunkle, matte Flecken im Nachtregen. Sie ritten auch an ein paar größeren Gebäuden vorbei – einer Schule, einem Laden und etwas, das aussah wie eine Kirche oder ein Tempel. Aus diesem drangen keine Stimmen, aber in seinen Fenstern flackerte Licht, und im Vorbeireiten hörte sie Musik – das munter-wilde Jagen von Geigen.
    Sie warf Cullen einen Blick zu. Er schien zu lauschen, und auf seinen Lippen lag ein gedankenverlorenes Lächeln, dessen er sich sicher nicht bewusst war. Lupi liebten Violinenmusik.
    Der Ort war nur dürftig beleuchtet, nicht so hell wie die Stadt. Hier sorgten mehr Kerzen und Feuer für die Beleuchtung, weniger magische Lichter. Wie hielt man nur drei Monate Dunkelheit aus?
    Ihnen voran ging ein großer Mann neben Bilbos Pony her. Er war ein Mensch – oder sah zumindest so aus – und hatte einen buschigen Bart und lange, dunkle Haare, die er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Seine Gesichtszüge waren angloamerikanisch, seine Haut getönt wie die eines Mannes, der viel Zeit im Freien verbrachte. Er war im Kosakenstil gekleidet: eine dunkle, schwere Tunika mit einem bestickten Band um den Hals, eine Fellweste, weite

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