Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
noch niemand sie für illegal hatte erklären lassen. Vor drei Monaten hatte Cullen diese Kunst neu entdeckt. Sie wusste davon, wusste auch, warum er es getan hatte, und sah die Notwendigkeit ein, aber … „Du kontrollierst es gar nicht?“
„Man könnte sagen, ich lenke es. Magisches Feuer speist sich aus reiner Magie, deswegen sollten auch nur Zauberer sich daran versuchen. Wenn man die Energien nicht sehen kann und auch nicht das, was man mit ihnen macht …“ Seine Hände zeichneten einen Atompilz in die Luft. „Bum!“
„Manchmal machst du mir wirklich Angst.“
„Eine sehr vernünftige Reaktion.“ Cullen streckte die Hand aus und rieb den Kragen ihres Mantels zwischen Daumen und Zeigefinger. „Toller Mantel.“
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Danke.“
Seine rastlosen Finger wanderten erst weiter zu ihrem Gesicht und zupften dann an einer Strähne ihres Haares. „Die trägst du so kurz, damit sie nicht die Zauber auf deiner Haut stören, stimmt das?“
Seine Berührung weckte Erinnerungen an eine Tätigkeit, die sehr gut gegen ihre Nervosität half. Eine, die vergnüglicher war als eine Prügelei. Ruhig, Mädchen. Sie nickte.
„Aber warum bleichst du sie?“
„Hast du schon mal von Stil gehört? Ich mag es blond.“
„Es stinkt.“
Beleidigt zog Cynna den Kopf zurück. „Mein Haar stinkt?“
„Nicht für einen Menschen, nehme ich an. Aber da du mit einem Lupus zusammen bist …“
„Wir sind nicht zusammen.“ Sie betonte das letzte Wort. Zusammen hieß gebunden. Cullen fühlte sich ganz und gar an das … Oh, komm schon, reiß dich zusammen. Sprich das Wort aus. Cullen fühlte sich an das Kind gebunden. Nicht an sie.
„Nein?“ Er lächelte so freundlich, dass sie misstrauisch wurde. „Wenn du es sagst. Willst du mit mir zusammen Mika einen Besuch abstatten?“
„Was?“ Sie schüttelte den Kopf. „Du springst von einem Thema zum anderen wie ein Floh.“
„Ich muss mir eine Komponente des Zaubers beschaffen. Eine Drachenschuppe.“
Eigentlich hätte das überhaupt nicht ihr Interesse wecken dürfen, nicht, wenn sie wütend auf ihn war. „Ich hoffe, du hast nicht vor, eine zu stehlen.“
Er lachte. „Nein, du hoffst, dass ich es tue, auch wenn du meinst, dass ich das nicht sollte. Tut mir leid, wenn ich dich enttäusche, aber ich will mit ihm handeln, nicht ihn bestehlen.“
„Ich bin nicht enttäuscht.“ Nicht sehr. Es wäre pure Dummheit gewesen, eine Schuppe zu stehlen, statt sie gegen etwas anderes einzutauschen. Drachen waren bekanntermaßen nicht sehr freigebig. In Washington hatte es keine Zwischenfälle gegeben, aber in Toronto hatte ein Drache eine Heckenhexe zurechtgewiesen, die eine Schuppe aus seinem Nest hatte stehlen wollen.
Die Hexe hatte Glück gehabt. Gebrochene Knochen heilen wieder.
„Falls es dich ein wenig aufmuntert“, sagte er, „wir müssen uns an ein paar Wachposten vorbeischleichen. Die Behörden sind nämlich der Meinung, dass man nicht so einfach nachts in das Nest eines Drachen spazieren sollte.“
„Ich bin die Behörden.“ So seltsam sich das auch anhörte.
„Dann kannst du also einfach deine Polizeimarke zücken, und wir können rein?“
„Na ja, dich bekäme ich wohl so nicht an den Wachen vorbei.“ Und es würde nicht so viel Spaß machen. Entsetzt über sich selber, schüttelte sie den Kopf und drehte sich um, um zurückzugehen. „Was willst du ihm anbieten? Was hast du, für das ein Drache eine Schuppe tauschen würde?“
„Nicht ich. Du.“
„Träum weiter. Ich besitze nichts, was von Interesse für einen Drachen sein könnte.“
„Kein Objekt. Du wirst ihm anbieten, etwas für ihn zu tun. Seitdem diese kanadische Heckenhexe versucht hat, eine Schuppe zu stehlen, macht sich Mika Sorgen. Er könnte mitten im Flug eine Schuppe verlieren, ohne dass er es merkt, und jeder könnte sie einfach an sich nehmen. Du könntest ihm anbieten, jede Schuppe zu finden, die nicht in seinem Nest ist.“
Cynnas Augenbrauen hoben sich. „Du hast dich mit Mika unterhalten?“
„Er findet mich amüsant. Als Gebühr nimmst du einen Anteil an den Schuppen, die du findest. Wir verlangen jeweils eine von dreien, aber ich bezweifle, dass er uns so viele gibt.“
„Uns? Ich höre immer ‚uns‘. Was soll das denn heißen?“
Cullen tat, als hätte er sie nicht gehört. „Er wird wollen, dass du dich jeden Tag auf die Suche machst. Das können wir natürlich nicht zusagen, und das ist auch gar nicht nötig. Trotz Mikas Paranoia
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