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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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nicht sehen. Zu viel Erde lag zwischen ihm und dem wilden Strom. Er hatte blind gearbeitet, wie jeder andere Zauberer auch, und sich ganz auf seine Intuition verlassen. Aber er fühlte sie, oh ja, er fühlte sie jetzt, da die Elemente unter seiner Haut kribbelten und in seinem Inneren drängten, sehr stark. Die Energien zog es zueinander. Sein Penis schlug aus wie eine Wünschelrute.
    Er zeigte mit seinem Athame auf den Boden. „Venio!“
    Das Wort diente als Fokus, als Werkzeug für seinen Willen, der der Energie befahl zu kommen . Es gab keine besonderen Worte für Macht – oder besser gesagt, alle Worte hatten Macht –, aber die meisten Zauberer benutzten eine andere als ihre Alltagssprache. Trotzdem mussten es Worte sein, deren Bedeutung sie kannten. Um den eigenen Willen an Worte zu binden, musste man sie fühlen .
    Cullen sprach Latein mit der Energie, und die Energie antwortete. Schnell.
    Sie rollte aus den Tiefen der Erde herauf, schneller, als er erwartet hatte. Schneller, als der dreimal verdammte Gnom ihm gesagt hatte, und stärker. Die ganze verdammte Kraftlinie folgte seinem Ruf.
    Es blieb keine Zeit, dem kleinen Wurm den Hals umzudrehen. Nicht einmal für Eile blieb genug Zeit. Wenn er jetzt das Gleichgewicht verlieren würde, wäre das sein Tod. Also sprach er langsam, sogar sanft, jedes Wort so bewusst wie möglich betonend, als hinge sein Leben davon ab:
    „Res [1] aqua repleo.
    Res terra repano.
    Res aero respiro.
    Res ignus retorqueo.
    Resero! Resero! Resero!“
    Beim letzten Wort berührte Cullen die Glyphe mit der Klinge seines Messers. Und dann brach die Hölle über ihn herein.
    Er lenkte nicht die ganze Kraftlinie; das konnte kein körperliches Wesen. Aber die Energie schoss durch ihn hindurch – Feuersturm, Erdbeben, Tornado, Flut –, in sein Messer und auf den Punkt, auf den es zeigte. So viel rohe Energie im Gleichgewicht zu halten, war unmöglich.
    Die Rückströmung war grausam.
    Seine Muskeln verkrampften sich. Er konnte nichts dagegen tun, bekam das Messer nicht von der Glyphe los, die den Eingang bezeichnete. Energie wurde frei und strömte – in ihn, den Zauber, den Raum.
    Cullen stürzte zu Boden, mit schmerzenden Sehnen, von Krämpfen geschüttelt. Er sah nichts mehr. Es gab nur noch die Dunkelheit, den Schmerz und das Tosen in seinem Inneren. Er schrie – vielleicht nur in seinem Kopf –, und Feuer antwortete. Dorthin, geh dorthin …! Er fand die Glyphe erneut, rammte die Klinge hinein, und die wilde Energie des Feuers raste das Messer hinunter und in den Zauber.
    Dann rief er das Element Erde. Ja, geh dorthin, wie ich es dir befehle. Repano , befahl er ihm, und der Rest der Erdmagie drängte an ihm vorbei und sank in die Glyphe. Er rief das Wasser, und es kam, eine türkisfarbene Flut, die in die Glyphe floss,
    Aber die Luft – die eigensinnige, widerspenstige Luft – gehorchte ihm nicht. Die anderen kreischten, als sie durch den Raum wehte, an Haaren und an der Kleidung zerrte und sich zu einem Wirbel verdichtete. Er schluckte sie hinunter, und seine Muskeln verkrampften sich erneut, aber diesmal nur schwach. Auch sein Herz ballte sich zu einem harten, heißen Knoten in seiner Brust zusammen, als sein Körper aufgeben wollte. Doch das duldete er nicht. Keuchend stemmte er sich auf die Ellbogen, wollte sich hochdrücken …
    „Verdammt!“, schrie Cynna, die aufgesprungen war, und ihr Haar wurde vom Sturm gepackt, als sie mit dem Finger auf die Glyphe zeigte. „Geh! Tu, was man dir sagt!“
    Die Luft wirbelte einmal, zweimal um sie herum und ließ sie einen Schritt zurücktaumeln. Und dann tat sie, was man ihr gesagt hatte.
    Die plötzliche Stille kam für Cullen wie ein Schock. Er hatte Schmerzen, am meisten in seinem rechten Knie. Der Schmerz war so stark, dass er die anderen beinahe betäubte. Offenbar hatte er es sich verrenkt, als er sich hin und her geworfen hatte wie ein Fisch, der durch einen Stromschlag getötet wurde. Seine Muskeln fühlten sich an wie Wackelpudding. Langsam bewegte er seinen Kopf, um den Zauber anzusehen.
    „Cullen?“ Cynna war schon fast bei ihm.
    Er bedeutete ihr zurückzubleiben. „Warte eine Minute.“
    Die strahlenden Farben von Erde, Luft, Feuer und Wasser peitschten um den Zauberkreis des Gnoms herum. Die Energielinien schlängelten sich so rasant umeinander, dass er das Muster nicht erkennen konnte … und doch kam es ihm bekannt vor.
    „Sind wir in Gefahr?“, fragte Brooks mit flacher Stimme, als interessiere ihn die Antwort

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