Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
kennst du dich ja doch ein bisschen aus.“
    Er zögerte. „Der Clan der Etorri ist zu klein, um sich eine eigene ausgebildete Kampftruppe leisten zu können wie die Nokolai. Wir sind alle im Kampf ausgebildet. Unser Training umfasste auch das Laufen von Taekwondo-Formen.“
    Sie blieb skeptisch. „Das ist lange her. Du warst doch noch sehr jung, als du deinen Clan verloren hast, oder?“
    „Sechsundzwanzig.“ Sie ging immer sehr offen mit seiner seco um – ohne Mitleid, ohne falsche Rücksicht auf seine Gefühle. Es war ihm lieber so. Trotzdem wurde sein Ton scharf. „Und es war umso wichtiger, dass ich kämpfen konnte. Manche Lupi sehen in einem einsamen Wolf ein willkommenes Angriffsziel. Und ich brauchte die Disziplin, bis ich den Tanz für mich entdeckt hatte. Du bist nicht die Einzige, die Probleme mit ihrem Wutmanagement hat, weißt du.“
    „Ich … ich bin nicht wütend. Das ist es nicht. Ich weiß zwar nicht, was es ist, aber …“
    Cullen schnaubte verächtlich. „Wenn du dir das einreden willst, meinetwegen. Los, stretchen“, befahl er und ließ sich selbst auf den Boden fallen, um mit seinem eigenen Stretching zu beginnen.
    In Wahrheit hatte er oft genug gekämpft, seitdem er mit den Etorri trainiert hatte, aber die Formen hatte er schon lange nicht mehr geübt und wusste nicht, ob er sie noch alle im Kopf hatte. Aber das würde schon kommen. Er hatte eine ausgezeichnete kinetische Erinnerung. Außerdem war es nicht nötig, dass er besonders gut war. Halbwegs gut reichte auch, solange er wusste, wie man sparrte und schnell war. Und darüber machte er sich keine Sorgen. Er war schnell genug, damit sie alles, was in ihr brodelte, an ihm abarbeiten konnte, ohne dass sich einer von ihnen verletzte.
    „Ich sehe mal nach, ob sie hier Eis haben. Eis wäre jetzt gut. Sie haben bestimmt Eis hier irgendwo …“
    „Halt den Mund, Cynna.“ Cullen packte sie am Arm und zog sie wieder zu sich herunter.
    Sie saßen auf dem Boden und atmeten schwer. Er lehnte an der Wand. „Das war ein guter Kick. Ein verdammt guter Kick.“
    „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich dich treffen würde. Du hast gesagt, du würdest ausweichen.“
    Er drehte sich zur Seite, um sie anzusehen, und grinste, wenn auch ein wenig schief. Sein Kinn tat höllisch weh. Gott sei Dank war es nicht gebrochen. Wenn er nicht rechtzeitig zurückgezuckt wäre, hätte das wohl anders ausgesehen. Nun, fast rechtzeitig. „Ach? Wieso hatte ich dann den Eindruck, dass du dir alle Mühe gegeben hast, mich k. o. zu schlagen? Und guck nicht so zerknirscht. Es ist meine Schuld. Ich habe dich unterschätzt.“
    Jetzt grinste sie ganz offen. „Oder dich überschätzt.“
    „Ganz sicher nicht.“
    „Vielleicht haben meine Brüste dich abgelenkt. Du hast eine Schwäche für meine Brüste.“
    „Hm.“ Er lächelte. „Das stimmt, aber ich glaube, dieses Mal lag es eher an deinen Beinen, Wonderwoman.“
    Ein paar Augenblicke sagte keiner von beiden etwas. Cullens Atem beruhigte sich, aber der ihre war immer noch unregelmäßig, als sie das Schweigen brach. „Du glaubst, dass die Gefühle, die mir zu schaffen machen, die gleichen sind wie deine, aber das stimmt nicht. Was … was immer es ist, es ist nicht Wut.“
    „Auch ein clanloser Lupus empfindet keine normale Wut.“ Sondern Einsamkeit, eine unsagbare Isoliertheit, die sich manchmal in einem wütenden Geheul gegen die ganze Welt Bahn brach. Und gegen ihn selbst. Immer war die Wut auch gegen ihn selbst gerichtet gewesen, gegen sein fehlerhaftes Ich.
    Das war es, was sie fühlte, davon war er tief in seinem Inneren überzeugt. Auch wenn sie es nicht Wut nennen wollte, aber das Gefühl entsprang aus demselben Zorn, demselben Schmerz der Isoliertheit und der Gewissheit, nicht zu genügen. Eine Gewissheit, die er gefühlt hatte, als er clanlos gewesen war.
    Cynna lehnte neben ihm an der Wand. Sie rollte ihren Kopf auf die Seite, um ihn anzusehen. „Wie geht es dir hier? Das Band des Clans, das … ich weiß nicht, wie ihr es nennt. Ich hätte schon früher fragen sollen, habe aber nicht daran gedacht.“
    „Die Clan-Macht. Ja. Ich spüre sie auch hier. Nicht so stark … wir brauchen die Nähe der anderen Clanmitglieder, um die Verbindung deutlich zu spüren. Aber mir geht es gut.“ Trotzdem fühlte er es, und nur das zählte. Der Bund wies ihm seinen Platz zu, sagte ihm, wohin er gehörte und auf welche Weise.
    Furcht oder Wut konnten ihn immer noch überkommen. Aber nicht mehr mitreißen.

Weitere Kostenlose Bücher