Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
beiden Verlangen stillte.
Hier gab es keinen Fitnessclub. Keine Nachtclubs. Noch nicht einmal einen blöden Fernseher oder ein Buch, einen DVD-Player. Nein, in diesem knallbunten Raum gab es rein gar nichts.
Cullen war da. Nur ein Stück weiter den Flur hinunter.
Nein, sagte sie sich. Sie hatte sich selbst ein Versprechen gegeben. Sie würde wählerischer sein, was Männer anging, und das bedeutete, keine One-Night-Stands mehr. Nicht einmal in den schlimmen Nächten, wenn sie sich in ihrer eigenen Haut nicht wohlfühlte. Schließlich konnte sie ja schlecht ohne sie auskommen. Sie musste andere Wege finden, mit ihrer schlechten Laune fertig zu werden.
Aber Cullen war kein One-Night-Stand. Er war ein Freund.
Bei diesem Gedanken hätte Cynna am liebsten mit der Faust durch die Wand geschlagen. Er war ein Freund, und doch würde sie lieber nicht zu ihm gehen, weil … weil er mit schuld war an der Spannung, die sich in ihr aufgebaut hatte.
Und was, wenn diese Elfenfrau schneller als sie gewesen war? In der Stimmung, in der Cynna war, würde sie die beiden wahrscheinlich umbringen, wenn sie sie zusammen antraf. Natürlich würde ihr auch das nicht gelingen, und sie würde auch nicht so viel Glück haben zu sterben, und morgen würde sie aufwachen und sich für ihre vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit ganz fürchterlich schämen.
Das geht vorbei , versicherte sie sich selbst. Sie musste einfach abwarten und es ertragen.
Aber wie? Es gab kein Fitnessstudio, keinen Club, wo sie tanzen konnte, und es wäre dumm, auf den Straßen einer ihr unbekannten Stadt spazieren zu gehen, wo sie die Gefahren nicht einschätzen konnte. Vor allem, wenn so viel von ihr und ihrer Gabe abhing. Sie durfte sich nicht in eine solche Gefahr begeben.
Und ihren winzigen Reiter auch nicht. Cynna blieb stehen, die Hand auf den Bauch gelegt.
Liegestütze. Sie könnte gleich hier trainieren, Liegestütze machen und Scheren und Ausfallschritte.
Hier? Sie wollte raus. Raus aus diesem Zimmer, raus aus der öligen Luft und den verdammten Wänden und …
Jemand klopfte leise an die Tür. Sie wirbelte herum. Sie sog die Luft ein, fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar und versuchte, ganz normal und ausgeglichen zu wirken. „Ja, bitte?“
Die Tür schwang auf. Cullen stand im Rahmen und trug etwas, das aussah wie eine graue Trainingshose. Kein T-Shirt. Er hielt ihr ein Stück Stoff hin. „Zieh das an. Wir sparren ein bisschen.“
Cynna starrte ihn an, als sei ihm ein zweiter Kopf gewachsen. Rule hätte wahrscheinlich nicht nur gewusst, was zu tun war, sondern auch, warum, dachte Cullen. Er nicht. Er wusste nur instinktiv, dass es gut war, dass er hier war, nicht jedoch, warum.
„Hattest du eine andere Einladung erwartet?“, sagte er zuckersüß. „Nicht heute Abend, Schatz. Aggressiver Sex kann Spaß machen, aber später wärst du dann ungenießbar. Hier.“ Er warf ihr eine Strickhose und ein Hemd zu, Sachen, die sein Diener aufgetrieben hatte.
Sie fing sie auf. Für einen Moment dachte er, sie würde gleich auf der Stelle mit dem Sparring beginnen wollen. Und sie auch.
Stattdessen schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu. Er lächelte, lehnte sich gegen die Wand und wartete. Bisher hatte ihn sein Instinkt nicht betrogen.
Cullens Diener hatte ihnen einen Raum in den Unterkünften der Wachen organisiert. Er war klein und hell und leer. Keine Fenster – Gnome mochten keine Fenster –, aber der Boden war mit etwas Weichem bedeckt. Cullen wusste nicht, was es war, aber es würde einen Sturz auffangen können.
Er würde darauf achten, dass Cynna nicht stürzte. Aber ein weicher Untergrund war sicherer.
„Ich bin nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist“, sagte Cynna. Ihr Ton war angespannt.
Sie fraß alles in sich hinein, das war es. Nicht, dass er gewusst hätte, was „alles“ bedeutete, aber er hatte so seine Vermutungen. „Im Taekwondo gibt es keine Würfe, richtig?“
„Nein. Tar heißt Fuß, Kwon heißt Faust. Das heißt, es geht ums Treten und Boxen. Wenn du nicht weiß, wie das geht, dann …“
„Gut. Keine Sprungkicks. Alles andere wird vermutlich ungefährlich sein.“
„ Ich weiß, was zu tun ist, um den kleinen Reiter zu schützen“, fuhr sie ihn an. „Bei dir bin ich mir nicht so sicher. Hast du schon einmal Taekwondo praktiziert?“
Kleiner Reiter? „Ein bisschen. Erst stretchen wir, dann laufen wir Formen. Dann sparren wir.“
„Formen.“ Sie sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Dann
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