Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
weiß Bescheid. Du verbeißt dich in deine Fälle wie eine Bulldogge.«
»Also bin ich eine rätselhafte Bulldogge.«
»So ist es.«
»Rätselhaft finde ich mich nicht gerade.« Ihr Lächeln fiel in sich zusammen. »Da wir gerade von Hunden sprechen … es ist dumm, aber dass ich auf die Hunde schießen musste, hat mich mitgenommen.«
Daran hatte Rule keinen Zweifel, obwohl er vermutete, dass sie diesen schrecklichen Vorfall zum Vorwand nahm, um nicht an die Kinder denken zu müssen. Er drückte ihre Hand. »Ich werde dir nicht sagen, dass es nicht dein Fehler war, denn das weißt du schon. Aber vielleicht hast du noch nicht daran gedacht, dass ihnen sonst noch Schlimmeres bevorgestanden hätte.«
»Es waren sicher einmal Haustiere, nicht wahr? Wenigstens die beiden, die Halsbänder trugen. Keine Marken, aber Halsbänder. Wenn du ihre Rippen gesehen hättest … sie waren halb verhungert. Deswegen haben sie das Grab geöffnet. Sie waren am Verhungern.«
»Man hat ihnen gleich zwei Mal übel mitgespielt. Einmal der, der sie ausgesetzt hat, und dann der, der die verseuchten Leichen dort abgelegt hat, wo sie sie finden mussten. Aber du nicht, Lily.«
»Ja, wahrscheinlich hast du recht.« Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ich verstehe nicht, warum sich die Magie auf diese Weise übertragen hat. Warum sie verrückt geworden sind. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist.«
»Ich weiß nicht viel über Todesmagie.«
»Nun, ich auch nicht, aber ich habe immer gedacht, dass dafür ein aufwendiges Ritual nötig ist. Ich werde Karonski danach fragen.«
»Ah. Arbeitet er mit dir zusammen? Oder schickt Rubens jemand anderen?«
Im fahlen Licht des frühen Morgens sah sie müde aus. »Fürs Erste habe ich nur die Spurensicherung. Aber Karonski ruft sicher bald an. Ruben wird ihn informieren. Er sitzt über einem Fall in Wisconsin, da kann er nicht weg – ein Coven, der auf die dunkle Seite gewechselt ist.«
Erstaunt sah er sie an. »Ein Wicca Coven?«
»Ich fürchte ja. Magischer Diebstahl. Sie hatten einen Weg gefunden, die Computer der Bank of America davon zu überzeugen, dass sie Millionäre seien. Das haben auch schon andere versucht, aber die waren nicht so überzeugend. Ihr Zauber war viel ausgefeilter – die Bank hat erst Monate später Verdacht geschöpft. In ein paar Tagen kommt die Geschichte ganz groß in der Presse, wenn Karonski die Verhaftungen vornimmt. Ruben sagt, Karonski wird auf der Pressekonferenz sein Coming-out haben.«
»Sein Coming – Oh, du meinst, er wird verkünden, dass er selbst auch ein Wicca ist.« Bisher hatte Abel das immer erfolgreich vermieden. »Schadensbegrenzung?«
»Ja. Die Leute sollen merken, dass sie die guten Hexen und Hexer brauchen, um sie vor den bösen zu schützen.« Sie schüttelte den Kopf. »Man hat schon immer den Wicca misstraut, vor allem in den ländlichen Gegenden, aber seit der Wende ist es schlimmer geworden.«
Ländliche Gegenden. Und Kleinstädte wie Halo.
»Eben hast du nichts von der AP gesagt und CNN. Sind die auch hier?«
»Ja, das sind sie.«
Oh ja. Die Aussicht, dass Magie bei einem Mord an Kindern eine Rolle gespielt haben könnte, zog Reporter in Scharen an – Reporter, die wissen wollen würden, warum Rule in Halo war. Reporter, die nur zu gern über eine Sorgerechtsanhörung und den Sohn des »Prinzen« der Nokolai berichten würden, ihre Mikrofone Toby unter die Nase halten und alles dafür tun würden, damit das Gesicht des Jungen in den Sechs-Uhr-Nachrichten erschien.
Auch Rule war nicht gut auf den Sheriff zu sprechen.
Das sanfte Licht der Morgendämmerung wurde langsam stärker. Der Sommer blies kräftig in die Kohlen der gestrigen Hitze, um einen neuen Tag in den Schmelzofen zu werfen. Auf Halos Straßen war es ruhig, aber es waren schon Autos unterwegs. Rule kam ein glänzender Ford Pick-up entgegen, dessen Fahrer Cola aus einem Becher trank, der so groß wie ein Popcorneimer war. Ein grauer Suburban setzte aus der Einfahrt eines kleinen Holzhauses zurück, das riesige Hortensienbüschen umstanden, deren hellblaue Blüten in den dichten Blättern wie Schneeflocken schwebten.
Der Suburban schreckte eine rot getigerte Katze auf, die vor Rules Auto flitzte. Er bremste vorsichtig. »Sie sieht aus wie Harry.«
»Hm?« Lily war mit ihren Gedanken offenbar ganz weit weg gewesen, aber sie sah noch, wie die Katze sich in das Gebüsch auf der anderen Straßenseite rettete. »Die Farbe vielleicht. Aber Harry würde niemals so in
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