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Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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und seine Großmutter von der Verandaschaukel. Er nahm alles wahr – die Reporter, die begannen zu reagieren, nicht auf die Bedrohung hinter ihnen, sondern auf Rule. Toby, der kreischte. Lily, die aufrecht stehend unter ihre Jacke griff und der Menge zurief: »Runter!«
    Aber er war schon in der Luft, flog in einem Satz über den Kopf der brünetten Reporterin hinweg, überließ sich dem unerbittlichen Sog, als Erde und Mond ihren Tanz beendeten und ihn durch die Windungen zogen, die sie in der Realität hinterlassen hatten. Das Brüllen des Gewehrs traf auf seine menschlichen Ohren –
    – und echote in den viel besseren Ohren, die er hatte, als er landete. Der weißglühende Schmerz des Wandels war bereits verklungen. Er landete sicher auf allen vier Pfoten, um ihn herum Schreie und der Geruch von Blut. Schon war er wieder bereit zum Sprung – aber Menschen standen in seinem Weg. Menschen, die flüchteten, schrien oder wie erstarrt waren. Zu viele Menschen zwischen ihm und der Gefahr für seine Gefährtin und seinen Sohn.
    Noch eine laute Erschütterung – der zweite Lauf des Gewehrs – holte ihn aus der certa , an den Rand der Raserei – aber er widerstand, setzte sich auf – und sprang erneut.
    Über die Menschen hinweg.
    Dieses Mal fehlte ihm die Höhe der Veranda, aber er war ein sehr großer Wolf. Es gelang ihm zwar nicht, die ganze Menge auf einmal zu überspringen, aber zumindest die beiden Menschen, die direkt vor ihm standen. Die anderen – die ihn sicher durchgelassen hätten, wenn sie ebenso schnell wie er reagiert hätten, rannte er über den Haufen. Er war menschlichen Reaktionen bei Weitem überlegen.
    Dort . Der Feind. Die Sinneseindrücke wurden zu einem einzigen Fluss, als Rule den Mann und das Gewehr sah/roch. Und noch etwas anderes. Etwas unsagbar Faules.
    Auch der Mann sah ihn – der Lauf des Gewehrs schwenkte herum zu Rule, und der Mann riss die Augen auf, das Gesicht verzerrt. »Ich habe es nicht gewusst!«, rief er, ließ die Waffe fallen und stolperte zurück. »Ich habe es nicht gewusst!«
    Bei seinem Rückzug stolperte er. Und fiel.
    Der Feind lag am Boden. Rule sprang ihn an, knurrend, schnappte nach …
    Der Mann legte den Kopf zurück, schluchzend, und bot ihm die Kehle dar.
    Rule erstarrte. Ein Trieb kämpfte mit dem anderen – widerstreitende Instinkte, die aufeinanderstießen, stärker wurden, nur mühsam durch den Willen gezügelt. Blut!, schrie es in ihm – er wollte Blut sehen, den Feind töten.
    Einen Feind, der nach Perversion stank. Nach Todesmagie. Schwach erinnerte sich Rule an den Namen für diesen Gestank, der ihm in die Nase stieg, aber der Wolf war mehr daran interessiert, solche Fäulnis zu zerstören, als sie zu benennen. Das Verhalten des Mannes hatte jedoch noch etwas anderes in ihm ausgelöst.
    Rules Feind hatte ihn anerkannt, hatte sich ihm untergeordnet.
    Die Blutgier ließ nach. Der Mann war nun sein. Es war seine Entscheidung, ihn zu töten oder ihn zu verschonen. Ihn zu töten wäre zweckmäßig. Dadurch wäre er keine Gefahr mehr, und alles, was so nach Fäulnis stank, verdiente den Tod. Was sollte er außerdem mit dem Mann machen, wenn er ihn am Leben ließe? Rule konnte ihn nicht behalten. Er war ein Mensch, gehörte nicht zum Clan.
    Und doch gab es einen Grund, einen wichtigen Grund, ihn zu verschonen. Nur welchen …
    Ich kenne ihn .
    Nein, er kannte ihn nicht. Unter dem Gestank der Todesmagie roch der Mann nicht vertraut. Verwirrt zögerte der Wolf.
    »Rule!« Schwach hörte er sie durch das Geschrei, spürte, dass sie sich näherte. Seine Gefährtin. Lily. »Nicht, Rule – ich brauche ihn lebend.«
    Er würde warten. Sie kannte ihn … kannte seine beiden Gestalten, erinnerte er sich, und plötzlich war der Mensch wieder da. Nicht so, dass er dem Wolf sagte, was er zu tun hatte, aber er war da und hörte Lilys Befehl, den Mann zu verschonen.
    Lily legte ihm die Hand auf den Rücken, und ihr Geruch besänftigte ihn trotz des Geruchs der Angst, der an ihr haftete wie eine Klette in seinem Fell. Ihre Angst versetzte ihn nicht in Alarmbereitschaft. Lily war eine Kämpferin. Sie konnte gleichzeitig Angst haben und handeln.
    »Er liegt am Boden«, sagte sie mit leiser Stimme zu ihm. »Halt ihn so lange unten, bis ich – oh, Scheiße.«
    Der Feind unter ihm begann zu zucken.
    Lily drückte gegen Rule, der zur Seite ging. Sie legte die Hand an den Hals des Mannes, riss sein Hemd auf und begann mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung.

 
    15
    Die Spuren

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