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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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sehen. Weder Isen noch einen anderen Lupus.
    Ein wenig näher zu ihnen, dort, wo die Schotterstraße in einem Hof aus gestampfter Erde endete, befanden sich drei Personen; zwei davon standen etwas näher beieinander – ihre Großmutter, so aufrecht wie immer, und Cullen, nicht ganz so aufrecht. Er kniete und sah aus, als koste es ihn große Anstrengung, nicht nach vorne zu kippen.
    Nur ein paar Schritte entfernt ging die Chimei auf und ab. Oder eine Version von ihr. Kun Nu, wie Lily sie genannt hatte. Die Vogelfrau. Jetzt war sie ganz zu einem Vogel geworden.
    Sie war nicht so groß wie ein Drache. Nicht einmal annähernd. Aber für einen Vogel war sie riesig – mindestens so groß wie ein Strauß, aber sie ähnelte eher einem Kranich oder einem Storch, mit dem starken Schnabel eines Raubvogels und ihrem langen, geteilten Schwanz. Ihre immer noch strahlend weiße Gestalt schimmerte in dem Mondlicht, das die Dunkelheit durchdrang.
    Li Lei, die Cullen die Hand auf die Schulter gelegt hatte, folgte dem großen Vogel mit ihren Blicken, als er begann, sie zu umrunden. Er hatte hart gekämpft, der schöne Cullen, gut und tapfer. Dass er nicht so stark war wie ein Wesen, das drei Jahrhunderte Zeit gehabt hatte, seine Kräfte wachsen zu lassen, konnte man ihm kaum vorwerfen. „Du kannst meinen Kreis nicht durchbrechen“, sagte sie auf Chinesisch.
    Der Schnabel des großen Vogel schmolz und mit ihm der Rest seines Gesichts, sodass Li Lei plötzlich ein Frauengesicht von dem Vogelkörper herab ansah. Ein vertrautes Gesicht, obwohl Li Lei es lange Zeit nur in ihren Albträumen gesehen hatte. „Das kann ich doch“, sagte sie mit ihrer hohen, klaren Stimme, in einem Dialekt, den Li Lei manchmal im Schlaf hörte. „Und das werde ich auch – irgendwann. Ich habe Zeit.“
    Sie sagte die Wahrheit. Wenn sie genug Zeit hätte, würde sie ohne Zweifel herausfinden, wie der Kreis durchbrochen werden konnte, auch wenn er nur ihretwegen gezogen worden war. Der Bann war so alt, dass Li Lei ihn eigentlich längst hätte vergessen müssen. Vielleicht wäre das auch der Fall gewesen, wenn sie ihn nicht immer wieder von Neuem durch die Jahrzehnte hindurch geübt hätte.
    Oder vielleicht auch nicht. Manche Dinge vergaß man einfach nicht. Jetzt umströmte die Vergangenheit Li Lei wie dicke Sahne. Süß, auf ihre eigene Art, denn all diese Erinnerungen, die in der Luft trieben, handelten von ihrem eigenen Sterben. Süß, weil sie es geschafft hatte – und schrecklich, weil sie sich auch an die Flammen und die Schreie erinnerte.
    Es war unmöglich gewesen, die anderen zu verschonen, jene, die für den ersten Zauberer gearbeitet hatten. Damals hatte sie sich gesagt, dass es nicht von Bedeutung sei und dass sie den Tod verdienten, weil sie mit ihm verkehrten. Sie war sehr jung gewesen.
    Auch sie selbst zu verschonen, war unmöglich gewesen. Auch sie war schreiend verbrannt.
    Und dann war Sam gekommen, ein großer schwarzer Schatten, der aus der Dunkelheit und dem Rauch gefallen war, um sich neben ihrem sterbenden Körper niederzulassen. Du bist noch nicht tot , hatte er gesagt, so eindringlich und sicher, wie nur ein Drache es konnte. Ich will, dass du lebst. Sei ein Drache an meiner Seite.
    Sie hatte das Leben gewählt, das Leben und Flügel und Sam, und er hatte über ihr gesungen, eine der großen Melodien, die niemand mehr seit dem Großen Krieg gehört hatte.
    Drachenkörper heilen sehr, sehr viel besser als Menschenkörper.
    „Ich glaube, dein kleiner Zauberer stirbt“, sagte die Chimei lächelnd.
    „Das hast du schon einmal gedacht und dich geirrt.“ Aber er war erschöpft, sehr erschöpft. Nachdem die Lupi das Feuer auf den Wagen, an dessen Steuer dieser neue Zauberer saß, eröffnet hatten, hatten sie sich wieder in den Schutz der Büsche zurückgezogen, so wie man es ihnen befohlen hatte.
    Ein kluger Schachzug. Der Zauberer hatte es überlebt, so wie sie es erwartet hatte. Er brauchte viel Energie von seiner Geliebten, um seine Wunden zu heilen, aber sie hatte sie großzügig mit ihm geteilt.
    Er hatte überlebt und den zweibeinigen Wölfen, die versucht hatten, ihn zu töten, Feuer hinterhergeschickt. Doch Cullen hatte diese Brände einen nach dem anderen gelöscht.
    „Hat er sich verausgabt wie du, als er versucht hat, schwarzes Feuer zu werfen?“ Sie lächelte süß. „Er hat nicht deine Kraft, meine Feindin. Ich war zu hoch, er konnte mich mit seiner kleinen, schwarzen Flamme nicht erreichen. Er hat mich

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