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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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fragte dann: „Wer von euch ist Mike?“
    „Ich.“ Der Mann, der sich meldete, war der dünnste Lupus, den sie je gesehen hatte. Nicht mager, aber sehnig und gut über einen Meter achtzig groß. Sein Haar war grauschwarz, glatt und lang, seine Haut blass karamellfarben. Er sah krank aus.
    „Nachname?“
    „Hemmings.“
    „Okay. Komm bitte mit, Mike.“ Aber sie setzte sich nicht sofort in Bewegung, sondern warf einen Blick hinter sich.
    Rule kam auf sie zu. „Alles in Ordnung?“, flüsterte sie, als er bei ihr war.
    Er machte eine wegwischende Geste. „Tu du deine Arbeit. In diesem Fall ist es auch meine Arbeit. Ich werde mich wandeln müssen. Vielleicht könnte ich auch in dieser Gestalt riechen, ob jemand lügt, aber ‚vielleicht‘ reicht nicht.“ Er sah sich um. „Die Buffettische. Wenn du die Leute einzeln befragen willst, musst du genug Abstand zu den anderen haben, sonst hören sie mit.“
    „In Ordnung, gute Idee. Ich brauche eine der Wachen, die für mich die Dinge erledigt, die normalerweise ein Uniformierter übernimmt – die Zeugen holen, vor allem. Kannst du –“
    „Natürlich.“ Er winkte die am nächsten stehende Wache heran, zufällig war es Shannon, der jugendlich aussehende Rotschopf, und wies ihn an, Lily bei der Befragung der Zeugen zur Seite zu stehen.
    Dann legte er seine Armbanduhr ab und steckte sie in seine Jeanstasche. Und wandelte sich.
    Lily hatte schon oft genug einen Wandel beobachtet. Aber sie konnte immer noch nicht genau sagen, was sie sah. Jedes Mal hoffte sie, vielleicht in der Lage zu sein, den Prozess wirklich im Einzelnen zu sehen , aber es gelang ihr nie. Nicht vollständig.
    Aber wie im Kino war es nicht, wo auf einem Arm plötzlich Fell wuchs, bevor er dann zu einem Bein wurde und das Gesicht sich zu einer Schnauze formte. So klar und linear lief ein Wandel nicht ab. Auch sah sie nicht dasselbe, was eine Kamera aufnahm. Einmal war Rule zufällig beim Wandel von einer Fernsehkamera gefilmt worden. Nachher war an dieser Stelle so etwas wie eine Bildstörung zu sehen gewesen.
    Es lag auch nicht daran, dass Rule besonders schnell war. Das Gleiche passierte, wenn sie anderen Lupi bei ihrem Wandel zusah.
    Dieses Mal versuchte sie, es aus den Augenwinkeln zu beobachten statt von vorn. Auch nicht besser. Die Realität faltete sich zusammen, Raum und Körper bogen sich auf eine Weise, die ihr Verstand nicht fassen konnte. Dann war es, als würde die Wirklichkeit erneut einrasten, und der Wolf stand neben ihr. Ein sehr großer Wolf mit schwarz-silbernem Fell.
    Lily warf Cullen einen Blick zu – und zwang sich dann, an das zu denken, was sie tun konnte, und nicht an das, was außerhalb ihres Einflussbereichs lag. Sie bückte sich, um Rules Jeans aufzuheben, die auf den Boden gefallen war, als er die Realität für einen Moment außer Kraft gesetzt hatte, und nickte dann Shannon und Mike zu.
    „Gehen wir rüber zum Buffet. Shannon, ich brauche meine Handtasche.“ Darin war ihr Notizbuch. Und ihre Waffe. „Sie liegt in der Küche im Gemeinschaftshaus, in dem Schrank bei der Hintertür. Könntest du sie bitte schnell holen und dann zu uns kommen?“
    Er nickte, nahm sie beim Wort und lief los, schnell wie ein Lupus, sodass er schon zurück war, bevor sie bei den Tischen angekommen waren.
    Kartoffelsalat. Kohlsalat. Eine geöffnete Packung Brötchen. Aus irgendeinem dummen Grund brannten ihr die Augen bei diesem Anblick. Sie schluckte. Schluckte noch einmal. Das hier hätte nicht passieren dürfen. Hätte niemals passieren dürfen, aber vor allem nicht hier, wo Cullen in Sicherheit war. Glücklich. Er war einfach nur glücklich gewesen, ohne seine übliche Schutzmauer aus Zynismus und Humor.
    Er durfte nicht sterben. Sie hatte ihm immer noch nicht ihr Geschenk für das Kind überreicht.
    Bei dem Gedanken daran verlor sie beinahe die Fassung, aber glücklicherweise erschien in diesem Moment Shannon. Sie riss sich zusammen, nahm ihre Tasche entgegen und holte das Notizbuch und einen Stift heraus. Dann drehte sie sich zu dem schlaksigen Lupus um.
    „Zappelig“, dachte sie. Sie musste ihn nicht riechen können, um zu wissen, dass er nervös war. „Mike, alles in Ordnung mit dir? Du wirkst angespannt.“
    „Du brauchst nicht freundlich mit mir tun. Bringen wir es hinter uns.“
    Seine Feindseligkeit verwirrte sie. Natürlich ließen Zeugen manchmal ihren Ärger an dem Polizeibeamten aus, der sie vernahm. Aber Mike schien etwas gegen sie persönlich zu haben. „Na gut.

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