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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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womöglich von hinten auf ihn eingestochen. Keine Spur von der Waffe. Hatte der Täter sie noch bei sich, wer immer er war?
    Es war zwar nur eine Vermutung, aber aller Wahrscheinlichkeit nach hatten sie es mit einem männlichen Angreifer zu tun. Das Herz genau zu treffen, erforderte Kraft und Geschicklichkeit.
    Atmete Cullen noch? Musste er wohl. Nettie hatte nicht aufgegeben. Lily atmete selbst tief durch, als wenn ihm das helfen könnte. Ihre Hände waren feucht. Geistesabwesend wischte sie sie sie an ihrem Kleid ab, nachdem sie das Telefon von einer in die andere Hand gewechselt hatte.
    Ihr Blick blieb an einem der Gesichter der Sitzenden hängen. Ungefähr sechs Meter entfernt saß ihre Schwester neben Jason und hielt seine Hand. Beth sah schockiert aus, ihr Blick zuckte hin und her, als erwartete sie, dass jeden Augenblick noch jemand ein Messer zückte.
    Benedict redete eindringlich auf Isen ein. Rule war weggegangen, als sie seine Hand losgelassen hatte, und jetzt löste er Shannon ab, um Cynna in die Arme zu nehmen. Mehrere Männer hatten einen Kreis um sie geschlossen, die Gesichter nach außen gewandt – die Wachen, die auf einen weiteren Angriff vorbereitet waren.
    Was zur Hölle war hier passiert?
    Endlich meldete sich die Telefonistin wieder. „Ein MedEvac der Marine startet in diesem Moment. Geschätzte Ankunftszeit in zehn Minuten. Bitte bleiben Sie in der Leitung, während ich –“
    „Nein“, sagte Lily. Sie drückte die Schlusstaste und ging zu Rule.
    „Du hast die Marine gerufen“, sagte er, und seine hochgezogenen Augenbrauen machten aus der Feststellung eine Frage.
    „Einen Helikopter der Marine.“ Es war das erste Mal, dass sie den Notfall-Code benutzt hatte, mit dem die Agenten der Einheit die Bundeskräfte rufen konnten, inklusive Militär. Möglicherweise würde sie deswegen Ärger bekommen. „Sie werden in ungefähr zehn Minuten hier sein. Wir müssen die Wiese räumen, damit sie landen können. Und dabei möchte ich meine Zeugen trennen.“
    „ Deine Zeugen?“
    „Fürs Erste.“ Sie hatte keinen Grund anzunehmen, dass sie die Ermittlungen übertragen bekommen würde, aber … aber verdammt noch mal, Cullen lag dort auf dem Boden. Er wäre beinahe gestorben. „Die Notrufzentrale hat sicher den Sheriff informiert, aber ich kann schon mal alles Notwendige veranlassen.“ Eine Bewegung am anderen Ende der Wiese erregte ihre Aufmerksamkeit.
    Ein stämmiger Mann mit braunem Haar kam in ihre Richtung gelaufen, auf den Armen eine hundert Kilo schwere alte Frau. Sie trug ein weites Baumwollkleid mit einer bestickten Passe. Das Kleid bestand aus unglaublichen Mengen knittrigen, apfelgrünen Stoffs und reichte ihr bis zu den Knöcheln hinab. Lily wusste, wie lang das Kleid war, denn sie hatte die Frau kurz zuvor darin gesehen. Ihr Haar war kurz und weiß wie Milch. Auch ihre Augen waren milchig.
    Denn die Rhej der Nokolai war blind. Doch nicht das machte ihr das Gehen schwer, sondern ihr Alter. So sehr jedenfalls, dass sie diesen unsanften Transport in Kauf nahm.
    „Verdammt, Junge“, sagte die Rhej, als er mit pumpender Brust und schweißnassem Leib stehen blieb. Selbst für einen Lupus war ein Fünfkilometerlauf mit einem so großen zusätzlichen Gewicht anstrengend. „Einer von uns beiden ist aber ganz schön außer Form, was?“ Sie kicherte, als er sie absetzte. Sie wandte das Gesicht Cynna zu, als hätten ihre blinden Augen sie sofort erkannt. „Du weinst nicht. Gut. Tu es nicht. Noch nicht.“
    Sie watschelte los. Die Rhej konnte nicht sehen, nein – aber das musste sie auch nicht. Sie war eine physische Empathin, mit der stärksten Gabe, die Lily je gesehen hatte. Sie erkannte ihre Umgebung auf eine Art, wie es den meisten Menschen unmöglich war.
    Cynna ging ihr entgegen, legte ihr die Hand auf die Schulter und bückte sich, um ihr etwas zu sagen, das Lily nicht verstand. Die Rhej schüttelte den Kopf und erwiderte leise etwas, dann tätschelte sie Cynnas Wange und trat zu Nettie. Cynna begab sich zu Cullen. Als sie sich neben ihm auf dem Boden niederlassen wollte, sprang Benedict schnell hinzu, um ihr zu helfen.
    „Hannah, wie schön“, sagte Isen.
    Das war der Name der Rhej, aber normalerweise sprach niemand sie so an. Selbst wenn man die Erlaubnis hatte, benutzte man in der Öffentlichkeit niemals den Namen einer Rhej. Der Rho war anscheinend eine Ausnahme. Lily verspürte eine Resignation, die ihr mittlerweile vertraut war. Egal, wie viel sie über Rules Volk in

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