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Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Titel: Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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sie an ihrem eigenen Urteilsvermögen zweifelte. Wie sollte sie entscheiden, welche Risiken gerechtfertigt waren?
    Lily legte den Löffel ab und nahm einen Schluck von dem Eiswasser, das Carl gebracht hatte. Es war kalt, wie ihre Eingeweide. Ich passe auf mich auf, wollte sie Rule sagen. Ich möchte dir keine Angst machen. Um deinetwillen werde ich vorsichtig sein.
    Wie vorsichtig? Was schuldete sie ihm in dieser Hinsicht? Warum war ihr das früher immer klar gewesen?
    Wegen ihres Jobs. Die plötzliche Erkenntnis war so klar und eisig wie das Wasser. Sie hatte gewusst, welche Risiken gerechtfertigt waren, weil sie wusste, was ihr Job von ihr verlangte. Rule orientierte sich auf ganz ähnliche Art. Er wusste, was von ihm als Lu Nuncio der Nokolai und als Rho der Leidolf erwartet wurde. Sie beide wussten, was Pflicht bedeutete. Aber was immer sie sich nun zu tun anschickte, war nicht Teil ihres Jobs. Soweit es das Büro anging, hatte sie keinen Fall. Sie war krankgeschrieben.
    Aber sie mussten herausfinden, was Arjenie wusste. Oder nicht?
    Lily aß langsam weiter und dachte über Pflicht, Robert Friar, Gedankensprache, geheimnisvolle Tränke, Arjenie Fox und die drei Anschläge nach. Einer durch eine Kugel. Einer durch Magie. Einer durch Wahnsinn.

30
    Arjenie war nicht hungrig, aber die Scones waren zu gut, um sie sich entgehen zu lassen. Vor allem mit der Clotted Cream. Vielleicht, dachte sie, als sie in ihren zweiten Scone biss, würde sie tatsächlich ein bisschen zunehmen, wenn sie lang genug hierblieb.
    Aber sie würde ja bald wieder fahren.
    Sie warf Benedict, der aufmerksam lauschte, was Cullen der Schöne über die isolierende Eigenschaft von Seide sagte und wie man sie erhöhen konnte, einen verstohlenen Blick zu. Benedicts Blick war fest auf Cullen gerichtet, deshalb gönnte sie sich einen langen Blick unter den Wimpern hervor.
    Sie liebte seine Haut, ihre Textur, ihre Farbe … ein warmer kupferfarbener Ton, nicht wie Schokolade oder Tee oder Zimt oder etwas anderes Essbares, das man üblicherweise heranzog, um einen Hautton zu beschreiben, sondern eine lebendige Farbe, gleichermaßen voll Sonne und Blut. Sie liebte seinen Körper, massig und muskulös, mit dem er sich trotzdem leicht bewegte, geschickt wie ein Tänzer. Und seine Hände mit den flachen, eckigen Nägeln …
    Gedankenverloren strich sie noch mehr Clotted Cream auf den letzten Rest ihres Scones. Vielleicht war es ganz gut so, dass sie nicht mehr lange hier war … oder ganz gut, dass sie sich einreden konnte, es wäre ganz gut so. Arjenie hatte nichts gegen eine schnelle, heiße Affäre. Schnell und heiß konnte sie mit Benedict haben, dessen war sie sich ziemlich sicher. Aber sie hatte das ungute Gefühl, dass es für sie nicht bei der Affäre bleiben würde. Dass sie leiden, es bereuen würde.
    Aber man konnte auch bereuen, dass man etwas nicht getan hatte.
    »In der Küche gibt es bestimmt noch mehr Eintopf«, sagte Rule zu Lily. »Nein? Dann aber Nachtisch.« Er versuchte, ihr den letzten Scone zu geben.
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre Mundwinkel hoben sich. »Bin ich eine Gans? Hör auf, mich zu mästen.«
    Arjenie sah den beiden gern zu. Die Akten des Büros waren umfangreich, trotzdem fand sie darin nicht immer das, was sie suchte. Alle wussten, dass die beiden verlobt waren, aber was bedeutete das einem Lupus? Würde Rule Turner tatsächlich einer einzigen Frau treu sein?
    Aus Arjenies Sicht sah es so aus. Sie zeigten ihre Liebe nicht ostentativ, klebten nicht aneinander. Aber sie achteten aufeinander, auf eine liebevolle, selbstverständliche Art. Obwohl Rule ins Gespräch mit Isen vertieft war, hatte er sofort gemerkt, dass Lily ihren Eintopf aufgegessen hatte.
    Sie berührten sich zwanglos und oft … elfmal in zehn Minuten.
    Arjenie zählte Berührungen. Die meisten Menschen fanden das eigenartig, deswegen sprach sie nicht mehr darüber. Aber Berührungen sagten so viel über eine Beziehung aus, zwischen Schwestern, Freunden, Müttern und ihren Kindern, vor allem aber von Paaren.
    Bei ihrem Onkel und ihrer Tante hatte sie angefangen zu zählen. Nach dreißig Jahren brachten sie es, wenn sie nebeneinandersaßen, immer noch auf durchschnittlich fünf Berührungen in zehn Minuten. Weniger, wenn sie sich gerade gestritten hatten. Mehr, wenn sie anderes vorhatten, sobald sie allein waren.
    Es gab die, die mit dem Syndrom der zusammengewachsenen Hüften geschlagen schienen. In diese Kategorie fielen die meisten Teenager und manche

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