Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
der sich auf Friars Grundstück schleicht, obwohl es dort vor bewaffneten Milizen nur so wimmelt. Und der am nächsten Tag in Lupus-Revier eindringt – und ich kann dir versichern, dass die meisten mehr Angst vor uns haben als vor irgendeinem Menschen, mit oder ohne Schusswaffen. Ein Feigling, der nicht will, dass ich mir Sorgen mache, dass böse Elfen sie zu Zuchtzwecken entführen könnten.« Er drehte eine ihrer Locken um seinen Finger. »So ein Feigling bist du.«
»Ich weiß ja schon lange, dass ich entführt werden könnte«, sagte sie, »und es ist nie etwas passiert. Deswegen bin ich zwar vorsichtig, aber nicht ängstlich. Aber als ich mich heimlich eingeschlichen habe, habe ich die ganze Zeit schreckliche Angst gehabt. Bei Friar noch mehr, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ihr Lupi mich nicht umbringen würdet, aber ich hatte Angst, obwohl mich niemand sehen konnte. Du schon, wie sich dann herausgestellt hat, aber das wusste ich ja da noch nicht. Und ich weiß, dass es heißt, dass man Mut beweist, wenn man seine Angst überwindet, aber gerade eben habe ich niemanden am Tisch vor Angst schlottern sehen. Nicht mal Lily, und auf die wurde gerade erst geschossen. Ich war die Einzige.« Sie hielt eine Hand hoch, um ihm zu zeigen, wie sie zitterte.
Er umfasste ihre Hand und begann wortlos, sie zu reiben, als wäre Angst ein Krampf, den er lösen könnte.
Es wirkte. Voller Staunen starrte sie ihn an. »Wie hast du das gemacht?«
»Ich mag es auch nicht, wenn ich Angst habe«, murmelte er. »Wie sie sich anfühlt. Wie sie versucht mich zu kontrollieren. Aber Angst äußert sich zum großen Teil körperlich. Das kann man lernen zu kontrollieren.«
»Aber ich habe nie gelernt, wie man das macht. Wie ist es möglich, dass du – «
»Später.« Er strich mit den Fingerspitzen über ihre Schulter, so leicht, dass sie es durch ihre Kleidung kaum spürte. Und trotzdem stand ihr Körper nach dieser einfachen Berührung erneut in Flammen. »Ich schulde dir eine Erklärung, aber später. Lily möchte dir ein paar Fragen stellen.«
31
Während sie darauf warteten, dass Benedict und Arjenie wieder zurückkamen, schenkte sich Lily noch einmal aus der Kaffeekanne nach, mit der Isen eben herumgewedelt hatte. Und stritt sich dabei mit Cullen.
»Wenn du Gedankensprache lernst«, beharrte Cullen, »musst du auch gelernt haben, wie du deine Gabe abstellst.«
»Nein.« Lily warf einen Blick über die Schulter. Benedict und Arjenie kamen herein, sich wieder an den Händen haltend. Nun, sie wusste, wie tröstlich das sein konnte, und Arjenie sah aus, als könnte sie Trost gebrauchen. Sie war immer noch blass. »Geht es wieder?«
»Nein«, sagte Arjenie und ging um den Tisch herum zu ihrem Stuhl. »Ich meine, ja, ich habe mich wieder gefangen. Aber das heißt nicht, dass das nicht wieder passiert. Selbst wenn ich es trotz meiner … «, sie sah zu Benedict, der ihr einen Stuhl zurechtrückte, »… körperlichen Behinderung durch die Ausbildung geschafft hätte, wäre ich wohl nie eine gute Agentin geworden. Ich bin viel zu ängstlich.«
»Das wäre auch schade gewesen«, verkündete Cynna. »Sie sind eine erstklassige Rechercheurin. Sie lieben Ihre Arbeit. Warum sollten Sie eine Agentin sein wollen?«
Arjenie lächelte kläglich. »Warum wollten Sie das denn?«
»Ich wollte ja gar nicht. Ich wollte nur Menschen helfen. Vermisste finden. Dann kam irgendwie eins zum anderen.«
Lily wartete, bis auch Benedict wieder saß, und sagte dann: »Arjenie, ich möchte noch einmal versuchen, in Gedankensprache mit Ihnen zu kommunizieren. Oder in Verwandtensprache. Egal, wie wir es nennen, es ist ein sehr persönlicher Akt. Sind Sie damit einverstanden?«
»Glauben Sie denn, dass es sicher ist?«
»Darüber haben wir gerade geredet.« Sie warf einen Blick zu Cullen. »Bei beiden Theorien, die ich gehört habe, gibt es ein Problem. Sie erklären nicht, wie magische Energie überhaupt eine Wirkung auf mich haben konnte.«
Vor Überraschung hellte sich Arjenies Miene auf. »Natürlich. Sie sind eine Sensitive. Magie sollte Ihnen doch eigentlich nichts anhaben können, oder?«
Cullen schüttelte den Kopf. »Weil sie etwas getan hat, zu dem sie vorher nicht imstande war. Lily, es scheint doch offensichtlich zu sein: Wenn du deine Gabe auf andere Weise einsetzt, hat es zur Folge, dass du nicht mehr immun gegen Magie bist. Die meisten Gaben sind schließlich nicht ständig aktiv. Cynna findet nur etwas, wenn sie danach sucht. Ich
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