Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
»Richtig. Du machst das schon.«
Rule lächelte amüsiert, während er die Fleischfladen auf die Brötchen gleiten ließ. Er sagte nichts.
Das musste er nicht. Ein Jon Stewart würde es nicht schaffen, Rule vor der Kamera schlecht aussehen zu lassen. Dass er so fotogen war, kam ihm sicherlich dabei zugute. Sofort als das Oberste Bundesgericht dafür gesorgt hatte, dass es sicher war, hatte er sich geoutet und war das Gesicht der Lupi geworden. In der Öffentlichkeit spielte er die Rolle einer Art Werwolf-James-Bond – geheimnisvoll und kultiviert, mit einem Hauch von Gefahr. Aber nur ein Hauch. Genug, um ihn interessant zu machen, ohne dass er Furcht einflößend wirkte.
Dass er tatsächlich geheimnisvoll und kultiviert war, schadete dabei nicht. »Ist das Studio nicht in New York?« Schnell ging sie im Kopf die Fälle durch, die sie im Moment bearbeitete, um zu überlegen, ob sie nach New York fliegen könnte. Das Band der Gefährten hatte einige Vorteile, die sie gerade in der letzten Zeit mehr zu schätzen wusste. Aber ein Nachteil war, dass sie sich nie sehr weit voneinander entfernen konnten. Wenn Rule quer durchs Land flog, musste sie mit.
»Nächste Woche wird die Show in L.A. aufgenommen. Stewart moderiert dieses Jahr wieder die Emmys, deswegen findet die Show in der Woche davor dort statt.«
»Was ist mit St. Paul? Dem Zirkel?« Rule traf sich mit den Lu Nuncios der anderen nordamerikanischen Clans. Das war eine große Sache. Auch sie sollte daran teilnehmen, um den anderen zu beweisen, dass die Nokolai friedliche Absichten hatten. Für die Clans war eine Auserwählte heilig. Selbst die Misstrauischsten unter ihnen würden nicht annehmen, dass ein Nokolai seine Auserwählte bewusst einer Gefahr aussetzte. Lilys Eigenschaft als Amtsperson würde für Ordnung sorgen. Sie war dafür bekannt, dass sie das Gesetz nicht auf die leichte Schulter nahm.
»Das ist am Montag.«
»Ich weiß.« Sie hatte Termine verschieben müssen, um ihn begleiten zu können. Die anderen hatten gewollt, dass das Treffen auf neutralem Boden stattfand, und schließlich hatte man sich auf St. Paul geeinigt. »Aber wenn es nicht gut läuft – wenn du verletzt wirst oder so.«
»Wir wollen nur reden und uns nicht an die Gurgel gehen. Selbst wenn es schlecht läuft, werde ich am Mittwoch nach L.A. fliegen können. Die Frage ist nur, kommst du mit? Wenn nötig, können wir am selben Abend hin- und zurückfliegen.«
Nach L.A. würde er vermutlich auch allein fliegen können. In der letzten Zeit hatte das Band der Gefährten ihnen viel Freiraum gelassen. Doch das Risiko war zu groß, das Band konnte sich jederzeit wieder enger ziehen. Ohne Vorwarnung. Und ohne Grund, soweit Lily es beurteilen konnte. Was sie sehr viel mehr störte als Rule.
Zumindest war es nie wieder so eng gewesen, wie kurz nachdem es sie erkannt hatte und sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Damals hatten sie fast aneinandergeklebt. »Na gut«, sagte sie schließlich. »Ich denke, es klappt. In keinem meiner Fälle gibt es neue Entwicklungen, und in der Task Force wird ohnehin nur geredet. Ein paar Stunden an Bord eines Flugzeugs dürften also kein Problem sein. Es geht um Friar, nicht wahr? Und um Humans First .«
Toby zog ein Gesicht. »Er ist ein Arsch.«
»Darfst du diesen Ausdruck benutzen?«, fragte Lily. Dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Mist. Ich muss unter die Dusche.«
»Sag ihr auch das andere«, sagte Toby. »Schnell, damit wir nicht zu spät kommen.«
Das andere? Lily sah Rule mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Letterman?«
»Er hat sein Studio in New York, deshalb musste ich absagen.«
Also war er gefragt worden. Manchmal war es schon ein komisches Gefühl, mit jemandem zusammen zu sein, der zu Letterman eingeladen wurde. Und sicher war es nicht das erste Mal. »Wer dann?«
Als er sanft lächelte, wurde sie auf der Stelle misstrauisch. »Du musst noch zustimmen, denn die Einladung gilt auch für dich. Es findet heute in zwei Wochen statt, und wir müssen dafür nach Chicago.«
Toby hielt es nicht mehr aus. » Oprah ! Du wirst zusammen mit Dad bei Oprah auftreten! Sie hat insbesondere nach dir gefragt.«
Entsetzt starrte sie Rule an. »Du hast doch hoffentlich noch nicht zugesagt. Du kannst immer noch absagen, oder?«
»Lily!« Toby war schockiert.
»Ich will nicht zu Oprah. Sie bringt die Leute zum Reden. Über Persönliches, das niemanden … Ich will nicht mit ihr reden.«
»Das musst du auch nicht«, sagte
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