Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
von Lupi, und hat dort drei Menschen getötet und zehn weitere verletzt, bevor der Gastgeber sein Gewehr geholt und ihn niedergeschossen hat.«
4
Der Deckenventilator klickte bei jeder Umdrehung. Das muss ich reparieren, dachte Benedict. Irgendwann würde dieses leise Geräusch ein anderes überdecken, eines, das Isen nicht überhören durfte.
Es war einfacher, über den Ventilator nachzudenken und über Sicherheitsfragen, als darüber, warum er hier war, im großen, gemütlichen Arbeitszimmer seines Vaters. Seit einunddreißig Jahren war Benedict nun schon verantwortlich für die Sicherheit des Clanguts. Er machte seine Arbeit gut. Manche würden vielleicht sagen, er sei obsessiv, aber seine Obsession hatte sich mehr als einmal ausgezahlt.
Abgesehen von dem Klicken des Ventilators war es still im Zimmer. Die Stille, das Warten – das fiel ihm schwer. Er hatte seinen Bericht abgeliefert. Sein Rho musste wissen, was sich gestern Nacht auf dem Grundstück von Robert Friar abgespielt hatte.
Alles, was sich dort abgespielt hatte.
»Bist du sicher, dass Nettie sich deinen Arm nicht mal ansehen soll?«
»Es ist achtzehn Stunden her. Die Wunde ist fast verheilt.« Wenn er genug Kugeln abfeuerte, konnte selbst ein langsamer Mensch mit tauben Sinnen etwas treffen, aber Benedict ärgerte sich noch jetzt, dass er so ungeschickt gewesen war, sich einen Querschläger einzufangen.
»Achtzehn Stunden. Ja.«
Benedict fuhr weder zusammen noch sah er auf. Er saß auf einem großen Sitzkissen, den Rücken zum Kamin, nach vorn gelehnt, die Hände verschränkt zwischen den Knien. Seine Handflächen waren feucht.
»Ich werde dir nicht sagen, dass du deine Pflichten vernachlässigst, indem du so spät erst berichtest«, sagte Isen. »Das weißt du selber, und ich kenne den Grund. Hast du mit noch jemand anderem darüber gesprochen?«
Er schüttelte den Kopf. »Das werde ich auch nicht. Noch nicht. Nicht bis … « Er wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte. Was könnte dies für eine Bedingung sein? Es lag nicht in seiner Hand. Er hatte keinen Einfluss darauf. »Noch nicht.«
»Die Rhej muss es wissen.«
»Ich hatte gehofft, dass du es ihr sagen würdest.«
Wieder folgte eine kurze Stille. »Das kann ich tun. Sie hat sich mit Cynna zurückgezogen, aber ich kann dort hinaufgehen und auf sie warten. Früher oder später wird sie rauskommen, um zu sehen, was ich will. Du möchtest nicht, dass es die Runde macht.«
»Ich brauche Zeit.« Benedict ballte die Hände zu Fäusten. »Nettie werde ich es sagen. Sie verdient … Ich muss derjenige sein, der es ihr sagt. Aber sonst soll es niemand wissen. Wir werden es nicht lange geheim halten können, aber ein, zwei Tage … Ich brauche Zeit.«
»Wo bist du jetzt?«
Bei dieser einfachen Frage stürzte die Vergangenheit auf ihn ein, und er erschauderte. Es war zweiundvierzig Jahre her, dass Isen ihm diese Frage das letzte Mal stellen musste: Wo bist du jetzt? Damals hatte er viele verschiedene Antworten gegeben: In einem Abgrund, in ihrem Grab, in der Wüste, ich weiß es nicht, aber es ist dunkel, und die Dunkelheit hat Zähne …
Heute sagte er: »In einem Sumpf. Treibsand, Alligatoren, Schlamm, Moskitos. Ich brauche … « Er ballte die Fäuste fester. »Ich brauche festen Boden, aber ich weiß nicht, wo er ist.«
»Bist du fit?«
Die unverblümte Frage brachte ihn wieder zu sich. »Ich bin einsatzbereit, aber nicht stabil. Ich möchte zu meiner Hütte. Für eine Woche oder auch zwei.«
»Nein.«
Benedict hob den Kopf. Zorn flammte in ihm auf.
Benedicts Vater, der auch sein Rho und Oberhaupt des Clans war, saß in seinem Lieblingsohrensessel. Isen Turner war stämmig, bärtig und dreiundzwanzig Zentimeter kleiner als sein ältester Sohn. Er sah aus, als wäre er Mitte fünfzig, wenn auch ungewöhnlich fit für dieses Alter. Er war einundneunzig. Seine Augen waren traurig, doch seine Miene war unnachgiebig. So wie immer, wenn er einen Befehl gab.
»Spricht mein Rho zu mir?«
»Ja, aber dein Vater und dein Rho sind sich in diesem Punkt einig. Als Rho brauche ich dich hier, auch wenn du nicht klar denken kannst. Zu viel hängt von dem Zirkel ab, den Rule einberufen hat.«
Benedict starrte ins Leere. An das Treffen der Lu Nuncios hatte er nicht mehr gedacht. Wie hatte er etwas vergessen können, von dem so viel abhing?
»Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen hast du zwar bereits organisiert, aber ich kann trotzdem nicht zulassen, dass du dich in deine Hütte
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