Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
ihnen.«
»Ausgezeichnet.« Rule legte auf und sah über die Schulter. Ein drahtiger Mann mit kurzem Haar und goldgeränderter Brille stieg aus dem Hyundai und verschwand mit langen Schritten in Richtung des Appartementkomplexes im Norden. Die Brille war reiner Schmuck, mit Scotts Augen stimmte alles. Er mochte den Computerfreak-Look. So kam niemand darauf, dass er kein Mensch war.
»Warum rufst du den Etorri nicht einfach an?«, fragte Arjenie. »Hat er kein Handy?«
Das hatte Rule bereits getan. Und die anderen auch, dessen war er sich sicher. Aber … »Es gibt einen politischen und einen praktischen Grund«, sagte er und lehnte sich zurück, um zu warten. »Der politische lautet, dass die anderen Clans auf dem alten Protokoll bestanden haben, das noch aus der Zeit stammt, als die Reise zu einem solchen Treffen zeitaufwändig und mühsam war. Meinen Respekt für diese traditionelle Formalität zeige ich mit einer anderen althergebrachten Formalität, indem ich die Etorri persönlich von meiner Ankunft in Kenntnis setze.«
»Das ist Sarkasmus auf Lupi-Art«, ergänzte Lily. »Was er meint, ist, dass die Wythe und die Ybirra sich wie Arschlöcher aufgeführt haben, deswegen lässt er sie jetzt warten, während wir alles der Zeremonie entsprechend tun.«
Rule zeigte ihr ein kurzes Grinsen. »Mehr oder weniger.«
»Und der praktische Grund?«
Benedict antwortete knapp: »Friar. Wir wissen nicht, wozu er fähig ist. Besser, jemand guckt persönlich nach den Etorri. Die Kyffin sind da.«
»Ich habe es gesehen.« Ein schwarzer Impala kurvte langsam in den Wendehammer. Als Rule sah, wer hinter dem Steuer saß, musste er grinsen. Allen protokollarischen Vorschriften zum Trotz war Myron selbst zum Treffen gefahren, seine Wache saß auf dem Beifahrersitz. Darin lag eine gewisse Logik. Myron war zwar ein Lu Nuncio, aber ein sehr schlechter Kämpfer. Da war es vernünftiger, wenn seine Wache die Hände frei hatte und auf mögliche Gefahren achten konnte, denn als Mann würde Myron sie nicht abwehren können.
Als der Rho der Kyffin die Clanmacht übertragen bekommen hatte, hatte sein Sohn noch in den Windeln gelegen. Aber zwei seiner Vettern waren Blutsverwandte des Gründers; beide waren gute Kämpfer mit guter Selbstkontrolle und damit naheliegende Kandidaten für die Position des Lu Nuncio.
Stattdessen hatte Jason seinen Onkel ernannt, ein cleverer Mann, aber ein schlechter Kämpfer … der, wenn die Zeit gekommen war, die Thronfolge mit Freuden an seinen Großneffen abgeben würde. Noch vor ein paar Jahrzehnten war Myron ein überzeugter Hippie gewesen, der an Friedensdemos und Bürgerrechtsmärschen teilgenommen hatte. Heute war er ein widerstrebender und respektloser Lu Nuncio.
Niemand nahm es Jason übel, dass er diesen mehr als kampfesunwilligen Lu Nuncio gewählt hatte, denn er selbst war jung und populär und ein ausgezeichneter Kämpfer. Außerdem waren die Kyffin ein sehr friedlicher Clan. Seit Jason Rho geworden war, hatte Rule nur von einer einzigen Herausforderung gehört, und diesen Kampf hatte Jason selbst ausgetragen.
Bei den Leidolf würde die Methode der Kyffin nicht funktionieren. Vor allem nicht mit Rule als Rho.
Als der Impala hinter Scotts Hyundai parkte, bremste ein roter Camry vor dem Wendehammer ab. Rule erhaschte einen Blick auf den Passagier auf dem Beifahrersitz. Javier Mendoza, der Lu Nuncio der Ybirra. Er griff nach Lilys Hand, wendete sich aber an seinen Bruder. »Wir warten auf die Wythe. Sie kommen gleich danach.«
Und richtig, ein zweiter Camry – dieser jedoch silbern – glitt in den Wendehammer, noch bevor der erste gehalten hatte. Die Fenster waren verdunkelt, aber Rule hätte gewettet, dass Edgars Sohn darin saß, Brian.
Rule wartete, bis auch dieser Wagen geparkt war, und dann noch ein paar Minuten, bis ein roter Ford zu ihrem Wagenzug aufgeschlossen hatte.
»Showtime«, sagte er und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Benedict tat es ihm gleich. Gleichzeitig öffneten sie die Türen und stiegen aus.
37
Es wirkte fast wie einstudiert, dachte Lily, unwillkürlich amüsiert. Was daran liegen mochte, dass sie es tatsächlich geprobt hatten.
Rule und Benedict stiegen an derselben Seite in derselben Sekunde aus. Dann gingen sie exakt gleich schnell um den Lincoln herum – Benedict vorne, Rule hinten. Als Benedict die Beifahrertür erreichte, war Rule auch bei der Hintertür. Die beiden Männer öffneten synchron die Türen.
Benedict half Arjenie aus dem Wagen,
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