Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Lupi für sie immer ähnlich angefühlt, mal abgesehen von dem stets aus dem Rahmen fallenden Cullen – wie Fell und Kiefernnadeln. Manche mehr wie Kiefernnadeln, andere mehr wie Fell, und die Rhos waren deutlich wärmer. Aber man wusste ja nie. »Schön, dich kennenzulernen, Myron.« Sie nahm seine Hand. Fell und Kiefernnadeln, mehr nicht.
Statt ihre Hand zu schütteln, beugte sich Myron mit europäischer Anmut darüber und streifte ihren Handrücken mit den Lippen. »Es ist mir ein Vergnügen, Lily. Und was für ein schöner Name! Lilien sind die schönsten Blumen im Garten.« Er ließ ihre Hand los, eine Sekunde, bevor sie sie ihm vor Unbehagen entzogen hätte, und wandte sich Benedict und Arjenie zu. »Benedict. Unbeugsam wie immer. Aber wer ist die entzückende Dame da neben dir? Was für bemerkenswertes Haar!«
»Gute Frage«, knurrte einer der Männer, die ihm folgten.
Es waren drei, ihre Bodyguards ein paar Schritte hinter ihnen. Zwei erkannte Lily anhand der Fotos, die Rule ihr gezeigt hatte. Der kleinste und jüngste musste Javier Mendoza von den Ybirra sein. Er war einen zweiten Blick wert, nicht, weil er außergewöhnlich gut aussah – wie ein mexikanischer Brad Pitt – , sondern wegen der Intensität, die er ausstrahlte. Jähzorn?
Der Mann zu seiner Rechten sah so durchschnittlich aus, wie ein Lupus aussehen konnte: ein Meter achtundsiebzig, achtzig Kilo, braune Haare, braune Augen, blasse Haut, scheinbares Alter vielleicht dreißig. Lucas Demeny von den Szøs sah aus, als wollte er ihnen eine Versicherung verkaufen. Das einzig Auffällige an ihm war die Anmut seiner Bewegungen.
Laut Rule war Lucas in Menschengestalt einer der besten Kämpfer aller Clans. Ebenfalls laut Rule war er so verschieden wie nur möglich von seinem Bruder Rikard – der letztes Jahr in einem Kampf mit einem Dutzend bewaffneter Gangster, die Lilys Schwester als Geisel gefangen hielten, ums Leben gekommen war.
Die Gangster waren kein Problem für die Lupi gewesen. Es war der uralte Stab, den ihr Anführer geschwungen und der Rikard schließlich getötet hatte.
Doch wer war der Mann, der gesprochen hatte? Er war älter als die anderen, dessen war sie sich ziemlich sicher, auch wenn man sich im Alter eines Lupus leicht irren konnte. Sandfarben von Kopf bis Fuß – beige Shorts, beiges Tanktop und wettergegerbte Haut, ein Ton dunkler als sein blondes Haar. Dem strahlenden Blau seiner Augen hatte das Alter nichts anhaben können. Er war gebaut wie ein Rammbock, eckig und solide, mit einer Hakennase, einem streitsüchtigen Kinn und dünnen Lippen, die er jetzt gerade missbilligend verzog.
»Nun?«, sagte der Sandmann, als er stehen blieb. »Wer ist diese Frau? Und warum ist sie hier? Warum steht Benedict neben dir, statt, wie es sich gehört, zurückzubleiben?«
Rule antwortete nicht. Aber Benedict. »Edgar«, grollte er. »Ich verlange keine Entschuldigung von dir, aber rede nicht über Arjenie, als stünde sie nicht direkt vor dir.«
»Was?« Edgar Whitman – der Rho der Wythe, nicht der Lu Nuncio – starrte Benedict ungläubig an. Wachen sollte man sehen, nicht hören.
Benedict verzog keine Miene. »Ich habe die Ehre, euch allen meine Auserwählte vorzustellen, Arjenie Fox.«
»Hi«, sagte Arjenie fröhlich. »Schön, Sie kennenzulernen, Edgar. Wir … äh … Benedict und ich … das Band der Gefährten ist noch sehr neu. Wie man mir sagte, bedeutet das, dass wir uns nicht trennen können, deswegen musste ich auch kommen. Verzeihen Sie, wenn ich mich einfach so aufdränge.«
»Benedict!«, rief Myron erfreut. Er machte ein paar lange Schritte vorwärts und schlug Benedict auf den Rücken. »Das ist wunderbar! Fantastisch!« Strahlend wandte er sich an Arjenie. »Arjenie Fox, und dieses bemerkenswerte Haar! Erstaunlich! Erlauben Sie mir, Sie angemessen willkommen zu heißen.«
Arjenie strahlte zurück. »Die Art, wie Sie Lily begrüßt haben, gefiel mir.« Sie streckte ihm die Hand hin.
Als Myron sich darüberbeugte, sagte Javier mit leiser, wütender Stimme: »Du erwartest doch nicht, dass wir glauben, dass – «
»Javier«, sagte Rule sanft, »denk nach, bevor du weiterredest.«
Erstaunlicherweise tat er das – auch wenn seine Miene an einen Vulkan erinnerte und wenig nachdenklich aussah.
Rule hatte Lily gesagt, dass niemand ernsthaft an Benedict zweifeln würde, wenn er Arjenie als seine Auserwählte vorstellte. Sie wären vielleicht geschockt – zwei Auserwählte für einen Mann? – , aber es war
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