Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Titel: Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
Rule Lily.
    Zuerst hatte sie sich gegen diesen Teil der Inszenierung gewehrt. »Du bist eine Auserwählte, eine Frau und verletzt«, hatte Isen gestern Abend gesagt, als sie die Rollen für das heutige Schauspiel verteilten. »Wir wollen, dass sie sich dessen bewusst sind.«
    Weil sie Lupi waren und damit nicht anders konnten, als Frauen zu beschützen, meinte er. Vielleicht würde es ihnen ein schlechtes Gewissen machen, weil sie sie aus ihrem Krankenbett gezerrt hatten. Vielleicht würden sie Lily zuhören, wenn sie ihnen sagte, dass ihre Erzfeindin etwas gegen sie plante. Sie verstand, was Isen beabsichtigte und warum, aber es ging ihr gegen den Strich. Sie war ein Cop. Cops warteten nicht, bis jemand ihnen die Tür öffnete.
    Isen hatte gelächelt. »Was würde Madame Yu dir raten?«
    »Das ist unfair«, hatte sie gesagt. »Großmutter liebt es, die Leute warten zu lassen. Sie würde sagen … « Dass Lily die falsche Schlacht schlug. Dass ihre Autorität nicht von ihrer Polizeimarke abhing und ihre Autonomie nicht davon, ob ihr jemand die Tür öffnete. Dass selbst der Präsident der Vereinigten Staaten sich die Tür öffnen ließ, der möglicherweise mehr als Lily über die visuelle Demonstration von Macht und Autorität wusste.
    Großmutter konnte sehr sarkastisch sein, auch wenn sie nur in Lilys Kopf war.
    Schließlich hatte Lily sich doch einverstanden erklärt. Rule hatte die Gelegenheit erschreckend schnell zu seinem Vorteil genutzt, sodass sie sich nun sogar den steilsten Teil des Pfades von ihm tragen ließ.
    Wie gern hätte sie gehabt, wenn das ebenfalls Teil der Inszenierung gewesen wäre. Doch leider würde es wohl nötig sein.
    Sie und Rule betraten den breiten Streifen ungepflegten Rasens neben der Straße. Arjenie und Benedict kamen neben sie. Es war gerade genug Platz, dass die vier sich zur Begrüßung der anderen in einer Reihe aufstellen konnten. Cullen blieb im Auto; dieser Teil der Show war den beiden Auserwählten und ihren Gefährten vorbehalten.
    Die Türen der vier Fahrzeuge, die in einer geraden Reihe am Straßenrand hinter ihrem eigenen Wagen standen, öffneten sich. Durchtrainierte, attraktive Männer stiegen aus.
    Es war heiß. Das Reservat lag so weit entfernt vom Ozean, dass man hier nichts mehr von seiner kühlenden Brise spürte. Die Sonne stand hoch am Himmel, der schweißtreibende Teil des Tages hatte längst begonnen – keine gute Zeit für einen Lauf durch Los Penasquitos. Aber genau deswegen hatten sie diese Uhrzeit ausgesucht. Jetzt waren weniger Jogger, Spaziergänger mit Hunden und so weiter unterwegs. Aber die Wärme war angenehm auf Lilys nackten Beinen.
    Eigentlich war der Anblick, der sich Lily bot, sogar lustig. Lupi achteten sehr auf Formalitäten, aber sie waren auch praktisch veranlagt. Um nicht aufzufallen, hatten sie allesamt Shorts, T-Shirts und Laufschuhe angezogen. Nicht dass eine Frau mit dem Arm in der Schlinge aussah, als würde sie gleich losjoggen, aber auch sie hatte sich optisch den anderen angepasst.
    Die beiden Männer, die ihnen am nächsten standen, waren die aus dem Impala. Einer – ein Meter achtzig, hundertfünf Kilo, kurz rasierte Haare – sah aus wie ein Türsteher. Er blieb beim Wagen stehen. Seine Augen waren so flink und aufmerksam wie die eines Cops. Der andere kam mit schnellen Schritten um die Front des Impalas herum. Er war groß, hatte dunkles, grau gesträhntes schulterlanges Haar und das verschmitzte, fröhliche Lächeln eines Kleinkinds, das einen Keks stibitzt hat. Er trug die zerlumptesten Hosen, die man sich vorstellen konnte – die morschen Fäden sahen aus, als würden sie jeden Moment den Kampf aufgeben – , und ein grellbuntes offenes Hawaiihemd. Seine Brust war schmal, aber muskulös. Ein ausgeblichener Button steckte am Kragen seines Hemdes: MAKE LOVE NOT WAR .
    Er sah aus wie über vierzig, was hieß, dass er mindestens sechzig war, wenn nicht älter. Seine Stimme war so volltönend wie die eines Schauspielers. »Das ist deine Auserwählte! Rule, stell mich sofort vor, damit ich sie küssen und dafür sorgen kann, dass sie dich für eine paar wundervolle Momente vergisst.«
    »Lily, der ewige Teenager vor dir ist Myron Baker, der Lu Nuncio der Kyffin«, sagte Rule. »Myron, ich rate dir, Lily um Erlaubnis zu fragen, bevor du sie küsst.«
    »Meine Liebe?«, fragte er und reichte ihr mit hochgezogenen Brauen die Hand.
    Lily hatte nie etwas dagegen, jemandem die Hand zu schütteln. Im Gegenteil. Bisher hatten sich alle

Weitere Kostenlose Bücher