Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
waren verwundbar.
Im Moment waren Rethna und vier der anderen Elfen damit beschäftigt, ein großes Ritual vorzubereiten, das Friar magische Superpower geben sollte. Deswegen auch die Lichtershow. Dazu kam der Blauhaarige, den Lily im Blick hatte. Und ein weiterer, der ebenfalls Wache stand – zwischen diesem Tunnel und einem Elf ungefähr sechs Meter entfernt.
Lilys Arm tat weh. Ihr Kopf tat weh. Arjenie hatte ihr unbedingt alles erzählen wollen, sowohl im Flüsterton als auch in Gedankensprache. Manchmal war sie dabei ein wenig »laut« geworden.
Der Elfenfürst, der Rule und Benedict und die anderen gefangen hielt, war einer, vor dem ihr Vater sie gewarnt hatte. Einer, der mit Sklaven handelte. Das hatte er auch mit seinen Gefangenen vor. Und das würde er auch nur allzu gern mit Arjenie tun, falls er sie in die Finger bekäme.
Lily wollte ihn töten.
Dieses Verlangen war stark und klar. Es war kein vager Wunsch, dass irgendein Mistkerl doch tot umfallen möge, kein Drang zur Gewalt, kein Impuls zurückzuschlagen, Schmerzen zuzufügen. Sie wollte Rethna töten.
Ein Teil von ihr fand das nur logisch. Sie war darauf eingestellt gewesen, es mit Friar und seinen Milizschlägern zu tun zu bekommen. Mit anderen Worten: mit Menschen, die Waffen der Menschen benutzten und durch diese verletzt werden konnten und die dem Gesetz der Menschen unterlagen. Dieser Rethna stand ganz oben in der Elfen-Nahrungskette, was seine Macht anging. Selbst außerhalb seines Hoheitsgebietes – Sidhe-Fürsten schöpften ihre Energie aus ihrem Land, aus ihrem Hoheitsgebiet – , kam Cullen nicht gegen ihn an. Das hatte er selbst gesagt. Nicht ohne auf magisches Feuer zurückzugreifen.
Doch da sie nicht wussten, ob das RN 40 in dieser Höhle gelagert wurde, kam das nicht infrage.
Rethna war kein Mensch. Was das Gesetz anging, konnte Lily ihn behandeln wie die Kreaturen, die die Energiestürme während der Wende in die Welt geblasen hatten. Es stand ihr frei, einfach da rauszugehen und jeden einzelnen Elf in der Höhle zu erschießen.
Doch sie konnte nicht. Selbst wenn sie willens gewesen wäre, so weit zu gehen, würde sie mit der linken Hand zielen müssen. Viel Glück auch damit .
Wussten Elfen, was eine Schusswaffe war? Menschliche Kriminelle würden eine gezogene Waffe sofort als Bedrohung verstehen. Elfen vielleicht nicht. Selbst wenn sie wussten, was eine Waffe anrichten konnte, hatten sie nicht ihr ganzes Leben lang Krimis und Nachrichten gesehen. Sie würden nicht instinktiv auf eine Waffe reagieren. Das machte es schwer zu bluffen.
Cullen trat auf dem Bauch liegend den Rückzug an. Lily wartete. Ihr Mund war trocken. Komisch. Sie fühlte keine Angst, aber ihr Körper sagte ihr etwas anderes.
Endlose Sekunden später erreichte Cullen die Schatten, in denen sie standen und warteten. Er flüsterte: »Sieht so aus, als müssten wir auf Plan B zurückgreifen.«
Lily sah Arjenie an. Es war zu dunkel, um dort, wo ihr Gesicht war, mehr als einen blassen Fleck zu sehen. Sehr leise flüsterte sie: »Ist das in Ordnung für dich?«
Vielleicht hatte Arjenie genickt. Der blasse Fleck bewegte sich zumindest. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Bann bei mir nicht losgeht.«
Lily lehnte sich näher und flüsterte: »Ziemlich sicher?«
»Es ist ein sehr starker Bann, und ich bin ein bisschen müde.«
Lily blickte zu Cullen, konnte aber seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Doch was hatten sie für eine Wahl? Sie mussten handeln, bevor Rethna mit der Zeremonie fertig war. Cullen sagte, ein so kompliziertes Ritual könnte nicht einfach angehalten werden, damit die Elfen Angreifer abwehren konnten. Nicht so schnell zumindest – entweder würden sie es zu Ende bringen müssen oder die Energie erden, was Zeit kostete.
Und es war sehr viel Energie. Sie zapften direkt den Netzknoten an. »Hast du den Stein?«, fragte sie Arjenie flüsternd.
Wieder bewegte sich der blasse Fleck.
»Okay. Viel Glück.«
Cullen wünschte Arjenie auf seine Art Glück, indem er ihr plötzlich einen Kuss auf die Lippen drückte. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, das Lily nicht verstand. Dann ging Arjenie zum Ausgang des Tunnels. Je näher sie ihm kam, desto besser konnte Lily sie sehen. Sie hielt einen großen Stein fest umklammert.
Sie hatte die Frau mit nichts als einem Stein bewaffnet, um Himmels willen. Aber Arjenie hatte noch nie in ihrem Leben geschossen, also –
Arjenie trat hinaus in die Höhle – und hinein in einen blendend hellen
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