Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Brooks dazu nicht in der Lage ist.«
Er nickte abwesend. Croft war ein guter Mann und ein guter Verwaltungsfachmann, aber er war nicht Ruben Brooks. Er neigte dazu, auf Nummer sicher zu gehen. Um fair zu sein, nicht ohne Grund. Brooks konnte es sich leisten, Risiken auf ein Bauchgefühl hin einzugehen, weil er zum einen beachtlichen politischen Einfluss hatte und sich zum anderen dank einer hellseherischen Gabe seine Risikofreudigkeit meistens auszahlte.
Während sie erst die Treppe, dann zwei weitere Flure hinuntergingen, zog Rule ihr noch mehr Informationen aus der Nase. Und »ziehen« war das richtige Wort. Er konnte nicht erkennen, ob sie ihn nicht mochte, weil er ein Lupus war oder weil er ein Zivilist war oder weil sie nicht damit klarkam, dass sie gegen ihren Willen einen sexuellen Kitzel spürte. Doch da Lily sie gebeten hatte, ihn zu informieren, beantwortete sie gehorsam seine Fragen.
Es war ein schwerer Herzinfarkt gewesen. Bisher wusste man noch nicht, inwieweit der Herzmuskel Schaden genommen hatte. Brooks war in seinem Büro gewesen, als es geschah. Ida hatte wie gewöhnlich mit großer Umsicht reagiert und einen Rettungswagen geholt, Croft gerufen und eine Aspirin unter Rubens Zunge gelegt … wahrscheinlich sogar alles zur selben Zeit , dachte Rule. Er war Rubens Sekretärin schon ein- oder zweimal begegnet.
Rule hatte nie selber einen Herzinfarkt erlitten und würde es auch nie, aber mit Schmerz kannte er sich aus. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn der eigene Körper zum Feind wurde, der einen ebenso gut töten wie weiterleben lassen konnte. Er wusste, wie fremd und schrecklich sich die Schläuche und piependen Maschinen auf der Intensivstation anfühlten. Und wie es war, warten zu müssen, wenn jemand, den man liebte, an diesen Schläuchen und Maschinen hing. Voller Mitgefühl dachte er an Rubens Frau Deborah. Und als sie in einen weiteren Flur einbogen, verkrampfte er sich.
Denn dies hier war offenbar keine Abteilung für Patienten, sondern hier waren Labore und Lagerräume, soweit er sehen und riechen konnte. »Cobb ist ein Patient«, sagte er scharf. »Wo gehen wir hin?«
»Ähm … der Raum, in dem er sich befindet … er wurde damals benutzt, als der Staat Ihr Volk registrierte.«
»Gado«, sagte er empört. »Man hat ihn in den Raum gebracht, in dem Lupi Gado injiziert wurde.« Gut möglich, dass es sogar derselbe Raum war, in dem Cobb gefangen gehalten wurde, vor Jahren, als ihm selbst die Droge verabreicht worden war. »Kein Wunder, dass er jede Behandlung verweigert.«
»Nein, nein, er weiß, dass er nicht deswegen da ist. Man hat es ihm erklärt, also weiß er Bescheid.«
»Ich bezweifle stark, dass er es glaubt.«
Der Flur machte noch eine Biegung, dann sah er Lily. Sie stand am Ende des Ganges vor einer Stahltür mit einem kleinen vergitterten Fenster und sprach mit einem uniformierten Beamten. Im selben Moment, als er sie entdeckte, drehte sie den Kopf. Ihre Blicke trafen sich, und sie ging ihm entgegen.
Rule beschleunigte seinen Schritt und erreichte sie kurz vor der Tür. Er berührte ihren Arm. »Ich habe von Ruben gehört. Geht es dir gut?«
Sie winkte ab. »Ich habe Nettie angerufen. Sie sagte, es würde zu lange dauern, bis sie in D.C. wäre. Bei so einer Sache spielt die Zeit eine entscheidende Rolle. Die meisten Heiler können wenig ausrichten, wenn sie nicht binnen einer Stunde nach dem Infarkt vor Ort sind, aber sie kennt jemanden, einen Heiler, der als eine Art Einsiedler lebt. Er ist gut, er ist mächtig, er lebt nicht weit von D.C. entfernt, und er schuldet ihr einen Gefallen. Sie wird ihn zu Ruben schicken. Ida veranlasst alles Nötige. Sie muss dafür sorgen, dass niemand von der Presse den Mann sieht – er ist sehr heikel, was seine Privatsphäre angeht. Seinen Namen kenne ich nicht. Nettie wollte ihn mir nicht sagen. Aber sie glaubt, dass er es macht.«
Sie war aufgewühlt. Für ihn war es offensichtlich, wenn auch vielleicht nicht für andere. Wie gern hätte er sie in die Arme geschlossen, aber das fände sie unprofessionell – was er übersetzte mit: Ich will nicht schwach aussehen . Er verstand das Bedürfnis, in der Öffentlichkeit keine Schwäche zu zeigen, aber der Drang, sie zu halten und zu trösten, war übermächtig. Dennoch begnügte er sich damit, ihren Arm zu drücken. »Du hast alles getan, was dir möglich ist.«
Sie nickte, aber die Falte zwischen ihren Brauen blieb. Sie warf einen Blick zu Sjorensen. »Danke, dass Sie Rule
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