Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Gefahr.«
Er bezweifelte sehr, dass Isen sich an die Behörden der Menschen wenden würde, aber er hatte keinen Grund, ihr das zu sagen. Keinen Grund außer dem, dass er ihr damit die Angst nehmen würde, die er in diesen großen Augen sah.
»Diese Entscheidung trifft der Rho, nicht ich. Ich heiße übrigens Benedict.«
»Ja, so viel habe ich schon verstanden. Du hast jemanden zu meinem Wagen geschickt.«
Er nickte.
»Dann finden sie auch meine Handtasche, also wäre es wohl sinnlos, dir meinen Namen nicht zu sagen. Ich heiße Arjenie. Arjenie Fox. Wer ist diese Frau, die du erwähnt hast? Die, von der du glaubst, dass sie mich geschickt hat – nein, du hast ›zu mir gebracht‹ gesagt.«
»Niemand, den du kennst.« Es fühlte sich gut an, sie im Arm zu halten. Zu gut. Er rannte schneller. Dass er sie selbst trug, war nur vernünftig. Ihre Psychospielchen wirkten bei ihm nicht. Aber es machte alles nur noch komplizierter. »Warum warst du gestern Nacht bei Friar?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Du kannst doch gar nicht wissen, wen ich kenne und wen ich nicht kenne.«
Er brauchte eine Sekunde, bis er verstand, dass sie an ihre Frage von eben anknüpfte. »Die Dame.«
»Die … oh! Du meinst die Halbgöttin, der dein Volk dient.«
Er zog die Brauen hoch. »Halbgöttin?«
»Ist das die falsche Bezeichnung? Ich wollte nicht respektlos sein. Wie hast du gemerkt, dass ich hier war? Nicht ich im Speziellen, aber irgendetwas hat euch gewarnt.«
Nicht nur hatte sie von der Dame gehört, sie drückte sich auch richtig aus. Lupi beteten die Dame nicht an, sie dienten ihr. »Wer bist du?«, fragte er unvermittelt.
»Das habe ich dir doch schon gesagt.«
»Dein Name sagt mir wenig. Gestern Nacht sagtest du, dass Friars Männer dich nicht sehen würden. Jetzt verstehe ich, was du meintest. Wie schaffst du es, ungesehen zu bleiben?«
Sie betrachtete ihn mit einem kleinen V zwischen den Brauen. »Vielleicht sollten wir einen Handel machen. Ich verrate dir, wie ich nicht gesehen werde. Und du verrätst mir … mal überlegen. Wenn ich dich frage, was ihr mit mir machen werdet, sagst du nur, dass das dein Rho zu entscheiden hat.«
»So ist es.«
»Hm.« Sie war skeptisch. »Du hast mir deinen Nachnamen nicht gesagt.«
»Ich benutze ihn nur selten.«
»Warum?«
»Ist das die Frage, die ich beantworten soll, damit du mir verrätst, wie du es schaffst, ungesehen zu bleiben, wenn du dich auf anderer Leute Grundstück herumtreibst?«
»Herumtreiben.« Sie seufzte. »Das klingt so viel besser als humpeln. Nein, das ist nicht die Frage, die du beantworten sollst. Ich möchte wissen, was euch gewarnt hat und warum du mich sehen konntest.«
»Die zweite Frage kann ich jetzt nicht beantworten.« Er war noch nicht bereit, ihr von dem Band der Gefährten zu erzählen. Irgendwann würde er es tun müssen, aber jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt für eine solche Enthüllung. »Und die Antwort auf deine erste Frage lautet: Fußabdrücke.«
Sie war verlegen.
»Der Boden war so trocken, dass ich gedacht habe, ich würde keine hinterlassen.«
»Sie waren kaum wahrnehmbar, aber dein Stock hinterlässt einen charakteristischen Abdruck, selbst auf trockenem Boden. Diese Spuren haben Kendrick neugierig gemacht, sodass er genauer hingesehen hat. Als er dann Fußabdrücke fand, die nach nichts rochen, hat er mich alarmiert.«
Sie schüttelte den Kopf. »Daran, dass der Stock Spuren hinterlässt, habe ich gar nicht gedacht. Jetzt bin ich wohl dran, deine Frage zu beantworten. Hast du von einem Zauber gehört, der es jemandem erschwert, etwas wahrzunehmen?«
»Ja. Aber es ist angeblich beinahe unmöglich, diesen Zauber bei einem beweglichen Objekt – wie einer Person – anzuwenden.«
»Das wäre tatsächlich schwierig, aber ich wende keinen Zauber an. Es ist meine Gabe.«
Eine beeindruckende Gabe, von der er bisher noch nie gehört hatte. Vielleicht wusste Seabourne mehr darüber. »Du sagtest, du würdest in Ohnmacht fallen. Ich habe gehört, dass das passieren kann, wenn man seine Gabe zu stark beansprucht, aber ich dachte, der Effekt träte sofort ein.«
»Ähm … das habe ich auch gehört. Aber bei mir ist das anders.«
Ausweichend … aber warum? Immerhin hatte sie eben noch ganz freimütig angekündigt, dass sie das Bewusstsein verlieren würde. Er nahm sich vor, später darauf zurückzukommen. »Wie lange wirst du voraussichtlich bewusstlos sein?«
»Zwei Tage, vielleicht auch länger. Es hilft, wenn ich
Weitere Kostenlose Bücher