Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
vorher etwas esse. Ich habe getrocknetes Rindfleisch und ein Snickers in meinem Werkzeuggürtel.«
»Wir werden dir etwas zu essen geben.«
Sie hatten beinahe das Haus seines Vaters erreicht. Die Fenster waren dunkel – was ihn nicht überraschte, denn das war eine Maßnahme, die bei der Alarmstufe Gelb vorgeschrieben war. So wie auch das zweimalige scharfe Jaulen, das er nun von sich gab, um die Wachen wissen zu lassen, dass er nicht unter Zwang handelte. Wenn er ihnen etwas zugerufen oder geschwiegen hätte, hätten sie auf ihn geschossen.
»Das hört sich irgendwie komisch an, wenn du diesen Laut machst, obwohl du kein Wolf bist. Hast du ihnen etwas mitgeteilt? Deinen Männern?«
Sie war klug und aufmerksam und … . »Du hast keine Angst mehr«, sagte er plötzlich.
»Du siehst zwar Furcht einflößend aus, aber du fasst mich vorsichtig an. Meinen Knöchel zum Beispiel. Und als du mich hochgehoben hast … was du trotzdem ohne meine Erlaubnis nicht tun solltest! Aber du warst vorsichtig dabei. Ich glaube nicht, dass du mir wehtust.«
Gefühle regten sich in ihm, dunkel und hässlich. »Nicht physisch.«
»Gut. Ich bin nämlich ein echtes Baby, wenn ich Schmerzen habe.«
War es möglich, innerhalb von kürzester Zeit ein Stockholm-Syndrom zu entwickeln? Diese Frage stellte sich Arjenie, während ihr zweibeiniges Ross langsamer wurde und die beiden Männer, die sie eskortiert hatten, ausscherten und wer weiß wohin verschwanden.
Sie war sich ziemlich sicher, dass es nicht möglich war. Nicht so schnell, aber zu diesem Thema hatte sie nie wirklich recherchiert. Aber von diesem Mann getragen zu werden fühlte sich unglaublich gut an, und das nicht nur, weil sie sehr müde war und ihr Knöchel wirklich froh, dass sie ihn nicht mehr belastete. Er war so groß und warm und männlich.
Sie verstand nicht, warum sie sich so von ihm angezogen fühlte. So lange war es nicht her, dass sie das letzte Mal mit einem Mann geschlafen hatte.
Benedict. Das kam wahrscheinlich von dem lateinischen benedictus , was gesegnet bedeutete. Warum wollte er ihr nicht seinen Familiennamen verraten? Und überhaupt, warum wusste sie den nicht schon? Er musste in den Akten des Büros über den Nokolai-Clan stehen – wenn er, wie sie vermutete, der älteste Sohn des Nokolai-Rhos war. Aber an seinen Familiennamen konnte sie sich nicht mehr erinnern.
Vielleicht hieß er Turner, wie sein Vater. Doch da Lupi nicht heirateten, war das unwahrscheinlich. Es wollte ihr partout nicht einfallen. Seltsam. Vielleicht kannte auch das FBI seinen Namen nicht.
Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Obwohl die Fenster dunkel blieben, schloss sie aus der Lage, dass es das Haus des Rhos war; es war auf den Luftaufnahmen eingezeichnet gewesen. Mit schnellen Schritten lief Benedict über einen Weg, der sich zwischen terrassierten Flächen wand, die mit kunstvollen Steinarrangements und, wie sie vermutete, einem Mix aus heimischen Pflanzen und trockenheitsverträglichen Importen geschmückt waren. Doch sicher war sie sich nicht, mit Gartenbau kannte sie sich nicht aus. Aber die Yucca-Palme erkannte sie, und diese buschartigen Pflanzen dort waren irgendeine Art von Salbei. Und sie roch Rosmarin.
Das Haus war größer als die anderen, die sie gesehen hatte, wenngleich längst kein Herrenhaus. Das helle, weitläufige Gebäude mit der verputzten Fassade schmiegte sich an den Hang am Ende des schmalen Tales, in dem das kleine Dorf lag. Waren die Wachen im Haus? Draußen konnte sie niemanden entdecken – nicht einmal die beiden Männer, die mit ihnen hierhergerannt waren.
Benedict Ohne-Nachnamen blieb vor der großen Haustür stehen, die aussah, als hätte sie einmal zu einer alten Mission gehört. Sie spürte, wie sich seine Brust hob und senkte. Er atmete tief, aber nicht heftig. Über sechs Kilometer mit einer sechzig Kilo schweren Last zu rennen, brachte ihn offenbar nicht aus der Puste.
Er klopfte weder noch klingelte er. Die Tür öffnete sich einfach.
Dort drinnen war es dunkler als draußen; sie konnte nur eine schattenhafte Gestalt ausmachen, die ein paar Schritte hinter der Tür emporragte. »Benedict«, brummte der Schatten. Seine Stimme war noch tiefer als die ihres Rosses, aber sehr viel freundlicher. Eigentlich hörte er sich sogar erfreut an, als hätte er darauf gehofft, dass sein Sohn mitten in der Nacht mit einer fremden Frau in den Armen vor seiner Tür stehen würde. »Stell mich doch unserem Gast vor.«
»Ich fürchte, sie ist eher
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