Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
dicken Tomatenscheiben. Sie liebte Roastbeef. »Danke«, sagte sie und biss hinein.
»Berichte«, sagte Isen Turner.
Klar und präzise beschrieb Benedict, was ihn auf den Eindringling aufmerksam gemacht hatte, wie er sie gefunden hatte, was sie gesagt hatte, was er beobachtet hatte. Arjenie lauschte fasziniert, während sie aß. Als er zur gleichen Zeit, als sie aufgegessen hatte, zum Ende kam, drehte sie sich zu ihm um. »Das hast du gut gemacht. Ich habe ein ausgezeichnetes Gedächtnis, aber es fällt mir schwer, mich kurzzufassen. Ich neige dazu, zu viele Einzelheiten zu erwähnen.«
»Danke«, sagte er ernst. »Möchtest du noch etwas hinzufügen?«
»Ich glaube nicht.« Sie sah seinen Vater an. »Nein, Moment, es gibt doch etwas, das Sie noch wissen sollten. Robert Friar ist hellhörig. Kann ich jetzt meine Tante anrufen?«
Isen Turners Brauen hoben sich. »Friar ist ein Hellhörer? Und woher wissen Sie das?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber er ist außergewöhnlich stark. Doch aus irgendeinem Grund kann er nichts hören, was hier auf dem Clangut gesagt wird. Ich muss jetzt wirklich meine Tante anrufen.«
»Leider muss ich darauf bestehen, dass Sie mir vorher noch ein paar von diesen Einzelheiten verraten, von denen Sie oftmals zu reichlich Gebrauch machen. Ich muss wissen, was in diesen Fläschchen war und was Sie damit gemacht haben.«
»Nichts, das Ihnen oder irgendjemandem hier schaden kann.«
Traurig schüttelte er den Kopf. »Das reicht mir nicht. Was ist, wenn es nicht stimmt? Was ist, wenn Sie lügen oder getäuscht worden sind oder sich einfach nur irren?«
Sie nickte. »Wir haben tatsächlich ein Problem. Ich verstehe, warum Sie mir nicht glauben können, aber ich kann Ihnen nicht mehr als das sagen.«
»Es gibt einen Unterschied zwischen ›kann nicht‹ und ›will nicht‹.« Er lehnte sich vor, die Ellbogen auf den Knien – und alles an ihm änderte sich. »Ich werde Ihnen helfen müssen, diesen Unterschied zu verstehen.«
Arjenie zuckte zurück, die Augen weit aufgerissen. Nicht wegen seiner Worte, sondern wegen der Art, wie er aussah – unerbittlich, unerreichbar. Als würde er alles Notwendige tun, um sie dazu zu bringen, seine Fragen zu beantworten. Alles. »Ich kann nicht«, flüsterte sie. »Ich kenne den Unterschied, und ich kann nicht .«
»Sie waren gestern Nacht beim Haus unseres Feindes«, sagte er mit eiserner Stimme. »Und heute Abend tauchen Sie hier auf, mit irgendwelchen Zaubertränken, und spielen Psychospielchen mit meinen Leuten. Sie werden mir sagen, warum.«
Oje, jetzt wurde es unangenehm. Sie presste die Lippen aufeinander.
»Ihnen ist doch klar, dass es in meiner Hand liegt, was mit Ihnen geschieht, nicht wahr? Es ist nicht schwer, eine Leiche in den Bergen verschwinden zu lassen.«
»B-Benedict?«, flüsterte sie und fragte sich gleich darauf, warum sie das getan hatte. Er würde auf der Seite seines Vaters sein, auf der Seite seines Clans, und er hatte keinen Anlass anzunehmen, dass sie gekommen war, um sie zu retten, und nicht, um ihnen zu schaden. Und erklären konnte sie sich nicht.
»Ich bin hier«, sagte er hinter ihr. Und dann, noch knapper: »Isen.«
Isen Turners Blick zuckte hoch zu seinem Sohn – und blieb dort, wie von einem Magnet angezogen. Ein Herzschlag, zwei, drei …
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihr Blickduell.
»Komm rein«, sagte der Rho.
Die Tür zu Arjenies Linken öffnete sich. Unwillkürlich sah sie hin, um zu sehen, wer es war – und fing an zu starren.
Heute Nacht hatte sie schon viele nackte Männeroberkörper gesehen, viele leicht bekleidete, gut gebaute Männer und auch ein paar splitterfasernackte. Aber dieser Mann … meine Güte! Sein rotbraunes Haar war struppig und zerzaust. Er brauchte dringend eine Rasur. Er guckte finster. Er war, oh mein Gott, so schön.
»’tschuldigung, dass es so lange gedauert hat«, sagte der schöne Mann und klang dabei überhaupt nicht entschuldigend. »Ich war nicht zu Hause, deswegen konnte man mich nicht sofort erreichen. Was brauchst du?«
»Was siehst du?«, sagte Isen Turner und zeigte auf Arjenie.
Blaue Augen richteten sich auf sie wie zwei Laserstrahlen.
Das musste Cullen Seabourne sein – der Lupus und Zauberer. Was bedeutete, dass er sehen würde, dass …
»Ich sehe keine Gabe«, sagte er nach einem Moment, »aber sie stammt von Elfen ab. Sie ist nicht reinblütig, vielleicht noch nicht einmal halbblütig, aber sie hat Sidhe-Blut in sich.«
16
Der
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