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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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in die Tasche, statt ihn wie üblich in das blecherne Briefkästchen zu legen. »Ich bitte um die besten Empfehlungen an die Frau Gemahlin …« Er entschritt, dem Hofe zu, wie ein Sieger. Der Geheimrat sah ihm verblüfft nach.

7
    All die Zeit, während Herr von Studmann mit dem Geheimrat verhandelt, geredet, gestritten hatte, während er dann auf den Gutshof gelaufen war, Leute zusammengetrommelt, seine Weisungen gegeben hatte – all die Zeit, während Studmann dann an der Schnitterkaserne den jungen, langsam immer mehr aufleuchtenden Pagel instruiert und es dabei nicht unterlassen hatte, ihn nochmals vor jeder Vertraulichkeit mit älteren lodenen und rauschebärtigen Herren zu warnen – und jene Zeit auch, in der Herr von Studmann mit den Hilfswachtmeistern, den Wachtmeistern und dem Oberwachtmeister des Kommandos gesprochen und ihnen zugeredet hatte, damit sie bloß nicht gekränkt waren – den halben Nachmittag also, an dem Studmann geredet, geschmeichelt, gescholten, ermahnt, geschwitzt und gelächelt hatte, um seinen Freund von Prackwitz vor den Anfeindungen des Schwiegervaters zu retten – von der Essenszeit bis nach der Kaffeezeit hatte der Rittmeister Joachim von Prackwitz wütend auf seiner Couch gelegen und mit seinem Freunde von Studmann geschmollt.
    Der Rittmeister hat sich empört über Studmann, den Vormund; hat geschimpft über Studmann, das Kindermädchen;hat hohngelacht über Studmann, den Besserwisser; hat verächtlich gelächelt über Studmann, die Unke!
    Was hinwiederum den alten Geheimrat von Teschow anging, so hatte er durch einen Vorhang des Schloßzimmers nur einen Blick auf die beginnenden Studmannschen Arbeiten geworfen, hatte dann sofort anerkennend mit dem Kopf genickt und gesprochen: »Köpfchen bleibt eben doch Köpfchen. So einen Mann hätte ich als Schwiegersohn haben müssen, nicht so ’ne langschinkige Donnerbüchse …«
    Der Rittmeister hatte erkannt, daß er bis auf die Knochen blamiert war. Frau und Freund waren in einen Wettstreit darüber eingetreten, wer ihn am meisten blamieren könnte. Während die Frau ihn mit Aufbauschung eines kleinen Ehe-Intermezzos, bei dem er übrigens vollkommen im Recht gewesen war, vor dem Freunde blamiert hatte, hatte der Freund ihn vor der Frau als einen vollkommenen geschäftlichen Trottel hingestellt. Er hatte ihm die ganze Geschäftsführung abgelistet, und dann hatte er ihm sogar noch das Wort abgenommen, seinem Schwiegervater nicht einmal die Meinung zu sagen! Der Rittmeister war überzeugt, daß alles Gerede über Gefährlichkeit dieses Vertrages Gefasel war. Indem er es sorgfältig vermied, an Einzelheiten zu denken, stellte er fest, daß es ihm bisher auf Neulohe immer noch recht gut gegangen war, daß er sein Auskommen gehabt hatte – und daß er sich wirklich nicht darum kluge Herren aus Berlin kommen ließ, um zu beweisen, daß er dies Auskommen nicht hatte.
    Der Rittmeister hatte einen Freund haben wollen, sprich einen unterhaltsamen Gesellschafter, keinen Vormund: Das verbitte ich mir! schrie er innerlich. Daß man den Schrei nicht hörte, machte ihn nicht weniger intensiv. Der gute Studmann hatte gefürchtet, der Rittmeister würde in einen hemmungslosen Zorn auf seinen Schwiegervater geraten. Was sein Schwiegervater, dieser lächerliche Greis von siebzig Jahren in Kniehosen, tat, das war dem Rittmeister völlig piepe – auf seinen Freund hatte er eine Stinkwut, sein Freund hatte ihn tödlich verletzt!
    An der Schnitterkaserne schien alles in Ordnung. Schwitzend rannte Herr von Studmann in die Waschküche des Schlosses. Drei eilig zusammengetriebene Dorfweiber folgten ihm mit fliegenden Schürzenbändern, halblaut glucksend wie die Hühner, voll geschwätziger Erwartung, was denn nun wieder los sei. Nachdem er den Umzug der Gerätschaften in die Futterküche des Viehhauses angeordnet hatte, nachdem er eine geradezu verklärte Sauberkeit der Teschowschen, durch Zuchthäusleressen entweihten Waschkessel befohlen hatte, rannte von Studmann was hast du, was kannst du ins Dorf, in die Wohnung des Leutevogts Kowalewski, um von dem Mädchen Sophie zu hören, was denn da nun eigentlich los war. Er wollte dem Mädchen den Kopf zurechtsetzen und vielleicht ganz nebenbei auch erfahren, worin eigentlich das gute Zureden des Geheimrats bestanden hatte. Aber die Sophie sollte zu einer Freundin am andern Dorfende gegangen sein. Da Herr von Studmann doch einmal schwitzte, konnte es auf ein bißchen mehr Schweiß nicht ankommen. Herr von

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