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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Rittmeisters hatte: unfehlbar erriet er, welche Platte der Rittmeister wünschte; zur Sekunde schenkte er das Bierglas nach.
    »Lieber Studmann!« rief der Rittmeister schallend, der endlich klar den Rauchgeruch erschnuppert hatte, »tu mir den einzigen Gefallen und rauche wenigstens nicht, solange ich esse!«
    »Entschuldige, Achim,
ich
rauche!« rief seine Frau von drüben.
    »Um so schlimmer!« knurrte der Rittmeister.
    Mit einem Ruck stand er endlich auf und ging zu den beiden andern.
    »Geschmeckt?« fragte seine Frau.
    »Reizende Frage! Wo ich eine Stunde umsonst auf dich gewartet habe.« Er stand an seinem Likörschrank und schenkte sich höchst ärgerlich wiederum einen Wodka ein. »Höre mal, Eva«, sagte er dann kriegerisch, »der Studmann muß morgens um vier aus dem Bett. Du hättest ihn besser schlafen lassen sollen, statt ihn hierher zu verschleppen! Oder soll etwa das Gerede um diese lächerlichen Gänse noch einmal losgehen?!«
    »Violet!« rief Frau Eva. »Komm, sage gute Nacht. Du kannst dich hinlegen, es ist gleich zehn. – Hubert, schließen Sie noch die Türen ab, Sie sind jetzt frei …«
    Und als die drei allein waren, zu ihrem Mann: »Also ja! Jetzt soll das lächerliche Gerede noch einmal losgehen. Du darfst dich übrigens bei deinem Freunde von Studmann bedanken, ohne ihn brauchten wir nicht zu reden, sondern nurunsere Koffer zu packen und abzureisen. Mit Neulohe wäre es ohnehin vorbei gewesen.«
    Frau von Prackwitz’ Stimme klang schärfer, als sie je mit ihrem Manne gesprochen hatte. Sechs Stunden Kampf mit einer weinerlichen Mutter, einem verschlagenen Vater hatten ihre Geduld erschöpft.
    »Großartig!« rief der Rittmeister. »Ich soll mich bedanken, daß ich in Neulohe bleiben darf? Was mir schon an Neulohe liegt! Ich finde überall in der Welt eine Stellung, besser als die hier.« Und in einem plötzlichen Übergang: »Ihr wißt eben nicht, was in der Welt vorgeht! Die Armee braucht wieder Offiziere!«
    »Sprechen wir doch ruhig!« bat Herr von Studmann, der besorgt den aufkommenden Sturm beobachtete. »Du hast sicher recht, Prackwitz, eine Offiziersstellung würde dir am meisten liegen, aber das Hunderttausendmannheer …«
    »Ah!« rief der Rittmeister zornig, »du hältst dich wohl schon für einen tüchtigeren Landwirt, als ich es bin?!«
    »Wenn dir«, sprach Frau von Prackwitz zornig, »so wenig an Neulohe gelegen ist, so wird dir unser Vorschlag nur recht sein, erst einmal ein paar Wochen zu verreisen …«
    »Ich bitte dich, Prackwitz …!« flehte Herr von Studmann. »Gnädige Frau …!«
    »Ich soll verreisen!« schrie der Rittmeister. »Nie! Ich bleibe!«
    Und er setzte sich mit Hast in einen Sessel, als könnten ihm die beiden sogar den Platz im Sessel streitig machen. Er starrte sie finster glühend an.
    »Es ist leider eine Tatsache«, sagte Herr von Studmann leise, »daß deine Schwiegereltern beide von einer augenblicklich starken Verstimmung gegen dich ergriffen sind. Deine Schwiegermutter hat hundert Wünsche, dein Schwiegervater nur einen: den Pachtvertrag zu lösen.«
    »Also soll er ihn lösen, zum Himmeldonnerwetter!« rief der Rittmeister. »Er findet nie wieder einen Trottel wie mich, der ihm dreitausend Zentner Roggenpacht gibt. – Trottel!«
    »Da es unmöglich ist, heute mit Familie von einer Rittmeisterpension zu leben …«
    »Wieso unmöglich? Tausende tun es!«
    »… und da die Pachtung eine gewisse Lebensbasis bietet …«
    »Du hast heute früh erst das Gegenteil behauptet!«
    »… wenn nämlich der Verpächter wohlgesinnt ist …«
    »… was dein Herr Vater noch nie in seinem Leben war, liebe Eva …«
    »… so hat deine Frau eingewilligt, für die nächsten Wochen allein zu wirtschaften, während du ein bißchen reist. Bis nämlich bei deinen Schwiegereltern eine gewisse Beruhigung eingetreten ist, daß man wieder mit ihnen verhandeln kann.«
    »So, eingewilligt hat sie«, höhnte der Rittmeister bitter. »Ohne mich zu fragen. Ist ja auch nicht nötig. Über mich wird einfach verfügt. Hübsch. Sehr hübsch. Darf ich vielleicht auch hören, wohin ich zu reisen habe?«
    »Ich hatte die Idee …«, fängt Herr von Studmann an und faßt nach seiner Tasche.
    »Nein, nicht, Herr von Studmann«, winkt die gnädige Frau ab. »Da er ja doch nicht verreisen will, brauchen wir ihm keine Vorschläge zu machen. – Mein lieber Achim«, sagt sie energisch und sieht ihn mit ihren schönen, ein wenig vorstehenden Augen ärgerlich an, »wenn du nicht

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