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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Geschenk gebeten – dann hättest du die paar Scheine längst. Du willst doch ein Darlehen, hast Angaben wegen der Rückzahlung gemacht – ich frage also danach, erkundige mich, wie du dir das denkst – und du schimpfst?!! Ich verstehe das nicht.«
    »Ich kann«, sagt Pagel, »das vorhin nur so hingesagt haben. In Wirklichkeit könnte ich dir das Geld nur in Wochenraten zurückzahlen, etwa zwei Millionen wöchentlich …«
    »Spielt keine Rolle, alter Junge!« ruft von Zecke fröhlich. »Spielt gar keine Rolle unter uns alten Freunden, nicht wahr? Die Hauptsache ist doch, daß du das Geld nicht wieder verspielst, nicht wahr, Pagel?«
    Die beiden sehen sich an.
    »Es hat keinen Zweck, Pagel«, sagt Zecke dann eilig und leise, »daß du schreist. Ich werde so oft angeschrien, es stört mich gar nicht. Wenn du tätlich werden willst, mußt du es sehr schnell tun – sieh mal, jetzt habe ich schon auf den Klingelknopf gedrückt – ach ja, Reimers, dieser Herr wünscht zu gehen. Sie zeigen ihm den Weg, ja? Auf Wiedersehen, Pagel, alter Freund, und wenn du einmal ein Bild von deinem Herrn Vater verkaufen möchtest, ich bin für dich immer zu sprechen, immer … Nanu, bist du verrückt geworden?!« unterbricht Zecke sich plötzlich.
    Denn Pagel hat zu lachen angefangen, leicht und völlig vergnügt lacht er.
    »Gott, was bist du für ein wunderbares Schwein geworden, Zecke!« ruft Pagel lachend. »Das muß dich doch verdammt geschmerzt haben, was ich von den Varieténutten gesagt habe, daß du daraufhin all deinen Dreck von dir gibst. – Er hat nämlich früher mit Varieténutten gehandelt, Ihr Chef«, sagt er zu dem Manne hinter sich. (Eine Kreuzung von Mann und Herr.) »Er will’s nicht mehr wissen, aber es tut ihm noch weh, wenn man davon spricht. Aber, Zecke«, sagt Pagel plötzlichganz fachmännisch ernst, »ich neige jetzt doch dazu, daß der Arm von diesem Leuchterengel ergänzt ist, und zwar schlecht. Ich würde es so machen …«
    Und ehe Zecke und sein Mann ihn noch haben hindern können, ist der Engel ohne Arm. Von Zecke schreit, als fühle er den Schmerz der Amputation. Der Mann Reimers will auf Pagel eindringen, aber der ist, trotz mangelhafter Ernährung, noch ein kräftiger junger Mann. Mit einer Hand wehrt er den Mann ab, in der andern hält er den amputierten Arm mit der Lichttülle. »Diese grobe Fälschung möchte ich zum Andenken an dich behalten, alter Freund Zecke«, sagt Wolfgang vergnügt. »Weißt du: das Licht erlosch – und so. Auf Wiedersehen und ein gedeihliches Mittagessen allerseits.«
    Pagel geht ab, vergnügt und zufrieden, denn wenn von Zecke sich wirklich einmal freuen will, daß er ihm kein Geld gegeben hat, wird er an den Arm des Leuchterengels denken müssen, der in der Pagelschen Tasche steckt. Und der Schmerz wird überwiegen.

8
    Unangefochten erreicht Pagel das Tor der Zeckeschen Villa. Als er es aufzieht, steht ein Mädchen davor, ein Mädchen mit einem drängenden Fox an der Leine, mit sehr rotem Gesicht.
    »Gott, stehen Sie noch immer da, Fräulein?!« ruft er entsetzt. »An Sie hatte ich gar nicht mehr gedacht.«
    »Hören Sie!« sagt sie, und ihr Zorn hat durch das Warten in der Sonne nichts von seiner Hitze verloren. »Hören Sie!« sagt sie und hält ihm die Scheine hin. »Wenn Sie denken, daß ich so eine bin, danke, pfui Deibel! Nehmen Sie Ihr Geld!«
    »Und noch dazu so wenig!« sagt Pagel, völlig unbekümmert. »Nicht einmal ein Paar Seidenstrümpfe können Sie sich dafür kaufen … Nein«, sagt er rasch. »Ich will Sie nicht mehr auf den Arm nehmen, hören Sie mal zu, ich möchte Sie sogar um Rat fragen …«
    Sie steht da und starrt ihn an, die Scheine in der einen, dieLeine mit dem zerrenden Fox in der andern Hand, völlig verblüfft über seinen veränderten Ton. »Hören Sie –!« sagt sie noch einmal, aber die Drohung ist nur schwach.
    »Gehen wir hier lang?« schlägt Pagel vor. »Also los! Seien Sie nicht albern, kommen Sie ein Stück mit, Lina, Trina, Stina. Ich kann Ihnen hier auf offener Straße doch nichts tun, und verrückt bin ich auch nicht …«
    »Ich habe keine Zeit«, sagt sie. »Ich müßte längst zu Hause sein. Die gnädige Frau …«
    »Erzählen Sie der Gnädigen, Schnaps ist ausgerissen, und hören Sie jetzt zu. Ich war da eben drin bei dem feinen Kerl in der Villa, Schulkamerad von mir, wollte mir Geld pumpen …«
    »Und da stecken Sie Ihr Geld meinem Hund …«
    »Seien Sie keine Gans, Miezi!«
    »Liesbeth!«
    »Hören Sie zu,

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