Wolf
Gedanken kreisten ja heute schon den ganzen Tag um den Vergleich sein Wolf und Valerion. Jetzt sah er ihn erschrocken an, der sich sofort anspannte. Doch das nahm Julian gar nicht so richtig wahr.
„Ich hab… ich mein… den Wolf immer….“, stotterte er los. Fragend sah Valerion ihn an. Wie sollte er das nur ausdrücken? Er hatte ihn immer mit „mein Schöner“ angesprochen und das letzte Mal, da war es ihm bei Valerion rausgerutscht und außerdem war er ihm ziemlich auf die Pelle gerückt und…
„Was?“, wollte Valerion wissen.
„Ich hab immer Schöner zu ihm … dir gesagt und ich…“, verwirrt runzelte Julian die Stirn. Das war gar nicht so einfach auf die Reihe zu kriegen. Seinen Wolf, den hatte er echt gern gehabt - hatte ihn gern. Und Valerion war… ja, was? Heiß und begehrenswert - irgendwie und…
„Scheiße, ich krieg das nicht hin“, murmelte er.
„Was denn?“, fragte Valerion ziemlich verwirrt.
„Na das du und der Wolf die selbe Person seid… Tier, also…“, stammelte Julian wieder.
„Ach so, da gewöhnst du dich dran“, zuckte Valerion die Schultern. Julian starrte ihn fassungslos an.
„Das stört dich nicht?“, fragte er dann perplex.
„Was soll mich stören? Mir ist schon klar, dass das ne Weile dauert, zu verdauen“, meinte Valerion nachsichtig. Julian wischte es mit einer Handbewegung weg.
„Dass ich dich so … lieb angesprochen hab, meinte ich… und das letzte Mal, als ich dich ins Eck…“, versuchte Julian zu erklären, brach ab, als ihm einfiel, dass Valerion sich entspannt hatte, kaum dass er ihn mit Schöner angesprochen hatte.
„Nein“, gab Valerion leise von sich, „Der Grund für meine Verbannung.“
„Hä?“, machte Julian restlos verwirrt. Valerions Blick schoss zum Fenster, dann zu Julian.
„Komm schon“, flehte Julian. Valerion lächelte und erklärte: „Dass ich auf Männer reagiere.“
Dann wabberte die Luft um ihn herum, während Julian ihn anstarrte. Also das Wabbern anstarrte, danach seinen Wolf, der am Boden vor dem Sofa saß, die Klamotten hingegen lagen auf dem Sofa.
Frustriert stöhnend ließ Julian sich zurück fallen. Die Augen geschlossen, versuchte er das noch einmal auf die Reihe zu kriegen. Aber was? Dass Valerion ganz offensichtlich ein Gestaltwandler war, konnte er jetzt nicht mehr abstreiten. Damit musste er ihm auch den Rest glauben, denn dass er ihn anlügen würde, glaubte er nicht.
Aber diese letzte Aussage, die verwirrt Julian dann doch. Also nicht die Tatsache, dass Valerion schwul war. Sondern wie er es gesagt hatte. Dieses Lächeln, seine Reaktion das letzte Mal. Das suggerierte doch, dass er auf Julian abfuhr? Dass er ihn zumindest gern hatte? Oder hieß das gar nichts?
Und was empfand Julian jetzt wirklich für ihn? Bisher war Valerion immer so unnahbar gewesen. Danach war Julian, gelinde gesagt, verwirrt gewesen.
Eine Berührung am Bein, riss ihn aus seinen Gedanken. Valerion hatte sich neben ihn gesetzt, sah ihn aufmerksam an. Julian grinste: „Auch wenn du das nicht hören willst, aber du benimmst dich trotzdem wie ein Hund.“
Valerion grummelte und rollte sich zusammen. Julian lachte, nahm es ihm nicht ab. Er neigte sich nach unten und strich ihm über den Kopf. Dann riss er erschrocken die Hand weg, als Valerion nach ihm schnappte und knurrend aufsprang.
„Meine Güte, bist du irre?“, fragte er mit klopfendem Herzen. Valerion knurrte und trollte sich in eine Ecke, allerdings zog er dabei die Decke vom Sofa und legte sich darauf. Julian starrte ihn an. Da sollte er nicht an einen Hund denken?
Aber dessen Reaktion zeigte ihm mehr als deutlich, dass es eben doch noch ein Wolf war. Sein Wolf vielleicht. Also eigentlich…
Julian seufzte, stoppte seine eigenen Gedanken. Doch schlagartig wurde ihm bewusst, warum er zuvor so sehr herum gestammelt hatte. Er hatte ihn immer als seinen Wolf bezeichnet. Und Valerion - der Mensch - gehörte ihm ja nicht, also nicht so…
Wieder brach er den Gedanken ab und beschloss, schlafen zu gehen. Vielleicht konnte er das heute mal machen, ohne wirres Zeug zu träumen. Vermutlich nicht, aber die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
Kapitel 10
Julian hatte natürlich erneut wirres Zeug geträumt. Hauptsächlich wie Valerion in Wolfsgestalt über ihn her fiel. Als er aufgestanden war, hatte er fest vorgehabt, ihn zu fragen, was das gestern gewesen war. Allerdings war Valerion weg gewesen. Seine Klamotten auch und die Decke hatte wieder am Sofa gelegen.
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