Wolf
Und jetzt behauptet er, es ohne mich nicht ausgehalten zu haben.“
Julian spannte sich komplett an, als unvermittelt wieder die Eifersucht in ihm hoch schoss. Valerion bewegte sich unruhig, was Julian zu ihm blicken ließ.
„Es tut mir leid, ich kann nicht so bleiben“, flüsterte Valerion erstickt und im nächsten Moment lag sein Wolf wieder an seiner Seite.
„Schon gut, ich versteh das schon“, gab Julian automatisch von sich, doch seine Gedanken waren noch dabei, diese Aussage zu analysieren. Der Kerl war es also gewesen, weswegen Valerion verbannt worden war? Dann schien es nur logisch, dass der nicht so gut auf ihn zu sprechen war. Aber die Frage, was er in Wahrheit für ihn empfand, blieb bestehen. Denn eines schien sonnenklar. Wenn die beiden nicht aufeinander abfahren würden, hätte es diesen Verrat nicht geben können. Das allerdings widersprach wiederum, allem, was Valerion ihm über seine Welt erzählt hatte. Ganz abgesehen davon, dass doch dieser Kerl dann auch verbannt hätte werden müssen?
Jetzt drehten Julians Gedanken sich doch im Kreis. Wieder und wieder die gleichen Fragen, die gleichen Überlegungen, die gleichen Antworten. Ewig erschien es ihm, bis er dann endlich einschlief.
***
Am nächsten Morgen wachte Julian mit einem Schlag auf und er war sich auch sofort bewusst, dass ein Tiger im Nebenzimmer lauerte. Mit einem mehr als mulmigen Gefühl im Bauch, zog er sich an. Sein Wolf beobachtete ihn dabei, dann stand er auf, als er an die Tür trat.
„Nach dir, wenn´s recht ist“, murmelte Julian und zog langsam die Tür auf. Sein Wolf ging scheinbar ungerührt hinaus. Julian schluckte noch einmal schwer, dann trat er ebenfalls nach draußen. Er war nicht schlecht überrascht, dass der Tiger breit auf seinem Sofa lag. Doch sein Blick war auf ihn gerichtet, sein Schwanz zuckte. Sein Wolf marschierte zum Tisch, wandelte sich. Valerion zog sich an und sprach dabei den Tiger an. Der grummelte, verwandelte sich aber danach ebenfalls. Auch er ging zum Tisch, wo seine Klamotten noch lagen. Dabei sagte er etwas.
„Ist hier halt so“, gab Valerion zurück, ohne sich die Mühe zu machen, in seiner Muttersprache zu reden.
„Der versteht dich nicht wirklich schon, oder?“, fragte Julian argwöhnisch.
„Einiges“, gab der Tiger-Kerl zurück. Julian zuckte erschrocken zusammen, was den Typen grinsen ließ.
„Wie heißt du eigentlich?“, wollte Julian wissen, obwohl das in Wahrheit vollkommen nebensächlich war. Aber wenn er den jetzt auch an der Backe hatte, war es höchste Zeit, wie er fand.
„Tarakan“, war es Valerion, der die Antwort gab. Julian nickte nur dazu.
„Geh frühstücken“, murmelte Valerion. Auch dazu nickte Julian nur, setzte sich langsam in Bewegung. Der Kerl war angespannt, beäugte ihn misstrauisch. Julian durfte nicht vergessen, dass er ein Tier war. Ein Tier, das ihn nicht kannte und das ihm nicht vertraute. Ein Tier, das ziemlich gefährlich werden konnte. Er musste genauso vorsichtig sein, wie mit Valerion zu Beginn. Der folgte ihm in die Küche, nahm sich auch etwas zu Essen, dabei sprach er auf Tarakan ein. Dann folgte wieder die Übersetzung: „Also, du hast eine Xnerx bestochen, weil du es ohne mich ja angeblich nicht ausgehalten hast. Da stellt sich für mich die Frage: Warum erst jetzt?“
Tarakan stand ihm Türrahmen, als er antwortete. Immer wieder flocht er erstaunlicherweise deutsche Worte ein, doch Julian achtete nicht darauf. Es klang wie Gestammel, aus dem er sicher nicht schlau geworden wäre. Er blickte fragend zu Valerion, als Tarakan geendet hatte.
„Es hatte seine Zeit gebraucht, die richtige ausfindig zu machen. Warum?“, die Frage hatte offenbar Tarkan gegolten, der ohne Übersetzung antwortete.
„Weil, diejenige, die mich rübergeschickt hat, tot ist“, lieferte Valerion die Übersetzung, „Und nur einige wussten, wo sie mich abgesetzt hat.“
Er schwieg einen Moment, indem Julian sich zwingen musste, zu essen. Eigentlich hatte er überhaupt keinen Appetit. Ein ganz eigenartiges Gefühl machte sich in ihm breit. Valerion blickte wieder auf und fragte: „Und was weiter?“
Tarakan grinste vorsichtig und sagte etwas. Valerion knurrte, sah ihn wütend an. Julian stieß ihn ungeduldig an. Ohne sich ihm zuzuwenden, murmelte Valerion: „Er will, dass ich wieder zurück komme.“
Julian war ziemlich geschockt, doch gleich fiel ihm ein: „Das geht ja nicht? Ich mein die Tatsache, dass du schwul bist, besteht noch
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