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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ambros
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Initiative für Obdachlose war nicht irgendein Verein auf dem Papier, Austria 3 tat wirklich was.
    Ein Jahr danach habe ich mich selber fast abgefackelt und bin wieder für den Watzmann entbrannt. Das eine passierte nicht beim Grillen, das andere am Chiemsee. Und dort hat sich eine Flamme entzündet, mit der ich nicht mehr gerechnet hätte. Ich habe die Liebe meines Lebens kennengelernt. Anne heißt sie. Sie ist die Mutter meiner Zwillinge.

11
Ein Wink des Todes
    Ich war zum ersten Mal in meinem Leben feig. Normalerweise muss ich mich nicht erst bitten, bevor ich eine Frau anspreche. Bei ihr war das anders.
    Sie ist mir sofort aufgefallen, wie sie da auf der Tribüne gesessen ist in ihrem adretten Kostümchen. Sie war eine der Hostessen vom Sender Bayern 1, der unser zweites Gastspiel mit dem Watzmann am Chiemsee promotet hat und Werbegeschenke verteilen ließ. Beim Soundcheck am frühen Abend um halb sechs war noch nicht viel los, da standen die Mädels immer um die Bühne herum und schauten uns zu. Mah, ist die süß, habe ich mir gedacht. Aber sie anzureden traute ich mich nicht.
    Einen Monat haben wir in Bayern den Watzmann gespielt. Den überarbeiteten Watzmann, den wir im Vorjahr hier präsentiert hatten. Eine Neuinszenierung unter der Regie vom Rudi Dolezal mit neuen Liedern, neuen Szenen und einer neuen Gailtalerin in Gestalt von Klaus Eberhartinger. Ich war noch immer gehandicapt mit meinem bandagierten linken Arm, die Brandwunden von meinem missglückten Versuch, in Pressbaum den Baumschnitt zu verbrennen, waren noch nicht verheilt. Aber das war nicht der Grund, warum ich sie nicht angeredet habe. So wie sie ausgeschaut hat, war ich sicher, die g’hört irgendwem.
    So wie wir uns angeschaut haben, war ich sicher, irgendwas ist da trotzdem. Und ihr Blick aus den süßwasserblauen Augen war nicht von der langweiligen Art. Sie ist auf der einen Seite des Wassergrabens vor der Bühne gestanden, ich auf der anderen. Bis zum letzten Tag. Der Soundcheck war vorbei, ich bin übersWasser gesprungen und habe sie geküsst. Dann erst fragte ich sie nach ihrem Namen.
    »Anne«, sagte sie.
    In dem Moment kamen die Schiffe mit den ersten Zuschauern an, der Platzsprecher wies die Besucher ein und sie musste an die Arbeit.
    »Wir gehen dann aber schon noch was trinken, gell?«, sagte ich.
    Sie nickte, dann war sie weg.
    Bis jetzt war sie nie mitgekommen, wenn alle anderen nach der Vorstellung noch was trinken gingen. Nein, lieber nicht, sie wohne ganz woanders. Vielleicht eh gescheiter, hatte ich mir schon gedacht. Insbesondere dann, wenn ich Besuch hatte. Von der Ingold zum Beispiel, der Dame, die mir den Ärger mit dem depperten Feuer bereitete hatte. Oder einer Journalistin, die sich für ein Interview zu mir ins Bett gelegt hatte. Ich hatte also noch andere Eisen am Glühen und bediente mich reichlich am Gabentisch der Weiblichkeit.
    Warum auch nicht. Die Sache mit der Margit war längst passé. Sie hatte mich verlassen, wir beließen die Ehe auf dem Papier. Wer sich wo mit wem was anfing, war kein Thema mehr in unserem Arrangement. Einmal rief sie mich an und sagte: »Ich bin verliebt in unseren Nachbarn.« Dachte ich mir: gut, dann: gratuliere. Wichtig für uns beide war, dass der Matthias den Weg zu seinem Ziel, ein guter Musiker zu werden, gehen konnte, ohne sich um elterliche Scharmützel kümmern zu müssen. Mein Privatleben war etwas für Ingolds und Journalistinnen, einem süßen Mädel aus Bayern musste man so was nicht auf Druck zumuten. So hatte ich mir das zurechtgelegt. Aber jetzt hatte die Anne Ja gesagt.
    Wir gingen gemeinsam auf die Abschlussparty. Es war Ende August und schon ein wenig frisch, wir saßen unter einem dieser Heizschwammerln, aber mir war auch so ganz schön warm. Wir merkten nicht, wie die Zeit verging, es war sechs in der Früh, als ich sie fragte, ob sie noch einen Sprung mitkomme.
    »Ja«, sagt sie, »aber ich kann nur mehr eine halbe Stunde, dann muss ich mit fünfzehn Kindern auf Urlaub fahren.«
    »Was für Kinder? Was für ein Urlaub?«
    »Ich bin Sozialarbeiterin und habe gerade einen neuen Job angetreten. Ich muss mit dem ganzen Trupp auf eine Hütte bei Bad Tölz.«
    Manchmal gehen die Dinge auch in einer halben Stunde, wenn man will. Als sich die Anne verabschiedete, hinterließ sie mir ein Lächeln und eine Telefonnummer. Ich drehte mich noch einmal um im Bett und dann träumte ich von Heizschwammerln in Hostessenkostümchen.
    Gegen zehn Uhr rief ich sie an. »Wie geht’s

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