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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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deinen frommen Sprü-
    chen! Du bist der Inquisitor, nach dem sie geschickt haben, nicht wahr? Was glaubst du, jetzt noch ändern zu können!
    Du kommst zu spät! Du hättest vor einem Jahr kommen sollen, um die Hexe zu verbrennen. Jetzt wirst du nichts mehr ausrichten gegen die Macht des Teufels.«
    Ihre ungeheure Feindseligkeit überraschte und erschreckte Tobias. Er fühlte sich hilflos, von einem einfachen Weibsbild beschuldigt, wo er doch der Ankläger sein sollte. Er spürte, daß ihr Zorn echt war und nicht nur die Wut einer sterben-26
    den Sünderin, die mit ihren Schicksal haderte und erkannte, daß ihr das Himmelreich verschlossen bleiben würde.
    »Was meinst du damit?« fragte er verwirrt.
    »Was ich damit meine?« Sie hustete wieder, preßte die Hand gegen den Leib und atmete ein paarmal tief ein und aus, ehe sie fortfuhr. Sie sprach jetzt etwas leiser, aber nur, weil sie einfach keinen Atem mehr hatte, nicht etwa, weil ihr Zorn verflogen wäre.
    »Ja, ich habe das Kind getötet!« sagte sie trotzig. »Und ich habe es in den Fluß geworfen, damit es dort verfault, wenn du es genau wissen willst! Du sprichst von seiner Seele? Es hatte keine!«
    »Schweig!« befahl Tobias scharf. Unwillkürlich schlug er das Kreuzzeichen. »Du versündigst dich!«
    Die Frau lachte, aber es klang wie ein Schrei. »Es hatte nie eine Seele«, beharrte sie, »weil es kein Geschöpf Gottes war, sondern ein Höllenbastard! Versündigt hätte ich mich, hätte ich es am Leben gelassen! Du willst es in Heiliger Erde bestatten? Dann geh und hol es dir und grab es ein, und du wirst sehen, daß der Boden sauer wird, wo es liegt, und die Pflanzen verdorren. Und es ist nicht meine Schuld! O nein, bestimmt nicht! Ich habe sie gewarnt. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen diese Satansbrut davonjagen. Nehmt Feuer und Pech und verbrennt sie, habe ich gesagt, aber keiner hat auf mich gehört!«
    Tobias wurde hellhörig. »Wovon sprichst du?« fragte er.
    »Wovon ich spreche? Von der Hexe! Von diesem Teufelsweib, das uns alle verzaubert hat! Sie hat mich verdorben und meinen Gatten und . . . und diese Teufelsfrucht, die ich aus meinem Leib gerissen habe! Und sie wird auch alle anderen ins Unglück stürzten!« Sie hustete wieder und krümmte sich unter einer neuen Welle des Schmerzes, und Tobias begriff, daß sie sterben würde und ihre Seele verloren war.
    Er versuchte vergeblich, auch nur noch eine Spur Zorn zu empfinden. Was sie getan hatte, war eine Todsünde, aber es stand ihm nicht zu, darüber zu richten. Jetzt nicht mehr. Sie würde sehr bald ihrem Schöpfer gegenüberstehen und seiner Gnade ausgeliefert sein. Er streckte die Hand aus und 27
    berührte behutsam ihre Schulter. Diesmal wehrte sie sich nicht.
    »Hör auf, so zu reden, mein Kind«, sagte er sanft. »Das Fieber verwirrt deine Sinne. Du weiß nicht mehr, was du sagst. Bete zu Gott, daß er dir vergibt. Wenn du willst«, fügte er nach einem fast unmerklichen Zögern hinzu, »tue ich es für dich.«
    Er wollte die Hände falten, aber plötzlich richtete sie sich noch einmal auf und hielt seinen Arm fest. »Tu das nicht«, sagte sie. »Mir kann niemand mehr helfen. Du würdest dich nur beschmutzen, wenn du es versuchst. Ich muß für das bezahlen, was ich getan habe. Es ist gut so. Ich will es nicht anders.«
    Tobias befreite sich mit sanfter Gewalt aus ihrem Griff, streckte noch einmal die Hand aus und berührte mit Zeige-und Mittelfinger der Rechten ihre Stirn. »E nomine patris, et fil . . .«
    Die Frau schrie auf wie unter Schmerzen, schlug seinen Arm zur Seite und kroch rücklings ein Stück von ihm fort.
    Ihr Gesicht war verzerrt, als hätte er sie mit glühendem Eisen berührt.
    »Rühr mich nicht an!« schrie sie. »Ich bin verflucht, und jeder, der mich berührt, muß zugrunde gehen!«
    Sie phantasierte. Es ging jetzt schnell zu Ende, begriff Tobias, und das Fieber und der nahe Tod begannen ihre Sinne zu verwirren, so daß sie nun wirklich nicht mehr wußte, was sie sagte oder tat. Er stand auf. »Ich laufe ins Dorf und hole Hilfe«, sagte er, mehr zu dem Jungen gewandt als zu Greta. »Aber es wird dauern - sicher eine Stunde, wenn nicht länger. Gib so lange auf sie acht.«
    Der Junge nickte nervös. Seine Augen waren dunkel vor Angst, als er neben seiner Mutter niederkniete und nach ihrer Hand griff. Er zitterte.
    »Hab keine Angst«, sagte Tobias. »Ihr wird schon nichts geschehen. Ich laufe, so schnell ich kann!«
    »Nein!«
    Gretas Stimme war überraschend fest,

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