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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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ist!«
    »Was geschah also in dieser Höhle?« fuhr Pretorius fort, wieder ohne ihm auch nur Beachtung zu schenken.
    »Ich verführte Tobias«, sagte Katrin. »Ich verhexte ihn, sein Gelübde zu brechen und mit mir die Sünde der Fleischeslust zu begehen.«
    »Fiel es dir schwer?« wollte Pretorius wissen.
    Katrin deutete ein Kopfschütteln an. »Nein. Diese Höhle ist ein Ort, an dem die Macht der Hölle groß ist. Kein Mann aus Fleisch und Blut hätte mir dort widerstehen können. Ich überzeugte ihn endgültig davon, daß ich unschuldig sei und er mir bei der Flucht helfen müsse. Dann verließen wir den Wald wieder und machten uns auf den Weg zum Fluß. Aber wir wurden entdeckt. Die Buchenfelder waren ausge-schwärmt, mich zu suchen. Der Bauer Janosch überraschte uns. Als Tobias ihn sah, zwang ich ihn, ihn anzugreifen.
    Doch Janosch war stärker. Er rang Tobias nieder, und als er nicht aufhörte, sich zu wehren, zog er ein Messer und stach ihm in die Schulter.«
    »Und weiter?« fragte Pretorius, als Katrin schwieg.
    »Während Tobias und Janosch miteinander kämpften, lief ich zum Wald zurück und suchte mir einen Knüppel«, sagte sie. »Damit habe ich ihn erschlagen.«
    »Aber so war es nicht«, murmelte Tobias. Er schrie jetzt nicht mehr. Seine Stimme war kaum mehr ein Flüstern, das Pretorius wahrscheinlich gar nicht mehr hörte. Seine Augen brannten, aber er hatte nicht einmal mehr Tränen. Er hätte 380
    Entsetzen verspüren müssen, Zorn, Panik - irgend etwas, aber er fühlte nichts. Er hatte verloren. Nichts, was er jetzt noch tat oder sagte, vermochte noch irgend etwas zu ändern.
    Wieder breitete sich für lange, endlose Augenblicke ein bedrückendes Schweigen im Saal aus. Dann räusperte sich Pretorius und hob den Kopf, um nacheinander Theowulf, Tobias und Katrin anzusehen. »Die Beschuldigte hat zugegeben«, begann er, »die ihr zur Last gelegten Untaten begangen zu haben. Sie ist geständig, mit dem Teufel im Bunde zu sein und mittels magischer Kräfte verschiedenen Einwohnern Buchenfelds und der Umgebung Schaden zugefügt zu haben.
    Sie hat gestanden, alles in ihrer Macht Stehende getan zu haben, diesen Ort zu verderben und die Saat des Teufels in die Herzen seiner Menschen zu pflanzen. Sie hat im Verlaufe der Verhandlung weiter gestanden, schon vor vier Jahren dafür gesorgt zu haben, daß der damalige Pfarrer davongejagt wurde. Sie ist überdies geständig, ihren Mann, den Apotheker Verkolt, über eine Zeit von einem Jahr hinweg allmählich vergiftet zu haben. Und sie gesteht auch die schwerste der Anschuldigungen ein, nämlich den Inquisitor mit ihren Hexenkünsten willenlos gemacht zu haben. Ich bestimme deshalb, daß sie als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt und ihre Asche anschließend in alle vier Winde verstreut werden soll. Das Urteil wird noch heute voll-streckt.«
    Tobias hörte die Worte kaum. Er hatte gewußt, wie das Urteil aussehen würde, aber er fühlte noch immer nichts, weil er einen Grad der Verzweiflung und Mutlosigkeit erreicht hatte, an dem selbst das Entsetzen seinen Schrecken verloren hatte.
    Katrins Augen füllten sich mit Tränen. Sie starrte Pretorius zitternd an und drehte sich dann mit einem Ruck herum und sah in Theowulfs Richtung.
    Es war seltsam - aber von allen Reaktionen, die Tobias erwartet hatte, las er auf Theowulfs Gesicht die unwahr-scheinlichste: Schrecken.
    Dabei konnte ihn dieses Urteil nicht überraschen. Er hatte sein Ziel erreicht, und doch schien er nicht zu triumphieren.
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    Auch Pretorius war die überraschende Reaktion des Grafen nicht entgangen, denn er wandte sich mit einem fragenden Blick an Theowulf. »Habt Ihr noch irgend etwas zu sagen, Graf?«
    Theowulf schüttelte hastig den Kopf. »Nein«, antwortete er, »ich möchte Euch lediglich den Dank der ganzen Stadt aussprechen, daß Ihr uns endlich von dem Unglück erlöst, das seit Jahren auf uns lastet. Allerdings . . .«
    Pretorius hatte sich schon wieder Bruder Telarius zuge-wandt, blickte aber jetzt überrascht auf und sah den Grafen an. »Ja?«
    »Ich will mich nicht einmischen«, begann Theowulf
    zögernd. »Aber mich läßt nicht los, was sie über diese Höhle erzählt hat.«
    »Wie meint Ihr das?« Pretorius legte fragend den Kopf auf die Seite.
    »Wenn es wirklich ein Ort ist, an dem der Teufel umgeht«, antwortete Theowulf, »so können wir nicht so tun, als wäre alles vorbei. Ein anderer mag unwissentlich in dieselbe Falle stolpern, wie es Eurem armen Priester geschah. Oder

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